Studentenstadt:Bewegungsmangel

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Am Oskar-von-Miller-Gymnasium fällt Sportunterricht aus, weil es wegen der Sanierung nicht genügend Ausweichquartiere gibt. Der Schulleiter fühlt sich vom Bildungsreferat im Stich gelassen

Von Johannes Korsche, Studentenstadt

Schulleiter Peter Schwartze weiß momentan nicht, wie er dem vorgeschriebenen Lehrplan gerecht werden soll. Denn dem Oskar-von-Miller-Gymnasium fehlt an seinem Interimsstandort an der Ungererstraße eine Sportanlage. Das Stammgebäude des Gymnasiums an der Siegfriedstraße wird für die nächsten vier Jahre renoviert. Schwartze hatte darauf gesetzt, dass seine Schüler während der Zeit auf das fußläufig leicht erreichbare Areal des SV Weiß-Blau Allianz an der Osterwaldstraße ausweichen können. Doch weil die Vertragsverlängerung für das Gelände derzeit ins Stocken geraten ist, ist das für Schwartze und seine Schüler keine Option mehr. Er bemängelt, dass die Schule vom Referat für Bildung und Sport (RBS) zu wenig Unterstützung bekommen habe. Selbst zum Schuljahresbeginn habe sich "nichts und niemand" gerührt. Das RBS verweist darauf, dass es "dem Gymnasium bereits im Februar 2018 Ausweichmöglichkeiten für den Pflichtsportunterricht angeboten" habe.

Vor allem für die Sportstunden am Vormittag gibt es noch keine ausreichende Lösung. "Da ist es sehr schlecht", sagt Alexander Suckow, Sportfachbetreuer im Oskar-von-Miller-Gymnasium. Vorgegeben seien 66 Sportstunden in der Woche, die vormittags gehalten werden müssten. Doch für 50 Stunden fehle noch eine angemessene Unterbringung. Auch die fünfte Jahrgangsstufe sowie die Q 11 und Q 12 betreffe das. Ein Problem, denn gerade in der Q-Stufe müsse man die Schüler eigentlich auf das Sportabitur vorbereiten, sagt Suckow. Damit die Kinder und Jugendlichen sich zumindest ein bisschen bewegen, weichen sie in diesen Stunden in den Englischen Garten aus. Der Unterricht finde dort "in Begleitung von an den Kindern hochspringenden Hunden und unter Vermeidung von Hundehaufen" statt, beschreibt Schulleiter Schwartze in einem Brief an Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) die derzeitige Situation seiner Schüler.

Das Schulreferat betont, dass man dem Gymnasium sechs Ausweichstandorte vorgeschlagen habe, unter anderem die Grundschulen am Bauhausplatz und an der Burmesterstraße sowie die Sporthalle an der Morawitzkystraße. Die Absprache zwischen den Schulen über Belegungszeiten laufe laut Referat "in der Regel bilateral zwischen zwei Schulen". Nur gebe es gerade bei anderen Sporthallen am Vormittag keinen Platz mehr, sagt Schwartze. Dabei "geht es uns um den Vormittag".

Das Gelände des SV Weiß-Blau sei keine zehn Minuten Fußweg von dem Interimsgebäude entfernt - anders als die vom Referat vorgeschlagenen Standorte. Außerdem sei die Anlage vormittags ungenutzt, berichtet Schwartze von einem Gespräch mit Vereinsmitgliedern. Er habe sich darauf verlassen, dass die Stadtverwaltung diese Fläche bereitstellen werde. Diese Gewissheit stützte er vor allem auf ein Schreiben des Oberbürgermeisters, in dem Reiter von Gesprächen zwischen Stadt, Verein und Allianz berichtete. "Sobald sie erfolgreich abgeschlossen sind, stimmt das Referat für Bildung und Sport selbstverständlich die weiteren detaillierten Planungen mit Ihnen ab", heißt es darin. Außerdem zeigte sich Reiter darin "sehr zuversichtlich, dass auf diese Weise der Schulsport" gesichert werden könne. Für Schwartze klang das wie eine Zusage. Als sich zum Schuljahresbeginn abzeichnete, dass es nicht so kommen wird, sei er "maßlos irritiert" gewesen.

Das RBS betont, dass es auf mehrmalige Anfragen der Schule zum Gelände des SV Weiß-Blau immer die gleiche Antwort gegeben habe, wonach das Gelände "aktuell nicht zur Verfügung" stehe. Zudem habe die Schule in der ersten Schulwoche "erstmals Interesse an alternativen Räumen" gezeigt, schreibt das RBS. "Insbesondere nachmittags" seien auch heute noch Belegzeiten in den angebotenen Hallen offen. Das hilft Schwartze nicht viel. Er hofft darauf, dass es auf dem Vereinsgelände an der Osterwaldstraße doch noch klappt. "Es fällt uns schwer, da umzudenken."

© SZ vom 20.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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