Straßenmusik:Ärger über Nachbespaßung

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Performances am Rande der Wiesn erfreuen die Heimgänger auf dem Weg zur S-Bahn. (Foto: Jakob Berr)

Um das Oktoberfest herum hat sich eine Musiker-Szene mit Verstärkern breitgemacht - zum Leidwesen der Anwohner

Von Andrea Schlaier, Schwanthalerhöhe

Das letzte Prosit ist verklungen, die letzte Mass geschluckt, aber Ruhe kehrt deshalb noch lange nicht ein rund um die Wiesn. Im Gegenteil. Im Gürtel ums weltgrößte Bierfest drehten bis 3. Oktober allabendlich Straßenmusiker auf, nachdem die Zelte bereits geschlossen waren. Einige Nachbarn haben darüber im Bezirksausschuss Schwanthalerhöhe ein Klagelied angestimmt. "Die Beschwerden über Lärm nach den Wiesn-Schlusszeiten haben sich in den letzten Wochen gehäuft", erzählt Gebhard Halle. Der Verwaltungsbeirat der Wohnungseigentümer im Beton-Hochhaus an der Hangkante verweist auf "Musiker mit Verstärkeranlagen auf den angrenzenden Wiesn-Flächen; das ging bis zwei oder halb drei Uhr nachts".

Erst habe man vermutet, der laute Sound komme vom "Bussi Bussi Bavaria", dem After-Wiesn-Schuppen im ehemaligen Hacker-Pschorr-Bräuhaus am Fuße des riesigen Wohnblocks. "Die waren's nicht, sondern Musiker, die anscheinend das Wiesn-Publikum noch mitnehmen wollten", hat Halle beobachtet. Holger Henkel von der SPD-Fraktion ist ähnliche Kritik zu Ohren gekommen: "Die Lautstärke des Nach-Wiesn-Verkehrs hat wohl deutlich zugenommen; vor allem die der Nachbespaßungen."

Selbst Rudolf Stadler vom zuständigen Polizeirevier 14 kennt die Kritik: Von den bis zu 15 Lärmquellen um die Wiesn, zu denen auch Veranstaltungen vor Hotels zählten, seien die der "problematischen Straßeninterpreten" hinzugekommen. "Das sind teilweise Combos aus vier, fünf Mann." Auch denen habe man gesagt, dass sie ab 22 Uhr ihre elektronischen Verstärker ausmachen müssten. "Aber die stellen sich dann zunehmend Richtung Hackerbrücke auf, und ruckzuck bleiben 100 oder 150 Leute drum herum stehen." Nach 24 Uhr hätten die Ordnungskräfte auch diese Szene "ganz gut" in Griff bekommen. Bewohnervertreter Halle stimmt nur eingeschränkt zu: "Wo die Polizei mit dem Auto hinfahren kann, funktioniert's; aber wo's fußgängerzonenähnlich ist, nicht!"

Ohnehin gab's rund ums Oktoberfest reichlich Kollateral-Konflikte fürs Viertel, listet Anja Kaiser (Grüne) in der Wiesn-Bilanz für den Umwelt- und Verkehrsausschuss auf: Shuttlebusse hätten die Gollierstraße rund um die Schießstättstraße zugeparkt. Dass in diesem Jahr keine Hinweisschilder aufgestellt worden seien mit dem Hinweis, dass im Bezirk keine Wohnmobile abgestellt werden dürften, habe sich negativ ausgewirkt. Als unzureichend sei zudem das Parkplatzangebot für Anwohner beurteilt worden. Kritik gab's auch an "zunehmendem Dreck". Die Ridlerstraße, meldet sich Ingrid Pfaue (SPD) im BA zu Wort, "war derartig verschmutzt durch Erbrochenes; 2018 soll da die Straßenreinigung jeden Tag durchfahren". Dauerärgernis ist der mit ortsfremden Autos zugestellte VIP-Parkplatz vor der Schnecke am Bavariapark. Holger Henkel schüttelt den Kopf: "Wir haben nebenan ein riesiges, leer stehendes Parkhaus. Sollen die Wirte doch ein paar Meter laufen und ihre Autos da abstellen."

© SZ vom 19.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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