Weniger Flüchtlinge im Landkreis:Kurzes Durchschnaufen

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Regierung von Oberbayern stoppt Zuweisungen von Asylbewerbern. Von vier geplanten Hallen sollen nur noch die in Gauting und Pöcking gebaut werden. An den zehn Containeranlagen will man aber festhalten

Von Wolfgang Prochaska, Starnberg

Der Landkreis Starnberg braucht bis Ende April keine Flüchtlinge mehr aufnehmen. Die Regierung von Oberbayern hat am Montag angesichts stark rückläufiger Zahlen die Zuweisungen von Asylbewerbern an die Landkreise gestoppt. Schon in den vergangenen Wochen musste Starnberg mit 15 Asylbewerber wöchentlich wesentlich weniger unterbringen als in den Monaten zuvor mit bis zu 53 Menschen. Schon am Freitag hatte die Bezirksregierung den Landratsämtern signalisiert, dass es am Montag neue Berechnungen über Zuweisungen geben werde. Diese liegen nun vor mit der Entscheidung, dass die Landkreise entlastet werden sollen.

Der Zuweisungsstopp soll vor allem jenen Landkreisen, die bislang ihre Turnhallen als Notunterkünfte nutzen mussten, ermöglichen, diese wieder für den Vereins- und Schulsport zur Verfügung zu stellen. Im Landkreis gibt es dieses Problem nicht mehr, da Landrat Karl Roth schon frühzeitig auf Container- und Zeltanlagen setzte, sodass die Schulturnhalle in Inning und die Sporthalle in Weßling spätestens Ende November des vergangenen Jahres wieder für den Sport offen standen. Die Rathausturnhalle in Gilching kann seit Ende Februar wieder für den Schulsport genutzt werden. Indirekt profitiert jetzt Starnberg von der Belegungsnot in den anderen Landkreisen.

"Es ist für uns ein Durchschnaufen", heißt es aus der Kreisbehörde. Die Entspannung tue allen Beteiligten gut. Aus diesen Worten ist schon zu entnehmen, dass man in der Kreisbehörde skeptisch bleibt, was die Zahl der Flüchtlinge betrifft. Der Sprecher des Landratsamts Stefan Diebl spricht daher von "kurzfristiger Entlastung". An den zehn Containeranlagen, die man in diesem Jahr noch aufstellen will, hält man daher fest. Hintergrund ist, dass die Zeltdörfer in Tutzing, Berg und Pöcking auf ein oder zwei Jahre befristet sind und man den dortigen Flüchtlingen eine feste Behausung bieten will - in Form von Wohnanlagen. Allerdings sind die Container mit jeweils 2,2 Millionen Euro nicht gerade billig und sie sind mit ein Grund, warum der Landkreis in diesem Jahr plötzlich hohe Schulden machen muss. Landratsamtssprecher Diebl erinnerte aber daran, dass künftig auch Wohnraum für jene vorhanden sein müsse, die als Asylbewerber anerkannt wurden.

Ein bisschen günstiger wird es dennoch als gedacht: So werden von den vier geplanten Thermohallen für jeweils 1,3 Millionen Euro jetzt nur zwei gebaut. Die Standorte sind Gauting und Pöcking. Damit ist der umstrittene Hallenbau, der im Berger Ortsteil Höhenrain vorgesehen war, wohl vom Tisch. "Im Moment haben wir die beiden anderen geplanten Hallen auf Eis gelegt", meinte Diebl auf Anfrage. Mit Stand vom 31. März befinden sich knapp 2000 Asylbewerber im Landkreis. Mit 332 betreut Gauting das größte Kontingent. Danach erst folgen Starnberg mit 290, Herrsching mit 257 und Tutzing mit 241. Wie setzt sich ihre Nationalität zusammen? Die meisten Flüchtlinge, die im Landkreis untergebracht sind, kommen laut Landratsamt aus Afghanistan (812). 183 stammen aus dem Irak, während 178 Menschen aus Syrien Asyl beantragt haben. Danach folgen Flüchtlinge aus Eritrea (151), Pakistan (151) und Nigeria (131).

© SZ vom 05.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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