Weßling:Cin, cin!

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Eine eigene Gin-Marke haben (von links) Tanja Bottesch, Arnulf Daxer und Michaela Meyer kreiert. (Foto: Nila Thiel)

Eine Bartenderin kreiert Gin-Sorten für Männer und Frauen

Von Astrid Becker, Weßling

Es klingt nach einer hinreißenden Liebesgeschichte: Kräutergärtner trifft Blumenmädchen - und um beide ist es geschehen. Der Zauber ihrer Gefühle füreinander ist so groß, dass sie auch andere daran teilhaben lassen wollen. Sie kreieren ein Elixier, um ihrer Zuneigung Ausdruck zu verleihen. Herauskommt ein Gin. Nein, zwei, um genau zu sein. Und die sich das alles ausgedacht haben, sind in Wahrheit weder Kräutergärtner noch Blumenmädchen, sondern die Bartenderin des Hotels Courtyard by Marriott in Oberpfaffenhofen, Tanja Bottesch, die dortige Food- and Beverage Managerin Michaela Meyer sowie der Generalmanager des Hauses, Arnulf Daxer - wenn man also so will, ein Dreigestirn in Sachen Spirituosen.

Es war ein ganz privater Ausflug zur Fachmesse "089 Spirits" in München, der Tanja Bottesch auf die Idee brachte, ihrem Arbeitgeber einen eigenen, nur für dieses Haus kreierten Gin zu vermitteln. Denn dort kam die Bartenderin mit Alexander Lorenz ins Gespräch, einem Münchner, der seit 2013 in seinem Keller individuelle Ginkreationen destilliert. Seine Kunden können dabei eigene Rezepturen entwickeln und diese aus den unterschiedlichen Aromen und Geschmäckern zusammenstellen. Als Tanja Bottesch davon hört, ist sie begeistert. Sie fragt Lorenz, ob das auch für ein Hotel mit etwas anderen benötigten Mengen als für Einzelpersonen möglich sei. Es ist. Also suchen sie, Meyer und Daxer gemeinsam Lorenz in seiner Destillerie im Münchner Stadtteil Forstenried auf. "Der macht den Gin im Keller", erzählt Michaela Meyer: "Und man kann dort an allen möglichen Botanicals riechen und so die Aromen für seinen eigenen Gin aussuchen." Schnell wird dabei eines klar: Bei einer einzigen Rezeptur wird es nicht bleiben. "Herr Daxer und ich konnten uns nicht einigen, wir haben zu unterschiedliche Geschmäcker." Während Arnulf Daxer mehr auf würzige, kräftige Noten steht, bevorzugt Meyer eine fruchtig-florale Ausrichtung des Gins: "Ich liebe Grapefruit, also musste sie dabei sein." Bei dieser Aussage schüttelt Daxer nur den Kopf: "Männer und Frauen sind einfach verschieden, ich kann Grapefruit nicht ausstehen." Und deshalb wurden es am Ende auch zwei verschiedene Gins, einer für Frauen, einer für Männer.

Ein Name war ebenfalls schnell gefunden: "Wir haben sie nach unserem Restaurant genannt, mit dem wir einen Bezug zu unserer Nachbarschaft herstellen wollten", sagen sie. Die Nachbarschaft ist der Sonderflughafen Oberpfaffenhofen, deshalb entschieden sie sich vor der Eröffnung des Hauses im Mai 2018, das Hotelrestaurant "Fahrwerk" zu nennen. Und so heißt jetzt auch ihre Ginkreation - in der männlichen Variante "Fahrwerker", in der weiblichen "Fahrwerkerin". Daxers Version besteht aus Rosmarin, Zitronenschale, Thymian, Kubebenpfeffer, Lindenblüte - und Andechser Vollbier: "Damit wollen wir unserem regionalen Anspruch Rechnung tragen", sagt der Hoteldirektor.

Die Gäste, die hier, mitten im Astopark, ihr Quartier beziehen, bleiben meist etwas länger als normalerweise üblich für Geschäftsreisende: drei bis vier Tage. Manche sind sogar für ein halbes Jahr dort stationiert. Für die Frauen unter ihnen haben sich Bottesch und Meyer für Hibiskus, Grapefruitschale, Orange, Rosenblätter, Tonkabohne und Rosa Pfeffer entschieden. Werden die beiden Versionen auch nur geschlechterspezifisch angeboten? "Nein", sagt Bottesch und lacht: "Es gibt viele Männer, die gern die Fahrwerkerin trinken und Frauen, die es lieber würziger wollen." Die Liebesgeschichte zwischen dem Kräutergärtner und dem Blumenmädchen ist ihre Erfindung. "Damit die Leute merken, dass unser Gin etwas Besonderes ist."

© SZ vom 21.09.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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