Wassersport im Isarkanal:Eine Welle der Sympathie

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Surfen wie im Eisbach - nur in der Loisach? Der Bau einer solchen Anlage in Wolfratshausen schien zuletzt wegen der Kosten zum Scheitern verurteilt. Doch nun sichern Spender die Finanzierung

Von Konstantin Kaip, Wolfgang Schäl und Florian Zick, Wolfratshausen

Seit sechs Jahren befassen sich der Betreiberverein "Surfing Wolfratshausen" und der Stadtrat mit der Planung einer künstlichen Surfwelle im Loisachkanal nahe der Kastenmühle. Gesurft werden soll donnerstags bis sonntags mindestens acht Stunden am Tag, voraussichtlich von Mai bis Oktober. Weil das Leader-Programm der Europäischen Union nur noch 270 000 statt der ursprünglich zugesagten 335 000 Euro in Aussicht stellte und der Stadtrat den gedeckelten Eigenanteil von 400 000 Euro nicht erhöhen wollte, wurde der Bau zunächst abgelehnt.

Mehr als 400 Unterstützer sind einem Spendenaufruf des Vereins gefolgt und haben die Finanzierung der Surfwelle nun gesichert. Am Donnerstagabend meldeten die Initiatoren, dass sie mit Einnahmen durch Spenden in Höhe von 65 000 Euro rechnen können. Die Förderer kämen nicht nur aus Wolfratshausen, sondern auch aus München, aus Murnau und aus dem Rheinland, berichtet Tilo Scheck, der verantwortlich ist für die Spendenaktion. Stefanie Kastner, Initiatorin des Projekts und Vorsitzende des Vereins "Surfing Wolfratshausen", erklärt in den sozialen Netzwerken, sie sei "sprachlos, wie viel Unterstützung von allen Seiten für die Welle kommt." Scheck hingegen sagt: "Mich erstaunt es nicht. Die Welle hat eine breite Basis, und das zeigt sich jetzt."

Bis die geplante Kanalvertiefung umgesetzt ist, muss der Verein dem Kraftwerksbetreiber einen Ausgleich für den Strom zahlen, den er beim Ableiten des Wassers für die Welle verliert. Die Betriebskosten sollen durch Mitgliedsbeiträge gedeckt werden: Surfen kann nur, wer Mitglied ist. Es soll aber neben einer Jahres- auch eine Tagesmitgliedschaft geben. Um genug Rücklagen zu bilden, will "Surfing Wolfratshausen" nun auch einen Förderverein gründen, in dem auch Nichtsurfer das Projekt unterstützen können. Der Antrag liege beim Registergericht, sagt Vorsitzende Stefanie Kastner.

Bürgermeister Klaus Heilinglechner (Bürgervereinigung Wolfratshausen) ist "total überwältigt" von dem hohen Spendenaufkommen. Er selbst hat auch etwas locker gemacht, damit das Surfprojekt doch noch umgesetzt werden kann. Die Welle sei durchaus etwas, das den Namen der Stadt positiv in die Welt tragen könne, sagt er. Man beklage sich immer, dass die Jugend nur noch am Handy sitze. Mit der Surfwelle entstünde eine attraktive Frischluft-Alternative zum ewigen Starren in den Bildschirm. Deshalb habe er das Projekt auch persönlich unterstützt, so Heilinglechner. Am 14. Januar muss der Stadtrat nun erneut darüber befinden, ob die Welle gebaut werden soll.

Für alle Surfbegeisterten in der Region hat sich letztlich alles zum Guten gewendet. Auf ihrer Crowdfunding-Website schreibt Kastner, "es ist unglaublich, das Wolfratshauser Wellen-Wintermärchen geht weiter. Dank euch haben wir den fehlenden Betrag für die Finanzierung der Welle in Rekordzeit zusammen bekommen."

© SZ vom 21.12.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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