SZ-Adventskalender:Beratung im Bus

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Seit Jahren helfen Elisabeth Fobo und andere Studenten Flüchtlingen - jetzt fehlt Geld

Von Valerie Präkelt, München

Es ist kalt in der Bayernkaserne, obwohl das Thermometer gerade noch Plusgrade anzeigt. Vor dem gelb gestrichenen Reihenhaus mit der Nummer 45 parkt wie jeden Mittwoch ein altes, buntes Wohnmobil. Im sogenannten Info-Bus wirft jemand die Heizung an, der Generator rattert. Hier in der Bayernkaserne, eine der bundesweit größten Erstaufnahmeeinrichtungen für Flüchtlinge, drängeln sich Menschen um den bunten Bus, man hört Stimmengewirr. Die Mitarbeiter des Info-Busses bieten in 13 Sprachen außerbehördliche Asylberatung für Geflüchtete an - die ehrenamtliche Arbeit ist von großer Bedeutung, nun ist aber unsicher, wie umfangreich die Hilfestellung angeboten werden kann - Fördergelder wurden gekürzt, es fehlt Geld.

Hofft, ihre ehrenamtliche Arbeit mit dem Info-Bus fortsetzen zu können: Studentin Elisabeth Fobo. (Foto: Lorraine Hellwig)

An diesem Mittwoch ist auch Elisabeth Fobo, 20, wieder in der Kaserne. Die gebürtige Münchnerin unterstützt das Gemeinschaftsprojekt des Münchner Flüchtlingsrats und von Amnesty International seit 2013 - da war sie erst 18 Jahre alt. Elisabeth arbeitete sich in die komplexe Thematik ein - und fährt seitdem regelmäßig in eine der vier Erstaufnahmestätten, die der Bus wöchentlich besucht. "Von uns erhalten die Flüchtlinge Information über das deutsche Asylverfahren", erklärt sie routiniert. "Häufig fragen mich Geflüchtete, wann sie arbeiten dürfen, oder was es bedeutet, wenn sie vor ihrem Asylgesuch in Deutschland schon in einem anderen EU-Land ihre Fingerabdrücke abgeben mussten." Elisabeth berät auf Englisch, spricht aber auch Französisch und ein bisschen Arabisch.

Bareinzahlungen sind von Montag bis Donnerstag von 9.30 bis 18 Uhr sowie Freitag und Samstag von 9.30 bis 16 Uhr im SZ-Servicezentrum, Fürstenfelder Straße 7, möglich. SZ-Grafik (Foto: Service)

Die 20-Jährige engagierte sich nach dem Abitur im Bundesfreiwilligendienst für psychisch Erkrankte und organisiert in ihrer Freizeit Planspiele am Centrum für angewandte Politikforschung. Nebenbei studiert sie Psychologie im 3. Semester und findet trotzdem Zeit für den Info-Bus. "Ich möchte den Menschen helfen, denen es nicht so gut geht wie mir."

Elisabeth arbeitet ehrenamtlich, so wie alle Dolmetscher und Asylberater am Bus. Nur Projektleiterin Rebecca Kilian-Mason ist angestellt und hofft, im nächsten Jahr noch eine weitere Stelle besetzten zu können. Doch das ist eine Frage des Geldes. Eine wichtige Spende des Asyl-, Migrations- und Integrationsfonds blieb jüngst verwehrt, auch die EU hat die Gelder gekürzt. Dabei müsste die vom Info-Bus herausgegebene Broschüre wegen der sich schnell ändernden Asylpolitik aktualisiert werden. Und das ist nicht das einzige Problem: Das alte Hymer-Wohnmobil, das Herzstück des Projekts, fährt bereits mehr als 20 Jahre. 2016 steht der TÜV an. Den wird der Bus nicht mehr bestehen. Ein Ersatz muss her, dafür braucht die Initiative Geld - Geld, das aktuell nicht zur Verfügung steht. Am Info-Bus herrscht trotzdem gute Stimmung. Ob Elisabeth jemals überlegt hat aufzugeben? Sie schüttelt den Kopf. "Nein. Nie!"

Sicher spenden können Sie unter http://www.sz-adventskalender.de/onlinespende/ oder durch Überweisung auf folgendes Konto "Adventskalender für gute Werke der Süddeutschen Zeitung e.V.", Stadtsparkasse München, IBAN: DE86 7015 0000 0000 6007 00 BIC: SSKMDEMMXXX.

© SZ vom 07.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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