SV Heimstetten:Hey, da geht was

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Die Wucht des Moritz Hannemann: Erst wuchtete er einen Distanzschuss zum 1:0 ins Tor, dann staubte Carl Weser ab. (Foto: Claus Schunk)

Die stark ersatzgeschwächte Mannschaft von Trainer Schmitt schlägt den Zweiten Schweinfurt.

Von Thomas Jensen, Kirchheim

Es gab wohl allerlei Gründe aus Heimstettener Sicht, nicht optimistisch in den Samstag zu gehen. Angefangen beim Gegner Schweinfurt, immerhin Ranglistenzweiter, der das Ziel ausgegeben hatte, alle restlichen zwölf Spiele zu gewinnen. Oder, dass in Fabian Cavadias, Yannick Günzel und Luca Beckenbauer beinahe die komplette Innenverteidigung gesperrt zusehen musste. Und dass es auch noch verletzungsbedingte Ausfälle gab, darunter jener von Tim Schels. Der Mittelfeldmotor hatte sich vor einigen Tagen im Test gegen Dachau am Meniskus verletzt und wird die komplette restliche Saison verpassen. Trainer Christoph Schmitt wusste nach eigener Aussage daher bis kurz vor dem Spiel nicht genau, wie er seine Mannschaft aufstellen würde. Doch trotz allem habe er ein gutes Gefühl gehabt, sagte der Heimstettner Coach.

Seine Gefühlslage dürfte sich nach dem Spiel nicht verschlechtert haben. Auch wenn man es ihm nicht anmerkte, als er den 2:1 (0:0)- Sieg seiner Mannschaft nüchtern analysierte und dieser beim Feiern zusah. "Der Schlüssel war heute, dass die Jungs wirklich dran geglaubt haben," bilanzierte der 34-Jährige. Wichtig dafür sei der Auftritt in der ersten Viertelstunde gewesen, als sich Heimstetten einige Male dem gegnerischen Tor annäherte, auch wenn die ganz große Chance ausblieb: "Da hatten wir mehr vom Spiel und haben wirklich gesehen: Hey, da geht heute was."

Nach dieser Phase änderten sich die Spielanteile jedoch. Während der Rasen durch anhaltende Graupelschauer immer weißer wurde, verschob sich die Vorherrschaft auf der Wiese von den weiß gekleideten Gastgebern zu den Schweinfurtern in den grünen Trikots. Fast im selben Moment als das Flutlicht angeschaltet wurde, hatten die Gäste dann ihre erste große Chance. Der ehemalige Heimstettener Mohamad Awata wurde am Fünfmeterraum bedient, traf aus der Drehung jedoch nur Torwart Maximilian Riedmüller.

Es sollten noch einige Szenen folgen, in denen sich der Schlussmann auszeichnen konnte. Ebenso wie die gesamte Defensive, die trotz improvisierter Zusammenstellung nicht allzu viele Chancen zuließ. Ein Stück weit habe ihn das schon überrascht, gab Schmitt nach der Partie zu. Immerhin bestritt Zugang Marco Raimondo-Metzger, der im Winter von den Münchner Löwen gekommen war, sein erstes Ligaspiel überhaupt für den SVH. Und an seiner Seite lief der 21-jährige Sandro Sengersdorf das erste Mal überhaupt als Innenverteidiger auf.

Doch das Spiel nahm trotz der wachsenden Überlegenheit der Gäste nicht den erwartbaren Lauf. Schuld daran waren zwei zweite Bälle. Das erste Mal in der 66. Minute, als die Unterfranken eine Freistoßflanke aus dem Halbfeld unzureichend klärten und Moritz Hannemann den Ball per Direktabnahme aus dem rechten Eck des Strafraums im Tor versenkte. Das zweite Mal in der 84. Minute, als wieder Hannemann aus der Distanz einen scharfen Schuss inklusive Aufsetzer abgab. Torwart Jan Reichert ließ die Kugel nach vorne abprallen, so dass der herangesprintete Carl Weser zum 2:0 einschieben konnte.

Für Weser "ein Wahnsinnsmoment und ein Wahnsinnsgefühl", wie er es später zusammenfasste. Und im Gegensatz zu seinem Trainer sah man das dem breit grinsenden Flügelspieler auch an. Für ihn war es sowohl das erste Tor in der Regionalliga überhaupt als auch sein erstes Spiel, seit er sich am zweiten Spieltag das Außenband im Knie gerissen hatte. Dass er gleich wieder von Beginn ran durfte, habe ihn ein wenig überrascht, aber fit habe er sich schon gefühlt. "Jetzt spüre ich die Beine natürlich ordentlich, aber das ist in Ordnung", fügte der 23-Jährige noch laut lachend an.

Schuld daran waren die Schweinfurter, die auch nach dem zweiten Gegentreffer keineswegs nachließen und die Gastgeber weiterhin dazu zwangen, alles reinzuhauen, wie es Weser formulierte: "Aber wir haben gut gegengehalten und am Ende hat ja alles gepasst." Wobei den Gästen in der Nachspielzeit durch Florian Pieper noch der Anschlusstreffer gelang und sie mit der letzten Aktion in Person von Aaron Manu noch eine große Kopfballchance hatten.

Da diese ungenutzt blieb, verließ Heimstetten die Relegationsplätze und steht vor einem wichtigen Spiel gegen Verfolger TSV 1860 Rosenheim. Mit dem Sieg im Rücken und angesichts der Rückkehr der gesperrten Spieler hat Trainer Schmitt dann sogar objektiv allerbeste Gründe für ein gutes Gefühl.

© SZ vom 09.03.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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