Ungeleerte Mülltonnen, verschobene Operationen, geschlossene Kitas: Die Gewerkschaft Verdi ruft am morgigen Dienstag weite Teile des öffentlichen Dienstes in München zum ganztägigen Streik auf. Die Gewerkschaft erwartet eine noch höhere Beteiligung als am ersten Streiktag vor knapp zwei Wochen - damals traten 3000 Beschäftigte in München in den Ausstand. Die Landeshauptstadt ist in dieser Woche klares Zentrum des bayernweiten Protests. In 40 Bussen werden bis zu 1500 weitere Streikende aus vielen Teilen des Freistaats nach München kommen zur Mittags-Kundgebung am Odeonsplatz, zu der Verdi-Bundeschef Frank Bsirske als Redner angekündigt ist.
Am stärksten dürften die Folgen wieder einmal die Eltern zu spüren bekommen. Schon beim Streiktag am 8. März blieben nach Angaben der Stadt rund drei Viertel aller Kinderbetreuungseinrichtungen geschlossen, diesmal könnten es sogar noch mehr werden. Verdi empfiehlt Eltern, bei den Einrichtungen, in die ihre Kinder gehen, anzurufen, um zu erfahren, ob gestreikt wird; in manchen Krippen und Kitas wird es auch einen Notbetrieb geben, zu dem Eltern Kinder aus benachbarten Einrichtungen bringen können. Neben den Münchner Einrichtungen wird diesmal auch die Kinderbetreuung in Olching, Germering, Freising und Dachau bestreikt.
Eine Schippe drauf legt Verdi auch beim Münchner Stadtklinikum: Diesmal sind Mitarbeiter aller fünf Krankenhäuser zum Streik aufgerufen; auch mehrere Operationssäle werden bestreikt. Die Notfall-Medizin und die allgemeine Patientenversorgung seien sichergestellt, heißt es von Verdi wie vom Klinikum. Allerdings dürften für den Dienstag geplante Operationen in vielen Fällen verschoben werden. Auch Teile des Reinigungspersonals werden streiken. Eine Protestaktion unabhängig von dem Streik im öffentlichen Dienst wird es bereits am Montag bei der privaten Paracelsus-Klinik in Bogenhausen geben. Die Mitarbeiter dort kämpfen um einen Haustarifvertrag und wollen in einer verlängerten Mittagspause dafür demonstrieren.
Über mehrere Wochen hinweg wird dagegen der Streik bei der Müllabfuhr zu spüren sein. Nicht nur, dass am Dienstag selbst nur sehr wenige Tonnen geleert werden; nach Angaben des Abfallwirtschaftsbetriebs AWM wird es bis zu 14 Tage dauern, bis die Arbeit nachgeholt wird, denn das Unternehmen kann Beschäftigte wegen eines Streiks nicht zu Überstunden zwingen. Auch die Wertstoffhöfe könnten geschlossen bleiben. Wer am Dienstag einen Termin zur Abholung von Sperrmüll hat, wird voraussichtlich vergeblich auf die Mitarbeiter des AWM warten.
Nur geringfügige Folgen dürfte der Streik für Besucher des Kreisverwaltungsreferats haben. Zwar richtet sich der Streikaufruf auch an städtische Verwaltungsangestellte; Verdi geht aber davon aus, dass der Publikumsverkehr in den Bürgerbüros weitgehend normal verläuft. Welche Folgen der Streikaufruf bei den Stadtwerken hat, ist unklar. Womöglich werden einige der Schwimmbäder geschlossen bleiben. Für die Allgemeinheit kaum spürbare Folgen dürften die Streiks im Deutschen Patent- und Markenamt, bei den Kammerspielen und in der Bundeswehrverwaltung haben.
In der Tarifauseinandersetzung für den öffentlichen Dienst verlangt Verdi 6,5 Prozent mehr Geld, mindestens aber ein Plus von 200 Euro. Die Arbeitgeber bieten bisher 3,3 Prozent mehr in zwei Stufen. Nächster Verhandlungstermin ist am Mittwoch kommender Woche.