Weßling/Gilching:Regen rettet die Fichten

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Eine Frage der Ähre: Bei der "Erntefahrt" des Bayerischen Bauernverbands prüfen (vorn v.li.) Kreisobmann Georg Zankl, Bayerns Landwirtschaftsminister Helmut Brunner, Kreisbäuerin Anita Peinhofer, BBV-Präsident Walter Heidl sowie Anton Wunderl, Landwirt aus Weßling, im Regen den aktuellen Reifegrad des Getreides. (Foto: Arlet Ulfers)

Nach dem heißen und trockenen Wetter freuen sich die Waldbauern über die Niederschläge. Für den Weizen kommt der Umschwung jedoch zu spät. Bauern rechnen mit Einbußen

Von Tabea Braun, Weßling/Gilching

Obwohl Gerste, Hafer und Weizen schon reif gewesen wären, beließen die Landwirte Benedikt Wunderl und Georg Zankl die Felder in voller Pracht. Denn am Mittwoch besuchten Vertreter der Politik die beiden Höfe, um sich einen Überblick über die Ernte zu verschaffen. Landwirtschaftsminister Helmut Brunner spricht von "mittelmäßigen Erträgen". Lange hatten sich die Bauern nach Regen gesehnt, bei der Rundfahrt wären sie gerne davon verschont geblieben.

Insbesondere der heiße und trockene Juni hatte den Bauern zu schaffen gemacht. Weizen und Raps, die auf leichten, also kaum Wasser speichernden, Böden angebaut wurden, erlitten teils enorme Schäden. Im Freistaat sei eine Getreideernte knapp unter dem langjährigen Mittel von 6,7 Millionen Tonnen zu erwarten, sagte Walter Heidl, Präsident des Bayerischen Bauernverbandes (BBV). Überdurchschnittliche Erträge konnten lediglich mit der Wintergerste, die stets als erstes eingefahren wird, erzielt werden. Der derzeitige Regen kommt dem reifen Korn nicht mehr zu Gute. Im Gegenteil: Auf noch nicht gedroschen Feldern sind voraussichtlich Qualitätseinbußen zu befürchten.

Trotzdem freuten sich viele Waldbauern über die Niederschläge, denn sie stärken die Widerstandsfähigkeit der Fichtenbestände. Diese sind in diesem Jahr wegen der Trockenheit besonders stark von Borkenkäfern befallen. Doch auch Kartoffeln, Zuckerrüben und Mais profitieren von den Regengüssen: Sie könnten die Trockenperioden im Frühjahr teilweise kompensieren. Obstbauern litten dagegen unter dem Wintereinbruch an Ostern. Zum Teil waren Apfel- und Erdbeerblüten erfroren. Brunner fordert daher einen Ausgleich für die Bauern, der dem in den übrigen Bundesländern entspricht.

"Wir können nicht jedes Jahr Rekordernten erwarten", fasste Brunner seine Eindrücke zusammen. Dass das Wetter nicht immer ideale Aussaats-, Wachstums-, und Erntebedingungen biete, sei normal. So nimmt auch Anton Wunderl, der seinen ökologisch betriebenen Hof in Weßling 2013 an Sohn Benedikt übergab, das Wetter wie es kommt. Mit seinen Triticalen - einer Kreuzung aus Weizen und Roggen - ist er zufrieden, doch seien die Körner recht klein. Der Hafer hätte sich dagegen nicht so gut entwickelt. Unter besten Bedingungen hätten sie die Saat Mitte März noch ausgebracht, berichtet Benedikt Wunderl. Doch litten die Halme unter der anschließenden Trockenheit, sodass sogar die unterschiedliche Beschaffenheit des Bodens von Quadratmeter zu Quadratmeter sichtbar wurde. Neben der Bewirtschaftung von Feldern hält Wunderl 215 Kühe zur Milchproduktion und Nachzucht. Außerdem vermietet die Familie Ferienwohnungen. So hat sie sich ein zweites wirtschaftliches Standbein aufgebaut und ist weniger von schwankenden Weltmarktpreisen und unvorhersehbaren Wetterbedingungen abhängig, wie Brunner hervorhob. Denn wider Erwarten sei kein Aufschwung der Getreidepreise zu verzeichnen gewesen, berichtete Hermann Greif, Präsident des BBV-Bezirksverbandes Oberfranken. Viele Landwirte seien auf staatliche Subventionen angewiesen.

Auch der Gilchinger Zankl lebt nicht allein vom Ackerbau. Er hält zusätzlich 1200 Schweine und 950 Legehühner. Seine Sommergerstenfelder weisen ebenfalls Trockenschäden auf, die als schwarze Flecken erkennbar sind. Einige der Braugerstenkörner wird er daher aussortieren müssen. Sie dienen dann als Futtermittel. Doch stimme die Qualität der größeren Körner, sie eignen sich zum Brauen.

Um künftig besser mit Wetterextremen umgehen zu können, setzt Brunner auf die Zucht Pflanzen, die gegen Trockenheit tolerantener sind. Zudem müsse man über Bewässerungssysteme sowie Lösungen zur Wasserspeicherung nachdenken und die Chancen der Digitalisierung nutzen.

© SZ vom 27.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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