Verkehr:Hoffen auf ein Wunder

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Inning will den Verkehr, der durch die Ortsmitte braust, und den damit verbundenen Lärm spürbar reduzieren. Doch wie? Das Projekt Umgehungsstraße ist gescheitert, Tempo 30 lässt sich angeblich kaum realisieren

Von Astrid Becker, Inning

Formal sind es zwei völlig verschiedene Dinge: Der Lärmaktionsplan und das Verkehrskonzept, die beide in Inning erstellt werden sollen. Doch genau genommen verfolgen beide den gleichen Zweck, die für die Bürger zunehmend unerträgliche Situation zu mildern, die durch den wachsenden Verkehr entstanden ist, der sich täglich durch ihre Gemeinde wälzt. Dennoch entzünden sich an beiden Versuchen, eine Lösung für dieses Problem zu finden, teilweise sehr heftige Diskussionen im Rat.

Die Argumente, die dabei angeführt werden, sind nicht immer nachvollziehbar - und fast scheint es so, als ob schon bald wieder politisch die Debatte um das Thema Umgehung geführt würde. Diese war in einem Bürgerentscheid im vergangenen Jahr abgelehnt worden. Trotzdem hatte beispielsweise Johann Ritzer (FBB) bereits am Dienstagabend im Gemeinderat so einiges auszusetzen an den Ausführung von Ralph Kempiak vom Ingenieurbüro Accon, das mit dem Thema Lärmaktionsplan beauftragt ist. Zunächst ging es dabei um die Frage, ob ein solcher Plan überhaupt aufgestellt werden muss. Die Antwort darauf gab Kempiak in der Sitzung klar und deutlich: "Ja". Hintergrund sind die gemessenen, zu hohen Lärmbelastungen vor allem für die Anwohner der Ortsdurchfahrt. Von einer möglichen Verkehrsverlagerung hielt Kempiak aber offenbar nicht sehr viel. Das, so der Planer, könnte nur zusätzliche Betroffene nach sich ziehen. Diese Aussage schien Ritzer sehr zu verärgern. Er meinte, wenn es eine Umgehungsstraße gäbe, könnten die Lastwagen von der Ortsmitte ferngehalten und dort auch Tempo 30 beantragt werden. Der Berater rede nur von Zahlen und führe damit die "Bevölkerung in die Irre."

Doch die einst geplante und dann doch abgelehnte Ortsumfahrung steht nicht so im Fokus dessen, was die Inninger wünschen. Die Mehrheit von ihnen sieht wohl vor allem in einer Geschwindigkeitsbegrenzung auf Tempo 30 auf der Durchfahrtsstraße den Schlüssel für die Lösung von Innings Verkehrsproblemen. Um die Lärmbelastung zumindest um zwei bis drei Dezibel zu verringern, empfahl Kempiak, auf den Einbau lärmreduzierender Straßenbeläge und auf ein Tempo 30 in der Nacht hinzuwirken. Für eine Geschwindigkeitsbegrenzung am Tag auf einer Staatsstraße - wie es die Durchfahrtsstraße Innings nun einmal ist - sah er rechtlich keine Realisierungschance.

Auch Paul Bickelbacher, der mit dem Verkehrskonzept beauftragt ist und dem Verkehrsausschuss am Donnerstag seine erste Bestandsanalyse vorstellte, räumte dem Projekt Tempo 30 zunächst wenig Aussicht auf Erfolg ein. Entsprechende Gespräche mit der Kreisbehörde und dem Straßenbauamt Weilheim hätten dies klar ergeben. Aber man könne sich ja auch mal an die Bundes- und Landespolitik wenden, meinte er, "wenn Sie da Kontakte haben". Die Grünen und die BIZ dürfte diese Aussage erfreut haben: Sie hatten die Unmöglichkeit, Tempo 30 an dieser Stelle durchzusetzen, von Anfang an bezweifelt. Aus nachvollziehbaren Gründen: Schließlich hatten sie im Ort maßgeblich gegen die einstigen Umgehungspläne Stimmung gemacht - und versprochen, das Verkehrsproblem mit anderen Mitteln lösen zu können. Zum Beispiel mit Tempo 30.

© SZ vom 13.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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