Vorbereitungen für ein Großprojekt:Exkursion zum Notausstieg

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Mann mit Plan: Projektleiter Herwig Ludwig (li.) erhält bei der Exkursion zu den Notausstiegen des Starnberger B2-Tunnels wertvolle Anregungen von Vertretern der Feuerwehr, der Autobahndirektion und der Rettungsdienste. Über die Ergebnisse wird im September in einem Arbeitskreis diskutiert. (Foto: Georgine Treybal)

Vertreter von Rettungsdiensten, Feuerwehr, Polizei und Autobahndirektion besichtigen mit dem Projektleiter des Staatlichen Bauamts Portale und Rettungsschächte des Starnberger B2-Tunnels

Von Peter Haacke, Starnberg

Auf Hochtouren laufen derzeit die Vorbereitungen auf den Bau des B2-Tunnels in Starnberg. Die Verantwortlichen beim Staatlichen Bauamt Weilheim haben seit Februar einen regelmäßig tagenden Arbeitskreis eingerichtet, der alle sicherheitsrelevanten Aspekte erörtert. Bei einer mehrstündigen Exkursion unter Leitung von Projektleiter Herwig Ludwig nahmen Vertreter von Rettungsdiensten, Feuerwehr, Polizei, Autobahndirektion, Architekturbüros und der Starnberger Stadtverwaltung am Freitag die Bereiche rund um die geplanten Tunnelportale sowie der insgesamt sechs vorgesehenen Notausstiege genau unter die Lupe genommen. Wo stehen die Fahrzeuge, falls es im Tunnel brennt? Reicht der Platz für Rettungswagen, wo werden Verletzte behandelt? Wo muss im Notfall gesperrt werden, damit die Retter ungehindert arbeiten können? Der Beantwortung dieser Fragen diente dieser Ausflug, der sich durchaus praxisnah gestaltete.

"Wir wollen anschauen, was es gibt und wo es wirklich eng ist", sagt Ludwig. Dazu hat die Feuerwehr zwei Fahrzeuge, das Bayerische Rote Kreuz einen Rettungswagen gestellt. Hinzu kommen Privatautos, die auf den vorgesehenen Aufstellflächen rund um Portale und Notausstiege den Platzbedarf im Notfall simulieren. Die Exkursion mit Fachleuten ist laut Ludwig auch anberaumt worden, nachdem "politische Aspekte mit Sicherheitsfragen zum Tunnel vermischt worden sind".

Erste Station: Das Tunnelportal Nord an der Münchner Straße. "Völlig langweilig", befindet Ludwig. Schnell sind sich die Experten über die erforderlichen Zufahrtswege und Sperrungen im Notfall ab der Gautinger Straße einig. Zwar sei nur wenig Platz vorhanden für acht Feuerwehr- sowie bis zu fünf Rettungsfahrzeuge, aber es reicht im Notfall für einen "primären Zugriff". Auch Notausstieg Nummer 6 an der Ecke von Münchner Straße und Ferdinand-Maria-Straße an der Brunnangerhalle des TSV Starnberg stellt kein Problem dar. Kathrin Spielbauer von der Stadtverwaltung erkundigt sich nach Gestaltungsmöglichkeiten, ein Teilnehmer schlägt vor: "Gelbe Fußabdrücke."

Anspruchsvoller wird die Aufgabe bei den übrigen Notausstiegen. Der Konvoi fährt zum Tunnelportal Süd an der Weilheimer Straße. Auf Höhe Heimstättenstraße geht es in den Tunnel. "Standardsituation", sagt Ludwig, Kreisbrandinspektor Helmut Schweickart meint: "Relativ einfach zu lösen". Im Notfall könne ab Waldspielplatz gesperrt werden, der Verkehr würde über den Oberen Seeweg abgeleitet, oder der Kreisverkehr Maxhof wird gleich gesperrt. Das Thema "Ampeln" will man später erörtern, zumal die Stadt hier auch das Einheimischenmodell "Am Wiesengrund" plant. Es gibt Verbesserungsvorschläge für die Lage des Betriebsgebäudes. Zudem möchte die Stadt einen Architektenwettbewerb zur Gestaltung des Portals. Diskutiert werden muss dazu aber noch über ein Immissionsgutachten, dass erst seit Donnerstag vorliegt.

Notausstieg 1 liegt an der Weilheimer Straße auf der Nebenstrecke zwischen Jahnstraße und Prinzenweg - kein Problem für die Rettungsdienste. Notausstieg 2 ist beim Institut für Fischerei der Landesanstalt für Landwirtschaft. Steil führt die Straße hinab. Der Notausstieg selbst ist mit 16 Meter Tiefe eher flach, die Aufstellfläche eher knapp. Doch auch hier reicht es. Nummer 3 ist beim Katholischen Pfarramt. Pfarrer Andreas Jall sagt: "Wir werden das Beste draus zu machen". Trotz des Verlustes eines Teils seines Gartens und einiger Parkplätze unterstützt er das Projekt, für das die Auffahrt auf fünf Meter aufgeweitet werden muss: "Gemeinwohlsache", sagt Jall. Acht Meter Durchmesser hat der knapp 30 Meter tiefe Notausstieg. Und um die Gestaltung könnten sich die Ministranten kümmern.

Eine Fläche von sieben mal zwölf Meter braucht ein Löschfahrzeug der Feuerwehr. Im Bereich Dr.-Paulus-Weg (Notausstieg 4) und Vordermühlstraße (5) wird es richtig eng. Am Fuß des Schlossbergs muss gegraben werden für die etwa 30 Meter tiefen Notausstiege, problematischer ist die Einfahrt vom Tutzinger Hof zur Von-der-Tann-Straße. "Da passen keine zwei Fahrzeuge aneinander vorbei", sagt Georg Rötzer (BRK). Einbahnstraße? Kreisverkehr? Die Durchfahrt unterm Viadukt zum Schloss ist bestenfalls "Notnagel". Doch die Aufstellflächen reichen. Ludwig bleibt optimistisch: "Das kriegen wir hin."

Nächstes Treffen der Experten ist am 17. September. Die meisten der etwa 50 Fragen zu Details und Rettungskonzept, die in der Planfeststellung bislang kein Thema waren, sind laut Ludwig bereits geklärt. Andere wie Brandbekämpfung und Aufzüge sind noch offen. "Es ist ein normales Projekt, wie jedes andere", sagt Ludwig, "aber ohne unlösbare Probleme".

© SZ vom 18.08.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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