Streit mit Hotel Vier Jahreszeiten:Künstler im Rollstuhl unerwünscht

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"Das ist Diskriminierung von Behinderten", schimpft Wolfgang Flatz: Weil der Künstler derzeit im Rollstuhl sitzt, habe er in den Münchner "Vier Jahreszeiten" kein Zimmer bekommen. Im Luxushotel reagiert man verwundert.

Franz Kotteder

Er durfte nicht hinein, weil er derzeit wegen eines schweren Verkehrsunfalls im Rollstuhl sitzt. So ist jedenfalls die Darstellung des Künstlers Wolfgang Flatz, der schwer verärgert ist, weil aus einer geplanten Übernachtung im Hotel "Vier Jahreszeiten" in der Maximilianstraße nichts wurde. Eine Nacht hätte er dort am vergangenen Samstag verbringen sollen, nachdem er an einer Podiumsdiskussion zum Thema "Kunst und Gewalt" in den Kammerspielen teilgenommen hatte. So sollte ihm der Weg zurück in die Reha-Klinik in Bad Endorf noch am selben Abend erspart bleiben.

Wolfgang Flatz sitzt nach einem schweren Verkehrsunfall derzeit im Rollstuhl. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Doch als man im Hotel gehört habe, so Flatz, dass er im Rollstuhl sitze, habe man den Kammerspielen das Zimmer verweigert. Darauf sei man nicht eingerichtet, habe es geheißen, und: Das sei den anderen Gästen des Hauses nicht zuzumuten. Flatz ist entsetzt darüber: "Das ist eine ganz klare Diskriminierung von Behinderten! Ich sitze ja nur vorübergehend im Rollstuhl, aber wie geht man da mit jemandem um, der dauerhaft gehandicapt ist?"

Im Hotel "Vier Jahreszeiten" ist man sehr verwundert über diese Vorwürfe. "Wir sind hier sehr offen, was Behinderte angeht", sagt Pressesprecherin Carolin Grove, "unsere Stammgäste sind ja 50 Jahre alt und aufwärts, da sind naturgemäß sehr viele Gehbehinderte dabei."

Das Haus sei aufgrund seines Alters aber nicht behindertengerecht ausgestattet und verfüge nicht über Rampen für Rollstuhlfahrer: "Aber wir sind da natürlich hilfsbereit und gehen immer gerne zur Hand. Zur Not tragen wir die Leute auch oder sie können mit dem Gepäcklift fahren, wenn sie das nicht wollen." Eine Zurückweisung eines Gastes schließt Grove aus: "Das kann ich mir überhaupt nicht vorstellen."

Tobias Staab von den Kammerspielen, der das Zimmer in den "Vier Jahreszeiten" wegen der Nähe zum Theater buchen wollte, relativiert Flatz' Vorwürfe: "Man war nicht unhöflich oder dergleichen, sondern hat mich nur mit Nachdruck darauf hingewiesen, dass die Aufzüge und die Zimmer nicht behindertengerecht seien, dass es auf den einzelnen Stockwerken Stufen gebe und dass es womöglich vernünftiger sei, ein besser geeignetes Hotel zu finden."

Das sei dann aber gar nicht so einfach gewesen, sagt Staab: "In München gibt es anscheinend so gut wie keine behindertengerechten Hotels." Man habe Wolfgang Flatz schließlich im Hotel Louis am Viktualienmarkt untergebracht. Das sei zwar auch nicht behindertengerecht, aber in einem Doppelzimmer komme man wenigstens mit einem Rollstuhl ins Bad.

Für Wolfgang Flatz hatte der längere Weg zum Theater noch einen Nachteil: Als der Krankenwagen aus der Reha-Klinik am Samstag in München ankam, war die Anfahrt zum Hotel wegen des Christopher Street Days und der Parade dazu gesperrt, Flatz musste auf der Rollbahre gegen den Strom der Menschenmenge bis zum Hotel Louis transportiert werden. "Viele im Zug hielten das vermutlich für eine lustige Aktion", sagt er.

Er sei jedenfalls "sehr froh", wenn er wieder auf eigenen Beinen unterwegs sei. Flatz war vor etwa einem Monat angefahren worden, als er zu Fuß die Straße überqueren wollte, und hatte dabei mehr als 30 Knochenbrüche erlitten.

© SZ vom 17.07.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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