Verkehr:Teilweise gefährlich, teilweise unnötig

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Oliver Jauch, Verkehrsexperte der Starnberger Polizei, kritisiert den Umbau der Hanfelder Straße in der Kreisstadt

Von Peter Haacke, Starnberg

Neue Regeln auf der Hanfelder Straße: Mit Freigabe der Westumfahrung für den Straßenverkehr ist die einstige Staatsstraße zwischen Starnberg und Hanfeld seit einer Woche zur Ortsverbindung herabgestuft worden. Das bedeutet: Die Starnberger Stadtverwaltung trifft hier nun allein die verkehrsrechtlichen Anordnungen. Und davon wurde schon reichlich Gebrauch gemacht, um die Sicherheit für Fußgänger und Radfahrer zu erhöhen und den motorisierten Verkehr auszubremsen. Doch es gibt auch Kritik an der Umgestaltung: Oliver Jauch, Verkehrsexperte der Starnberger Polizei, erachtet die Situation nach dem Umbau für Fußgänger teilweise sogar als gefährlicher, manches andere empfindet er schlicht als unnötig.

"Der Radfahrschutzstreifen ist gut, alles andere sehe ich eher kritisch", sagte Jauch auf SZ-Anfrage. Der Polizeihauptkommissar hat die Veränderungen der Vorwoche auf der viel befahrenen Hanfelder Straße mit Skepsis registriert. Vor allem die geplante Insel für Fußgänger auf Höhe des Friedhofs sei falsch platziert; Jauch hätte die Querung lieber nördlich der Josef-Fischhaber-Straße gesehen.

Nicht minder kritisch sieht er, dass die Linksabbiegespur zum Kreiskrankenhaus an der Oßwaldstraße weggefallen ist. "Dazu sind wir nicht angehört worden", betont der Verkehrssachbearbeiter. Zwar sei die Straßenbreite beibehalten worden, doch im ungünstigsten Fall könne nun ein breiteres Fahrzeug als Linksabbieger die nachfolgenden Verkehrsteilnehmer aufhalten. Jauch ist damit nicht glücklich. Die Staugefahr im Bereich des Krankenhauses sei nun größer geworden - und betrifft im Zweifel auch Rettungsfahrzeuge im Einsatz. Der Wegfall der Linksabbiegespur in die Riedeselstraße sei dagegen vertretbar, sagt Jauch.

Nicht zu beanstanden seien die vielen neuen Fahrtrichtungszeichen mit weißen Pfeilen auf blauem Grund, die ein Abbiegen in die Anwohnergebiete nordöstlich der Hanfelder Straße verhindern sollen; nur Anlieger und Radfahrer dürfen einfahren. "Es verdeutlicht das Anliegen der Stadt", meint Jauch, "rein rechtlich ist daran nichts auszusetzen." Allerdings wächst der innerstädtische Schilderwald. Jauch: "Ich hätte es besser gefunden, das Verbotszeichen für Kraftfahrzeuge mit Hinweis Anlieger frei weiter an den Kreuzungsbereich zur Hanfelder Straße hin zu versetzen". Davon abgesehen hat die Polizei schon früher erklärt, sie werde den Verkehr in den Querstraßen - Schulstraße, Max-Emanuel- und Heinrich-Wieland-Straße, Bozener Straße, Schießstätt- und Waldschmidtstraße - nicht gesondert kontrollieren.

Die Fahrradaufstellflächen an der Oßwaldstraße "halte ich für unnötig", sagt Jauch, "weil es hier so viele Radfahrer gar nicht gibt". Andererseits seien die Markierungen der Stadt "in gewisser Weise auch konsequent". Der durchgängige Schutzstreifen für Radfahrer müsse allerdings in jenen Bereichen unterbrochen werden, wo die Fahrbahn nur 2,25 Meter breit ist - also im Bereich der Querungshilfen.

Keine sinnvolle Erklärung hat Jauch für die Entscheidung der Stadtverwaltung, die Geschwindigkeit im Bereich zwischen dem Hanfelder Kreisverkehr und der Gautinger "Waldkreuzung" - seit zwei Jahren schon ein Kreisverkehr - durchgängig auf 70 Stundenkilometer zu beschränken. Ein Tempolimit bis zum Abzweig ins Mühlthal sei zwar vertretbar, aber ansonsten "haben wir da null Unfälle", weiß Jauch. Seine Erkenntnisse aus dem Umbau der Hanfelder Straße will der Hauptkommissar noch in dieser Woche der Starnberger Stadtverwaltung mitteilen. Das Landratsamt prüft derzeit ein Fahrverbot für Lkw mit mehr als zwölf Tonnen zulässigem Gesamtgewicht.

In sozialen Medien erfreut sich das Thema großer Aufmerksamkeit, Für und Wider werden aus unterschiedlicher Perspektive diskutiert. Welche Effekte der Umbau haben wird, ist derzeit unklar, zumal er noch nicht abgeschlossen zu sein scheint. Für Jauch steht jedoch fest: "Man versucht da, was zu machen. Aber die Umsetzung ist suboptimal."

© SZ vom 10.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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