Wahlkampf:Der Verteidiger

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Der CSU-Bundestagsabgeordnete Michael Kießling bewirbt sich um eine zweite Amtszeit und stattet Starnberg einen Besuch ab. (Foto: Nila Thiel)

Michael Kießling (CSU) spielt nicht nur im "FC Bundestag" Fußball, er kämpft erneut um das Direktmandat für den Wahlkreis

Von Michael Berzl, Starnberg

Der CSU-Bundestagsabgeordnete Michael Kießling ist kaum mehr wiederzuerkennen. Als der frühere Bürgermeister von Denklingen im Landkreis Landsberg nach Berlin gegangen ist, hatte er noch etwa 25 Kilogramm mehr auf der Waage. Nun geht der 47-Jährige deutlich verschlankt in seinen zweiten Wahlkampf. "Schlechte Aufnahmen", sagt der Politiker bei seinem Besuch in Starnberg zur Begründung für seine Abmagerungskur. Beim Anblick von Fernsehaufnahmen habe er den Entschluss gefasst, seine Ernährung etwas umzustellen. Mit Erfolg.

Für Kießling geht nun die erste Legislaturperiode zu Ende. Insgesamt 31 Reden habe er im Bundestag gehalten; zu verschiedenen Themen wie Innenstadtentwicklung oder ressourcenschonendes Bauen, Abfallrahmenrichtlinien oder Mietrecht. Er war im Familienausschuss und im Umweltausschuss, im Bauausschuss und als Stellvertreter auch im Maut-Untersuchungsausschuss. Als Höhepunkte in seiner bisherigen Zeit erinnert er sich an Delegationsreisen, nach Irland zum Beispiel oder nach Russland.

Dass er stets auch den eigenen Wahlkreis im Blick hat, macht Kießling beim Besuch in Starnberg mit ein paar Zahlen deutlich: So seien 6,6 Millionen Euro Baukindergeld in den Landkreis Starnberg geflossen und 21,3 Millionen für energieeffizientes Sanieren; etwa 118 000 Euro seien in den Ausbau der Ladesäuleninfrastruktur für die E-Mobilität gesteckt worden und 1,7 Millionen in den Breitbandausbau.

Außerdem beschäftigt den Abgeordneten ein Dauerproblem in Starnberg weiterhin: der Bahnhof am See. Er bemühe sich darum, "dass etwas mehr Überdachung stattfindet", sagte er. Dazu sei er im Gespräch mit Vertretern der Bundesbahn, "mehrfach", wie er betont. Derzeit befindet sich am Bahnhof lediglich ein provisorisches Dach, das auch nur einen Teil des Bahnsteigs abdeckt. Wenn die Bürger der Schuh drückt, wenden sie sich durchaus direkt an ihren Abgeordneten. Bis zu 150 Anfragen gingen in einem Monat ein. Mehr als 400 Besucher aus dem Wahlkreis reisten zu ihm nach Berlin.

Fußball erweist sich auch in der großen Politik als verbindendes Element. Bei einem Besuch in Moskau habe man mit Abgeordneten der dortigen Duma ein Match ausgetragen - und 5:2 verloren. Als Verteidiger steht Kießling im Parlaments-Team "FC Bundestag", das öfter Benefizspiele gegen Landkreis-Teams austrägt. Da dürfen auch Vertreter von AfD und der Linken mitspielen.

Nun geht es für Kießling darum, sein Mandat zu verteidigen. Über mögliche Perspektiven nach der Wahl am 26. September äußert sich er CSU-Kandidat in Politiker-Deutsch, dass man als Union möglichst stark vertreten sein wolle. Eigentlich habe er Markus Söder als Spitzenkandidat vorgezogen, doch auch Armin Laschet habe seine Vorzüge: "Seine ruhige Art. Und er bringt die Sachen auf den Punkt. Er hat einen pragmatischen Ansatz, nicht von Ideologie geprägt". Mit den Grünen, die als Koalitionspartner denkbar wären, hat Kießling zumindest in Teilen seine Schwierigkeiten: "Gesellschaftspolitisch sind sie sehr linkslastig; das ist mit uns nicht zu machen." Stichwort Vermögenssteuer: "Gerade in einem Landkreis wie Starnberg würde das einiges bedeuten."

Zunächst aber steht dem CSU-Abgeordneten ein Wahlkampf unter außergewöhnlichen Rahmenbedingungen bevor. Die heiße Phase ein paar Wochen vor der Bundestagswahl liegt nicht nur in der Urlaubszeit in den Sommerferien, diesmal wird es auch schwieriger als sonst, die Wähler zu erreichen, weil Großveranstaltungen in Bierzelten oder einem vollen Gasthaussaal wegen der Corona-Auflagen wohl nicht machbar sein werden. "Wir müssen mal schauen, was überhaupt möglich ist", sagt Kießling etwas besorgt.

Fest steht aber, dass der CSU-Kandidat wieder mit seinem gut 60 Jahre alten Feuerwehrauto in seinem Wahlkreis unterwegs sein wird, zu dem außer den Landkreisen Starnberg und Landsberg auch die Stadt Germering gehört. Der Oldtimer gehört ihm seit etwa zwei Jahren, als mobiles Bürgerbüro war er im Einsatz. Als außergewöhnlicher Informationsstand in einem Wahlkampf in Corona-Zeiten eignet sich das auffallende Fahrzeug allemal. Auch wenn es knallrot ist.

© SZ vom 05.07.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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