Wittelsbacherstraße:Starnberger Verkehrsexperimente

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Der Ortseingang von Starnberg, die Wittelsbacherstraße, ist seit nahezu einem Jahr nur Ausgang. Die Einbahnstraßenregelung soll Dauerzustand werden. (Foto: Nila Thiel)

Bürgermeisterin Eva John will die Einbahnstraßenregelung in der nördlichen Wittelsbacherstraße auch nach Abschluss der Bauarbeiten am Georgenbachweg beibehalten. Aus dem Provisorium soll also ein Dauerzustand werden

Von Peter Haacke, Starnberg

Der Verkehr ist eines der am meisten diskutierten Themen in der Stadt. Bürgermeisterin Eva John rief eigens einen "Projektausschuss Verkehr" ins Leben, der sich mit dem drängendsten Problem der Kreisstadt befassen soll. Doch das Gremium hat bislang nur wenige Entscheidungen treffen können. Fakten scheint dagegen die Rathausverwaltung schaffen zu wollen: Nachdem John im März überraschend die Einbahnstraßenregelung in der Rheinlandstraße umkehren wollte - der Antrag im Bauausschuss verschwand nach massiver Kritik vorerst wieder von der Tagesordnung - soll jetzt vor dem Gymnasium ein Rad- und Fußweg für 375 000 Euro entstehen. Am Wochenende wurde zudem bekannt, dass aus einem Provisorium ein Dauerzustand werden soll: Demnach soll die Einbahnstraßenregelung in der nördlichen Wittelsbacherstraße auch nach Abschluss der Bauarbeiten am Georgenbachweg bestehen bleiben. Derweil wächst jedoch die Kritik an den Verkehrsplanungen der Bürgermeisterin, zumal die Konzepte zur Beruhigung der Innenstadt erst noch ausgearbeitet werden.

Ende März sind die Bauarbeiten am Georgenbachweg nach der Winterpause wieder aufgenommen worden, in wenigen Wochen könnte das Bauwerk fertiggestellt sein. Seit Monaten schon führt die Wittelsbacherstraße nur stadtauswärts, eine der drei Fahrspuren ist dauerhaft gesperrt. Die Zufahrt zur Innenstadt erfolgt von Norden her ausschließlich über die seither hoch belastete Kaiser-Wilhelm-Straße. Doch auch nach Abschluss der Bauarbeiten soll diese Verkehrsführung beibehalten werden - und erzeugt Irritationen: Die Stadt hatte die notwendige verkehrsrechtliche Anordnung 2015 selbst erlassen, obwohl Änderungen der Verkehrsführungen, die Einfluss auf die Bundesstraße 2 haben, grundsätzlich von der Unteren Verkehrsbehörde entschieden werden. "Das Landratsamt müsste diese Änderung genehmigen", sagt Stefan Diebl, Pressesprecher der Kreisbehörde, "aber bislang liegt kein Antrag vor". Das Vorgehen der Stadtverwaltung erinnert Diebl an die Umkehr der Einbahnstraßenregelung in der Rheinlandstraße, wo es bislang ebenfalls keine Infos gibt. Immerhin will die Stadt Anfang nächster Woche ihre Planungen Polizei und Landratsamt vorstellen; danach soll über die Ideen aus dem Rathaus entschieden werden.

Derweil wächst zunehmend der Unmut in der Stadt. "Die Entscheidung der Bürgermeisterin führt letztlich nur dazu, dass Verkehr in der Innenstadt verlagert wird - vor allem auf die Kaiser-Wilhelm-Straße", schreibt CSU-Ortsvorsitzender Stefan Frey. Seiner Ansicht nach setzt die Bürgermeisterin ihren Plan fort, "gezielt die B2-Hauptstraße zu verstopfen". Die Bemühungen, die Innenstadt von Verkehr zu beruhigen, führten aktuell nur an anderer Stelle zu mehr Belastungen - das Resultat seien noch längere Staus und Schleichverkehr in Wohngebieten. In diesem Zusammenhang sei es "geradezu unverantwortlich und kontraproduktiv, die Beschlüsse für den B2-Tunnel auf Eis zu legen".

Die Stadt argumentiert dagegen, dass sich bislang keine langen Staus zum Abbiegen am Tutzinger-Hof-Platz gebildet hätten, die Erfahrungen seit Beginn der Bauarbeiten seien "im Grundsatz positiv". In einem "persönlichen Gespräch" habe man dem Staatlichen Bauamt bereits alle Planungen erläutert. Überdies sei im Juni 2016 eine Bürgerbeteiligung zum innerstädtischen Verkehrskonzept vorgesehen.

© SZ vom 12.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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