Studentenproteste:"Bis Taten folgen"

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Während die Bildungsproteste weitergehen, verhandeln Studentenvertreter mit Bildungsminister Wolfgang Heubisch über mehr Mitspracherechte.

T. Neshitov

Wenn Matthias Nowak sein Studium abschließt, wird er Schulden von mehr als 10.000 Euro angehäuft haben. Wie er seine Bafög-Bezüge und Studienkredite abzahlen soll, weiß er nicht. Der 25-Jährige kam am Mittwoch aus Würzburg, um für die Abschaffung der Studiengebühren zu demonstrieren. Auch der 22-jährige Politikstudent Michael aus Regensburg war bei der Demo dabei - um seinem Frust über den verschulten Bachelor-Studiengang Luft zu machen. Und Roxanne, eine 23-jährige Germanistikstudentin, die sich in der Protestbewegung "Uni brennt" engagiert, feuerte die knapp 100 Demonstranten bei Minus fünf Grad an: "Hüpft gegen die soziale Kälte!"

Bayerische Studenten fordern die Abschaffung der Studiengebühren und mehr Mitspracherechte in den Hochschulgremien. (Foto: Foto: ddp)

Seit Monaten fordern bayerische Studenten ein gebührenfreies Studium und mehr Mitspracherecht in den Hochschulgremien. Ob sie wieder Hörsäle besetzen wollen, wissen sie nicht, aber in jedem Fall soll 2010 ein Jahr der Bildungsproteste werden - "bis Taten folgen". Während sich der Protestzug mit Transparenten ("Bayern verblödet und alle machen mit!") und Sprechchören ("Wir sind hier, wir sind laut, weil man uns die Bildung klaut!") vom Sendlinger Tor Richtung Odeonsplatz in Bewegung setzten, empfing Bildungsminister Wolfgang Heubisch (FDP) Studentenvertreter aus ganz Bayern in seinem Ministerium.

Zwei Stunden dauerte das Gespräch, bei dem es um die Schaffung von "verfassten Studierendenschaften" geht - Körperschaften des öffentlichen Rechts, die es bereits in vielen Bundesländern gibt. Diese Gremien geben Studenten mehr Mitspracherechte bei der Erstellung von Stundenplänen und der Verteilung von Etatmitteln. Das schmerzliche Thema Studiengebühren wurde bei dem Treffen ausgeklammert. Als der Demo-Zug am Stachus vorbeistampft, gibt einer der Delegierten, die mit dem Minister verhandeln, per SMS eine Zwischenmeldung durch: Heubisch habe sich bereiterklärt, eine Arbeitsgruppe aus Studenten, Hochschulvertretern und Ministerialbeamten zu gründen, die bis Mitte Juli konkrete Vorschläge machen soll.

"Heubisch spielt auf Zeit!", brüllt der Zugführer ins Mikro. Vor dem Ministerium gibt es dann ein ordentliches Pfeif- und Trommelkonzert. Der Minister gibt sich ruhiger. An der Seite von zwei Asta-Sprechern versucht er Journalisten zu erklären, warum es noch Monate dauern wird, bis sich sein Ministerium zu einer Entscheidung durchringt. Die Studenten halten das Gespräch für einen wichtigen Schritt. Man wolle nicht mit der Brechstange vorgehen. Aber eine Verschnaufpause werde es für Landtag und Regierung nicht geben: "Die Zeit von Lippenbekenntnissen ist vorbei."

© SZ vom 14.01.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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