Windräder in Andechs:Vom Winde verweht

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Der Raistinger Unternehmer lässt nach Protesten den Plan fallen, zwischen Pähl und Andechs große Windräder zu errichten.

Peter Haacke

Die ehrgeizigen Pläne von Michael Ludwig zur Errichtung von bis zu neun Großwindanlagen im Kerschlacher und Rothenfelder Forst sind vom Tisch. Überraschend hat der Raistinger Multimedia-Unternehmer am vergangenen Mittwochabend seine Bauvoranfrage für vier Anlagen im Pähler Gemeinderat zurückgezogen.

Vorausgegangen war eine Demonstration mit knapp 150 Teilnehmern, die dem Pähler Bürgermeister Klaus Pfeiffer mehr als 400 Unterschriften übergeben hatten.

"Die große Mehrheit der Bürger ist dagegen", sagte Ludwig einen Tag nach seiner spontanen Entscheidung, "und ich will keinen Unfrieden ins Dorf bringen". Der Raistinger, beseelt vom Gedanken, eine "Initialzündung zur Energiewende" zu geben, hatte die Idee, auf dem Höhenzug zwischen den Gemeinden Pähl im Landkreis Weilheim-Schongau und dem Andechser Ortsteil Machtlfing zunächst drei oder vier, später sogar bis zu neun Großwindanlagen mit einer imposanten Höhe von 190 Metern zu installieren. Doch nach Bekanntwerden der Pläne formierte sich schnell Widerstand.

"Vor allem die Höhe der Anlagen hat uns erschreckt", sagte die Andechser Gemeinderätin Gertraud Daenell (Bürgergruppe), eine der Initiatorinnen des Protestzugs. "Ich denke, dass man viel machen kann", sagte Daenell im Hinblick auf alternative Energieerzeugung, aber "dieser umfassende Eingriff in die Landschaft" - überwiegend Schutzgebiet - sei nicht vertretbar gewesen. Die Protestaktion habe "wahnsinnig viel Zulauf" erfahren, die knapp 150 Teilnehmer waren mit Autos und Traktoren zum Gemeindehaus ins eher beschauliche Pähl gereist.

Angesichts der protestierenden Menschen zeigte sich Unternehmer Ludwig offensichtlich beeindruckt: Noch vor Beginn der Gemeinderatssitzung zog er seine Bauvoranfrage zunächst vorläufig, später dann endgültig zurück. Ausschlaggebend dafür waren offenbar Gespräche in unaufgeregter Atmosphäre mit den Demonstrationsteilnehmern (Daenell: "Wir waren wirklich nett zu ihm"). Am Ende der Debatte folgte ein per Handschlag besiegeltes Versprechen Ludwigs, keine Windanlagen im Kerschlacher Forst errichten zu wollen. Die Menschenmenge quittierte diesen Akt mit offenem Beifall.

"Wir sind zufrieden", kommentierte die Andechser Bürgermeisterin Anna E. Neppel den Rückzug. Sie unterstützt - ebenso wie der Pähler Bürgermeister Pfeiffer - Ansätze zur alternativen Energieerzeugung, allerdings nicht um jeden Preis. Im Vordergrund stehen in Andechs derzeit die Themen Einsparung und Sanierung. Gleichzeitig bekundete sie ihren Respekt für die Entscheidung Ludwigs, den geplanten Windanlagenpark im Kerschlacher Forst aufzugeben.

Der Raistinger Unternehmer will sich von diesem Rückschlag jedoch nicht entmutigen lassen. "Ich möchte die Energiewende vollziehen", sagte Ludwig, "ich mache weiter". Denkbar seien Windanlagen in anderen Bereichen der Landkreise Weilheim-Schongau und Bad Tölz-Wolfratshausen, aber auch Biogas oder Wasserkraft spielen in seinen Überlegungen eine wesentliche Rolle.

© SZ vom 30.07.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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