Verkehr:Zweite Expressbuslinie verschoben

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Eine schnelle Verbindung von Weßling zur U-Bahn in Großhadern will der Starnberger Kreistag wegen des hohen Defizits erst später einführen. Dafür beschließt er ein umfangreiches Paket für die Ammersee-Region

Von Wolfgang Prochaska, Starnberg

Trotz der in den kommenden Jahren wachsenden Schulden wollen die Kreisräte das Busnetz weiter ausbauen und damit Geld ausgeben. In der Sommersitzung des Kreistages am Montag genehmigten sie zusätzliche Buslinien für den westlichen Landkreis. Vor allem die Gemeinde Inning wird von Dezember 2017 an besser erreichbar sein. Ein stündlicher Busverkehr zwischen der Ammerseegemeinde und Weßling beziehungsweise Seefeld ist vorgesehen. Damit können die Inninger per Bus auch die S-Bahn erreichen. Die Inninger Kreisrätin Barbara Wanzke sprach von "einem historischen Schritt".

Beim geplanten Expressbus zwischen Weßling und der U-Bahnstation Großhadern stiegen die Kreisräte aber auf die Kostenbremse. Landrat Karl Roth (CSU) hatte schon gleich am Anfang angedeutet, dass ihm das jährliche Defizit von 500 000 Euro "zu viel" sei. Die Linie mache erst Sinn, wenn es eine Verbindungsstraße zwischen dem Sonderflughafen und dem Gewerbegebiet Gilching Süd gäbe. Den Bus in diesem Bereich über die Autobahn fahren zu lassen, bringe nichts. Der gleichen Meinung waren auch Andreas Lechermann und Rupert Monn (beide CSU). Während Monn an die steigenden Schulden des Landkreises erinnerte ("Wir können uns den Bus nicht leisten"), schlug Lechermann vor, den Tagesordnungspunkt abzusetzen und erst wieder zu diskutieren, wenn Gilching die Verbindungsstraße gebaut hat. Das allerdings kann Jahre dauern. Die Grünen wie auch die SPD und Teile der CSU plädierten trotz des Defizits für die Einführung der Expresslinie. Anton Maier (Grüne) und Tim Weidner (SPD) brachten die Expresslinie zwischen Starnberg und Fürstenfeldbruck ins Spiel, die ein "Erfolgsmodell" sei. "Der neue Expressbus wird genauso erfolgreich sein und damit das Defizit senken", prophezeite Maier und erhielt großen Applaus von CSU-Kreisrat Max Stürzer. Auch Weidner glaubte an den Erfolg der neuen Linie. Das Thema schuf ungewöhnliche Koalitionen. Dennoch sprach sich eine Mehrheit dafür aus, das Thema auf Eis zu legen. "Wir müssen zeigen, dass wir mit Haushaltsmitteln sparsam umgehen", kommentierte FDP-Fraktionschef Oswald Gasser seine Ablehnung.

Bei den Buslinien für den westlichen Landkreis hatte es Susanne Münster, die Verkehrsmanagerin des Landkreises, leichter. Hier forderte nur die FDP eine Reduzierung der Ausgaben, zum Beispiel durch die Streichung der Busfahrten am Wochenende oder, als Kompromiss, am Sonntag. Münster hatte ausgerechnet, dass damit das jährliche Defizit von 1,47 Millionen Euro um etwa 130 000 Euro sinken würde. Würde man die Wochenendfahrten ganz streichen, lägen die Ausgaben des Landkreises bei 1,22 Millionen Euro. Münster hielt davon nicht viel. "Das sind Buslinien, die auch für Touristen interessant sind." Ihr fehle die Fantasie, sie am Wochenende zu streichen. Die Verkehrsmanagerin konnte am Ende aufatmen: Der Kreistag beschloss dann doch einstimmig das Buspaket für den westlichen Landkreis mit allen Fahrten.

Für ihr Engagement hatte Münster zuvor viel Lob und Komplimente erhalten. Peter Unger (Grüne) schlug sie als Verkehrsministerin vor, sollten die Grünen in Bayern einmal die Regierung bilden.

© SZ vom 26.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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