Weßling:Protest gegen Müllumladestation

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Der Abfallverband plant eine neue Sortieranlage zwischen Hochstadt und Oberbrunn. Bürger befürchten mehr Verkehr und reden von einer "Unverschämtheit".

Von Patrizia Steipe, Weßling

"Eine Riesensauerei ist das", ruft der Hochstadter Anton Quanz. Andere stimmen ein: "Wir haben ein schlechtes Gefühl", "Unverschämtheit", "Wir sind hellauf empört". Etwa 80 Bürger aus dem Weßlinger Ortsteil Hochstadt haben sich am Montagnachmittag auf dem freien Feld zwischen ihrem Dorf und Oberbrunn versammelt.

Sie haben sich an die Grasnarbe gestellt, die nicht nur zwei Felder trennt, sondern auch die Grenze zwischen Gauting und Weßling bedeutet. Den vier Hektar großen Grund auf Gautinger Flur hat ein Landwirt an den Abfallwirtschaftsverband Starnberg (Awista) verkauft. Dieser plant dort, eine Müllumladestation zu errichten und hat sich für die Planungen auch schon die Zustimmung des Gautinger Bauausschusses geholt. Dadurch erhofft sich der Landkreis Unabhängigkeit von der Firma Remondis und ihrer privatwirtschaftlich betriebenen Umladestation bei Mischenried in der Gemeinde Weßling.

Bei den Weßlingern regt sich jedoch Widerstand gegen diese Pläne. Der Bund Naturschutz hatte auf das Feld eingeladen, auch Weßlings Bürgermeister Michael Muther, sowie Gemeinde- und Kreisräte sind gekommen sowie der Chef des gescholtenen Awista, Peter Wiedemann.

Für die Weßlinger ist die Müllumladestation aus verschiedenen Gründen inakzeptabel. Bereits jetzt würden Beton- und Kiesfahrzeuge "ununterbrochen" durch die schmalen Ortsstraßen fahren, berichtete der Hochstadter Andreas Beblo. Er befürchtet einen Mülltourismus aus dem gesamten Westen. Da der Awista auch ein Sozialkaufhaus auf der grünen Wiese plant, würde dies zusätzlichen Verkehr anziehen. Außerdem könnten Begehrlichkeiten geweckt werden und sich peu à peu weitere Gewerbesiedlungen auf dem Feld ansiedeln. Muther sprach von der Gefahr einer "Splittersiedlung". Noch schlimmer sei aber die Gefährdung des Grundwassers. Die Müllumladestation läge nur knapp außerhalb des Wasserschutzgebiets Tiefenbrunner Rinne und in der Schutzzone 3b der Brunnen "Unterbrunner Holz". "Hier liegen unsere wichtigsten Wasserreserven, wenn unsere beiden Brunnen nicht mehr ausreichen", sagte Beblo. Wasser, das später auch einmal die Gautinger brauchen könnten.

Peter Wiedemann warnte vor vorschnellen Schlüssen. Noch stünden die Planungen ganz am Anfang. Es gebe keine Prognosen bezüglich des Verkehrs und es sei noch nichts endgültig entschieden. Im Herbst würde das Projekt auf den Tagesordnungen der Entscheidungsträgern stehen. Wiedemanns Rat, bis dahin abzuwarten, wollten die Weßlinger aber nicht beherzigen. "Wir wollen jetzt ein Umdenken bewirken, damit das Verfahren gar nicht erst eingeleitet wird", so Muther, und er hat auch schon einen Lösungsvorschlag. Die Weßlinger wollen dem Awista ein anderes Grundstück anbieten.

Es ist das Grundstück "An den Gruben" in Mischenried. Der Awista hatte vor einigen Jahren damit geliebäugelt, doch 2015 hatten die Weßlinger abgelehnt. Nachdem sich die Remondis-Umladestation in der Nähe von Gilching schon auf Weßlinger Flur befindet, wollten sie keinen weiteren Betrieb dieser Art innerhalb ihrer Gemeindegrenzen. In der Sondersitzung, die nach der Besichtigung, anberaumt war, hat der Gemeinderat diesen Beschluss einstimmig aufgehoben. Mischenried sei das kleinere Übel und könnte dann über die neue Umgehungsstraße angefahren werden. Als Alternative stimmte das Ratsgremium folgendem Antrag zu: "Der Gemeinderat schlägt dem Awista und dem Landkreis vor, die Planungen eines Wertstoff- und Dienstleistungszentrums auf der Gemarkung Oberbrunn einzustellen und die ursprünglich von der Gemeinde Weßling abgelehnte Planung "An den Gruben", fortzuführen". Falls die Verbandsversammlung zustimme, versprechen die Weßlinger "sofort" mit der Aufstellung eines Bebauungsplans zu beginnen und die Verfahren "so zügig wie möglich zu bearbeiten".

Parallel dazu wollen die Bürger an das Gewissen der Gautinger appellieren. Denn während Gauting rund sechs Kilometer vom geplanten Standort der Müllumladestation entfernt liege, würde das erste Haus von Hochstadt gerade einmal 600 Meter und der nächste Brunnen 160 Meter entfernt liegen. Was die Chancen betrifft, dass der Awista das Angebot annimmt, sagte Muther: "Wenn es eine Alternative gibt, die die Bürger nicht belastet, rechne ich mit der Einsicht des Kreistags".

Es sei eine schwierige Suche gewesen, betonte Wiedemann. Viele Ablehnungen habe er bekommen, bis der Oberbrunner Landwirt verkauft habe. An dem neuen Standort seien die Weßlinger nicht ganz unschuldig, meinte Susanne Mörtl (SPD). Schließlich hätten die Weßlinger eine Umladestation in Mischenried vor ein paar Jahren eine klare Absage erteilt. "Wir haben dem Awista aufgetragen einen anderen Standort zu suchen", erinnerte sie.

© SZ vom 08.08.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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