Weilheim:Tipis, Bisons und Gemüse

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Drei Tipis sind oberhalb des Dietlhofer Sees aufgestellt, die in diesem Sommer mit Jugendgruppen belegt waren. Peter Maffay führte über das Gelände. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Die Peter-Maffay-Stiftung hat mit Gut Dietlhofen große Pläne. Die ersten landwirtschaftlichen und pädagogischen Projekte sind schon gestartet

Von Armin Greune

"Dietlhofen wächst mit jeder Woche": Für den neuen Eigentümer ist das vor einem Jahr erworbene Gut bei Weilheim immer noch ein steter Quell der Freude. Mit berechtigtem Stolz führt Peter Maffay über das Anwesen, das in ein oder zwei Jahren als eine Art Landerholungsheim für traumatisierte Kinder seiner Tabaluga-Stiftung dienen soll. Umfangreiche Umbauten sind vorgesehen - doch auch in der Zwischenzeit tut sich viel: Drei Tipis sind auf einer Wiese oberhalb des Dietlhofer Sees aufgestellt, die in diesem Sommer mit Pfadfindern und anderen Jugendgruppen belegt waren. Im ehemaligen Gästehaus sind 15 Flüchtlinge aus Afghanistan untergebracht. Und natürlich läuft auch die Bio-Landwirtschaft mit Bisons, Legehennen, Gemüse und Getreideanbau weiter, auch ein Bienenprojekt ist gestartet. Kurzum: "Es kommt Leben in die Bude", sagt der Deutschrocker.

Mit dem Diakoniedorf Herzogsägmühle hat er nun einen Partner gefunden, dessen Wertegefüge zum Tabalugahaus perfekt passt: In der Sozialeinrichtung bei Peiting leben, lernen und arbeiten 1000 Menschen mit physischen, psychischen oder sozialen Problemen. In Dietlhofen werden Herzogsägmühler Lehrlinge mit Handicap Gemüse anbauen: "Wir haben den Boden, sie die Kompetenz," sagt Maffay, "den Ertrag teilen wir brüderlich." Wobei der Gewinn nicht materiell zu sehen ist: Es geht darum, verwundete Seelen durch Arbeit und Kontakt mit der Natur zu heilen. Deshalb sollen künftig auch die Tabalugakinder während ihrer ein- oder zweiwöchigen Aufenthalte im Gut in der Gärtnerei mitarbeiten. Man könne von den Erfahrungen der Partner nur profitieren, "gerade im sozialen Bereich machen Synergien viel Sinn", findet Maffay.

Geradezu ideal ist auch, dass beide Institutionen die Wertvorstellungen hinsichtlich Nachhaltigkeit und Respekt vor der Umwelt teilen: Dietlhofen hat sich Bioland angeschlossen, Herzogsägmühle ist Naturlandbetrieb. Die Idee der Kooperation ist daher fünf Jahre alt, kann aber erst jetzt mit dem neuen Gutsbesitzer umgesetzt werden. Und beide Institutionen sehen sich nicht als isolierte Ghettos, sondern "wollen ihre Akzeptanz in der Region stärken", meint Wilfried Knorr, Direktor von Herzogsägmühle: "Geben und Nehmen sind in dieser Zusammenarbeit ausgewogen." Man will noch weitere Chancen zur Kooperation nutzen: Etwa beim Umbau des Guts oder bei der Fleischverarbeitung. "Und natürlich verspreche ich mir auch kulturell etwas", sagt Knorr. Da kommt es recht, dass Maffay die Scheune zum für alle offenen Begegnungs- und Veranstaltungszentrum umbauen lassen will. Das Verwaltungsgebäude gegenüber soll abgerissen werden und Platz für das neue Tabaluga-Kinderhaus machen, ein Sportplatz ist geplant, auch das Zeltcamp wird erweitert. Die Gespräche mit der Stadt Weilheim über den Bebauungsplan verliefen sehr positiv, sagt Maffay: Er hofft, noch im Herbst die Baugenehmigung zu erhalten und in zwölf Monaten das Kinderhaus einweihen zu können.

Nur in einer Hinsicht lässt das Vorzeigeprojekt zu wünschen übrig: Es wird mit Öl beheizt. Dabei hatte Vor-Vorbesitzer Alfred Wenig dort kilometertief nach Geothermie und Heilwasser bohren lassen. Der Peter-Maffay-Stiftung ist nur zu wünschen, dass sie auch für die stillgelegte Quelle noch einen Nutzen findet.

Zum Herbstmarkt am 17. und 18. September öffnet das Gut mit buntem Programm die Tore.

© SZ vom 10.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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