Verkehr:Herrsching hinkt hinterher

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Die SPD in Herrsching macht sich am Bahnhof ein Bild davon, wie weit das Mobilitäts-Leitbild der Gemeinde schon umgesetzt ist. (Foto: Georgine Treybal)

Bei einem Rundgang der SPD wird klar, wie schwer sich das örtliche Mobilitäts-Leitbild umsetzen lässt. Eine Bürgerversammlung zum Verkehrskonzept soll zeigen, wie es weitergehen kann

Von Armin Greune, Herrsching

Auch wenn am Freitagabend vor dem bayerischen Urnengang zwei Kandidatinnen teilnehmen: Mit Wahlkampf hat der Ortsrundgang der SPD zur "Verkehrswende in Herrsching?" nichts zu tun. Werner Odemer nimmt sich sachbezogen und bar jeder Parteipolitik die neuralgischen Punkte vor, dabei spricht er oft von "wir" - und meint damit stets Herrsching oder den Gemeinderat, nicht die SPD.

Zu Beginn verteilt er das Leitbild zur zukunftsfähigen Mobilität im Ort. 2013 einstimmig vom Gemeinderat verabschiedet, ist darin das Ziel formuliert, dass bis 2020 die Hälfte aller Wege im Umweltverbund - also ohne Auto - zurückgelegt werden: "Nicht so ambitioniert", findet Odemer, "aber wir hinken dennoch hinterher". Immerhin können am Bahnhof schon einige Erfolge aufgezeigt werden: Die massiv ausgebauten Buslinien etwa, da habe "der Landkreis viel Geld in die Hand genommen hat", lobt Odemer. Als nächstes solle nachts ein Anruf-Sammeltaxi im Probebetrieb die Lücken im Fahrplan schließen.

Vorzeigemodelle sind auch die edle Fahrradabstellanlage am Bahnhof und die Solartankstelle gegenüber vor der VR-Bank, wo Bezirkstagskandidatin Sissi Fuchsenberger ihr E-Automobil aufladen lässt. Die Berger SPD-Gemeinderätin kann zudem die Erfahrungen in ihrer Heimatgemeinde einbringen, wo auch Fahrrad-Schutzstreifen auf Durchgangsstraßen markiert sind. In Herrsching reißen sie allerdings übergangslos vor der Hauptkreuzung zur Mühlfelder Straße ab. Über die verkehrsrechtliche Lage - auch zu Tempo 30 an der Schule - gibt Christiane Kern kompetent Auskunft, denn die SPD-Direktkandidatin für den Landtag ist Polizeikommissarin.

Als die fast 20-köpfige Gruppe in die Seestraße einbiegt, wird sie mit dem Unwillen eines Bürgers wegen der umstrittenen Pflanzcontainer konfrontiert. Diese sieht Odemer nur als Platzhalter, denn nach der Probephase sollen sie durch dauerhafte Baumpflanzungen ersetzt werden. Gleich mehrmals wird die Gruppe Zeuge, wie Autofahrer die Rechts-vor-links-Regelung in der vor einem halben Jahr installierten Tempo-30-Zone missachten. Das werde sich mit der Zeit geben, hofft Odemer. Mehr Sorgen bereitet ihm ein grundsätzliches Problem: "Die Autolobby ist ziemlich stark in Herrsching." Wie stark, wird sich in der Bürgerversammlung am 25. Oktober zum Verkehrskonzept zeigen.

© SZ vom 16.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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