Verkehr:Schneller, sicherer, simpler

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Starnberg will den Radfahrern Autoparkplätze überlassen und plant Schutzstreifen und Querungen. Ein knapp 19 Millionen Euro teurer Schnellweg von München zur Kreisstadt brächte viel Zeitersparnis

Von Peter Haacke, Starnberg

Fahrradfahrer haben es schwer in Starnberg: Eine Fahrt durch die Stadt auf engen Straßen kann durchaus zur Abenteuertour ausarten, bei der angesichts fehlender Radwege stets auch eine unangenehme Nähe zu motorisierten Verkehrsteilnehmern einkalkuliert werden muss. Von einer Verleihung des Prädikats "Fahrradfreundliche Kommune" ist Starnberg derzeit jedenfalls weit entfernt.

Doch das soll sich auf absehbare Zeit ändern: Schon länger wächst im Stadtrat das Problembewusstsein, es gibt erste zaghafte Ansätze, die Situation der Radfahrer zu verbessern. Der Ausschuss für Umwelt, Energie und Mobilität widmete sich dem Komplex am Donnerstag ausführlich unter Berücksichtigung verschiedener Aspekte: Zwei Mitarbeiterinnen vom Landratsamt präsentierten das Grobkonzept für einen Radschnellweg vom Würmtal nach Starnberg, der Ausschuss segnete Vorschläge der CSU für diverse Verbesserungen ab. Und in der Maximilianstraße werden zwei Parkplätze zugunsten einer Fahrrad-Abstellanlage geopfert.

Bürgermeister Patrick Janik hatte für den Ausschuss ein üppiges Themenpaket geschnürt. Erstaunlicherweise aber wurden die 35 Tagesordnungspunkte - darunter 20 Anträge aus der Bürgerschaft (Bericht unten) - dank Beschränkung aufs Wesentliche dennoch in gut vierstündiger Sitzung bewältigt, obwohl es einiges zu besprechen gab: Mobilitätsförderung durch Carsharing, Verleihung eines Umweltpreises, Ausbau von Querungshilfen, Überprüfung von Verkehrszeichen oder die Renaturierung von Moorflächen. Eine längere Debatte provozierte der weitgehende Entfall von Parkplätzen in Ludwig- und Wittelsbacherstraße: Im Bereich der Kreissparkasse wäre die Feuerwehr im Notfall derzeit nicht in der Lage, ans Gebäude heranzukommen. Es verbleiben nur vier Stellplätze in der Wittelsbacherstraße und ein Behindertenparkplatz in der Ludwigstraße.

Eine interessante Idee hatten Landkreis-Verkehrsmanagerin Susanne Münster und Radverkehrsbeauftragte Martina Schwarzhuber im Gepäck: Sie präsentierten die Machbarkeitsstudie für einen Radschnellweg von der Landeshauptstadt übers Würmtal bis nach Starnberg. Von Gauting her würde die Route über Königswiesen und Gut Rieden in einer Art Ringsystem in Starnbergs Ortsmitte mit Anknüpfung an den Bahnhof See führen. Der bislang nur vage kalkulierte Preis für den Schnellweg in seiner Idealvariante, der bei durchschnittlich Tempo 20 eine Zeitersparnis von bis zu 20 Minuten auf einer Länge von 15,5 Kilometern brächte: 18,9 Millionen Euro, von denen rund 6,8 Millionen auf Starnberg entfielen. Ein Kilometer Radschnellweg würde demnach rund 1,2 Millionen Euro kosten - was laut Münster "ganz im Rahmen liegt". Sie verwies darauf, dass eine Umsetzung allein in der Hoheit der beteiligten Kommunen liege, manches womöglich nicht realisierbar sei. Sie verabschiedete sich im Ausschuss so: "Ich hoffe, ihr könnt a bisserl was damit anfangen."

Konkrete Verbesserungen der innerstädtischen Radinfrastruktur hat die CSU erarbeitet: Einhellig segnete der Ausschuss die vielen Vorschläge ab, die kurz- und mittelfristig umgesetzt werden sollen. Wichtigster Baustein dürften dabei Fahrradschutzstreifen sein. Allerdings obliegt eine Fahrbahnmarkierung auf den Staatsstraßen - Possenhofener Straße, Würmstraße, Berger Straße und Buchhofstraße - einer verkehrsrechtlichen Prüfung durchs Landratsamt. Weitere Verbesserungsvorschläge betreffen die Beschilderung, eine Alternativroute zur Hanfelder Straße, übersichtlichere Einmündungen und die Absenkung von Bordsteinen. Erklärtes Fernziel bleibt auch eine Querungsmöglichkeit für Radfahrer über die Westumfahrung bei Gut Mamhofen.

Darüberhinaus entschied der Ausschuss: Die rot markierte Aufstellfläche in der Söckinger Straße an der Kreuzung zur B2 entfällt , Mofas sollen künftig wieder die kleine Bahnunterführung von der Perchastraße zur Josef-Jägerhuber-Straße benutzen dürfen.

© SZ vom 16.01.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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