Kultur im Landkreis Starnberg:Von Reichtum, Glück und Leberkässemmeln

Lesezeit: 3 min

Pöcking Beccult, der lustige Historiker Erich Kasberger. (Foto: Georgine Treybal)

Der Pöckinger Historiker und Kabarettist Erich Kasberger setzt sich in seinem Programm mit wichtigen und den weniger wichtigen Dingen des Lebens auseinander.

Von Sylvia Böhm-Haimerl, Pöcking

Was ist Reichtum? Ist es der Umstand, der aus einem reichen Mann nur einen armen Mann mit sehr viel Geld macht, wie es Aristoteles Onassis einmal formuliert hat, der in den 1980er Jahren als reichster Mann der Welt galt? Oder sind es Fantasie und Träume, die den Menschen reich machen? "Reichtum hat viele Gesichter", sagt der Pöckinger Historiker und Kabarettist Erich Kasberger. Für sich selbst bemisst der 77-Jährige Reichtum eindeutig in der Zeit. Wie er bei seinem Auftritt im Pöckinger "Beccult" vorrechnete, bleiben ihm statistisch noch rund zehn Jahre Lebenszeit. Das wären ungefähr 5 256 000 Minuten. Er sei somit also Zeit-Millionär, stellte er fest - um sich sogleich zu fragen, ob es der Sinn des Lebens sein könne, der reichste Mann auf dem Friedhof zu sein.

Aber was ist schon Glück? Und was der Sinn des Lebens? Sind es die durchschnittlich sechs Tonnen an Lebensutensilien, die ein Mensch pro Jahr benötigt, während ein Bettler seinen gesamten Besitz in zwei Plastiktüten unterbringt? In seinem Soloprogramm macht sich Kasberger so seine Gedanken zu wichtigen und weniger wichtigen Dingen des Lebens. Eigentlich ist Kasberger in der Region bekannt als Historiker, der zusammen mit seiner Ehefrau Marita Krauss von den Gemeinden Pöcking und Feldafing beauftragt worden ist, die NS-Vergangenheit aufzuarbeiten. Als Kabarettist aber gibt er sich mal philosophisch, mal konkret. Und mal sind es die einfachen Lebensweisheiten, an denen er die mehr als 200 Besucher teilhaben und lachen ließ.

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"Es geht immer um die Philosophie, die in der Leberkässemmel drinsteckt", erklärt er, und beißt dabei genüsslich in die allseits beliebte bayerische Brotzeit. Geleichzeitig gibt er Lebensweisheiten von sich wie: "Eine Leberkässemmel schmeckt erst dann exklusiv, wenn den anderen das Wasser im Mund zusammenläuft." Oder er fragt mit verschmitztem Lächeln, ob man Glück kaufen kann, was er sogleich mit "Ja" beantwortet, weil seine Leberkässemmel 4,61 Euro gekostet hat. Manchmal schweift er auch ab ins Absurde und erzählt eine Geschichte, in der sich eine Fliege auf seine Leberkässemmel setzt, die zuvor auf einem Kuhfladen gelandet war.

Als ehemaliger Beamter - Kasberger war 25 Jahre lang Gymnasiallehrer für Geschichte und Sozialkunde - tendiert er eher zur praktischen Philosophie: "Ich krieg' Geld, obwohl ich denke", sagt er - und die Besucher lachen an dieser Stelle erst nach einer kurzen Verzögerung. Denn es sind die kleinen, kurzen Wörter wie das "obwohl", auf die es bei Kasberger ankommt. Ihm kommt es nicht an auf vordergründige Aussagen: Kasberger legt vielmehr Wert auf das Hintersinnige, das sein Publikum zum Nachdenken bringt. So kennen die Besucher den Kabarettisten Kasberger von seinen Auftritten auf dem Pöckinger Starkbierfest oder in der Galerie Ammann.

"Entscheidend ist das, was man nicht sagt, sondern was man nur andeutet", sagt Kasberger über Kabarett

Nur wenige wissen, dass der gebürtige Münchner Kasberger schon in seinen jungen Jahren Kabarett gemacht hat: Als Student gehörte er dem Ensemble der Musikkabarett-Gruppe "Die Saitenspieler" an und trat auf Kleinkunstbühnen in München und der Region drumherum auf. Als Lehrer arbeitete er in Teilzeit, um Zeit für die Theatergruppe zu haben, die er leitete. Zudem war er Mitglied im Lehrer-Kabarett, um mit dem Schulalltag abrechnen zu können. "Man wird Dinge los und kommt ins Gespräch parallel zur Schule", erklärt er.

Hat seinen speziellen Humor von der Mutter geerbt, die stets nach dem Motto lebte: "Das Leichte schwer und das Schwere leicht nehmen". (Foto: Georgine Treybal/Georgine Treybal)

Seine Art von Humor hat Kasberger von seiner Mutter geerbt, die laut Kasberger immer "zweimal ums Eck" gedacht hat. Kasberger, Jahrgang 1946, ist ein Kind der Nachkriegsjahre. Seine Mutter war zur Sparsamkeit gezwungen und lebte nach dem pragmatischen Motto: "Das Leichte schwer und das Schwere leicht nehmen". Heute feilt Kasberger an seinen Texten stets bis kurz vor dem Auftritt.

Als er mit seiner Kabarett-Karriere begann, habe er die Politik von Franz Josef Strauß aufs Korn genommen, erklärt er. Da habe man schnell sein müssen, weil sich in kürzester Zeit immer wieder etwas geändert hat. Auch heute noch dreht und wendet er jeden Satz bis zum letzten Moment. Was ihm am Kabarett gefällt? Man könne die Menschen direkt ansprechen. Kabarett lebt für Kasberger von den feinen Anspielungen, und er weiß: "Entscheidend ist das, was man nicht sagt, sondern was man nur andeutet".

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