Verkehr:Tempo 70 ist das neue 80

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Auch auf der St 2067 südlich von Herrsching gilt seit kurzem eine Beschränkung auf 70 Stundenkilometer, wo zuvor 80 und 60 erlaubt waren. (Foto: Georgine Treybal)

Das Geschwindigkeitslimit auf den Straßen wird überprüft und korrigiert - meist nach unten

Von Armin Greune, Starnberg

Entlang der Kreis-, Staats-und Bundesstraßen zeichnet sich eine Durchforstung der besonderen Art ab: Dort soll der Schilderwald aufgelockert und erneuert werden. So sind in den vergangenen Wochen im Fünfseenland einige Geschwindigkeitsbegrenzungen aufgehoben oder verschärft worden: Dies gilt etwa für die Birkenallee am Südufer des Ammersees oder Streckenabschnitte zwischen Erling und Herrsching. Auch die B 2 südlich von Starnberg ist bis zum Kreisverkehr am Maxhof von Tempo 80 auf 70 gedrosselt worden, um dann hinter dem vormals unfallträchtigen Kreisel ganz von Tempobegrenzungen befreit zu werden.

Die Behörden folgen so dem Verkehrssicherungsprogramm 2020 der Staatsregierung, das den ebenso einprägsamen wie inhaltsleeren Titel "Bayern mobil - sicher ans Ziel" trägt. Wie Christian Probst, der im Straßenbauamt für den Landkreis Starnberg zuständig ist, betont, sind für verkehrsrechtliche Anordnungen die Landratsämter zuständig: "Wir müssen das mit den Straßenmeistereien nur auf eigene Kosten umsetzen." Grundlage etwaiger Änderungen sind allerdings die regelmäßig stattfinden Verkehrsschauen, bei denen sich die Vertreter der Unteren, in der Kreisverwaltung angesiedelten, Verkehrsbehörde mit dem Staatlichen Bauamt und den Fachleuten der örtlichen Polizei austauschen. Bayernweite Vorgabe sei dabei, die bisher bestehenden Tempolimits von 50, 60, 80 und 100 durch eine einheitliche Standardabstufung 50/70/100 zu ersetzen.

Man sei dazu angehalten worden, "weniger, aber dafür bessere Verkehrszeichen" aufstellen zu lassen, erläutert Stefan Diebl, Sprecher am Landratsamt Starnberg. Deshalb soll auf allen Strecken zum einen überprüft werden, ob Tempobeschränkungen überhaupt nötig sind. Die Staatsregierung sei nämlich zu der Auffassung gelangt, dass eine übermäßige Beschilderung das Gefühl für Eigenverantwortung der Autofahrer untergräbt. Deshalb wurden kürzlich etwa die Tempo 60-Zeichen auf dem ersten Abschnitt des Autobahnarms A 952 demontiert: Seitdem sind dort bis zur Ortsendetafel von Starnberg nur noch maximal 50 Stundenkilometer erlaubt. Umgekehrt haben die Autofahrer nun beispielsweise auf der St 2066 zwischen Diemendorf und Tutzing weitgehend freie Fahrt. Ähnlich sei man bereits vor etwa zwei Jahren mit der St 2063 im Mühlthal verfahren und dazu übergangen, überflüssige Beschränkungen aufzuheben.

Anderseits sollen bestehende Temporegulierungen gegebenenfalls korrigiert werden. So gilt auf dem Weg von Erling vor Herrsching nun einheitlich die Begrenzung auf 70, wo vorher abgestuft 80 und 60 angeordnet waren. "Die 80 ist eigentlich vom Aussterben bedroht", sagt Diebl - auch auf der B 2 in Höhe Traubing werde sie dieser Tage durch eine Beschränkung auf 70 ersetzt. Weiter südlich habe man mit dieser Maßnahme schon Erfolg gehabt, meint Probst. Auf dem B 2-Abschnitt nördlich von Weilheim seien die Unfälle massiv zurückgegangen, seit dort zehn Stundenkilometer weniger erlaubt sind. Diebl zufolge sollen "nun bei den Verkehrsschauen nach und nach alle Schilder unter die Lupe genommen werden". Die nächste fände bereits im November statt.

© SZ vom 08.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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