Verkehr:Ein Provisorium für die Ewigkeit

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Der Unterbau bröckelt, das Provisorium hält nicht mehr lange: Die künstliche Verengung an der viel befahrenen Kreuzung Leutstettener Straße, Kaiser-Wilhelm-Straße und Josef-Jägerhuber-Straße muss erneuert werden. (Foto: Nila Thiel)

Was tun mit maroden Straßen in Starnbergs Zentrum? Angesichts leerer Kassen bleibt wohl nur: kaschieren

Von Peter Haacke, Starnberg

Das Provisorium an der Kreuzung Leutstettener Straße, Josef-Jägerhuber-Straße und Kaiser-Wilhelm-Straße bröckelt, nun ist guter Rat gefragt. Die Fahrbahnverengung wird die nächsten Monate kaum überstehen, spätestens nächsten Winter dürfte die teilweise unterspülte Fahrbahnverengung komplett zerbröselt sein. Stadtrat und Stadtverwaltung überlegen, wie es weitergehen könnte - was auch eine Kostenfrage ist: Eine komplette Beseitigung der Teerreste kostet rund 4500 Euro, eine Erneuerung 12 000 Euro. Eher unwahrscheinlich sind angesichts der angespannten Haushaltslage der Stadt zwei weitere Optionen: Eine Rückbau des Provisoriums mit einem technischen Ausbau, der sich aufs Notwendigste beschränkt, würde zwischen 477 000 und 489 500 Euro kosten. Und ein Vollausbau, wie ihn die ehemalige Bürgermeisterin Eva Pfister favorisierte, kostet gar 788 000 Euro.

Mittlerweile scheint fast allen Stadträten klar zu sein, dass ein Vollausbau mit Grünflächen, Zebrastreifen, Absenkungen und Stadtmobiliar aus finanziellen Gründen nicht machbar ist. Die Kreuzung gilt jedoch aus zwei Gründen als neuralgischer Schwachpunkt in der Verkehrsführung der Innenstadt: Fußgänger - insbesondere Senioren, Kinder und in ihrer Mobilität eingeschränkte Menschen - tun sich schwer bei Überquerung der Straße. Autofahrer - insbesondere mit größeren und großen Fahrzeugen - müssen oft stoppen oder sogar rangieren im Begegnungsverkehr. Eine befriedigende Lösung konnte bislang nicht gefunden werden.

Das Projekt war von Beginn an umstritten. Zwar befürworteten einige die geplante Verknappung des Straßenraums, doch es setzte auch massive Kritik am Vorhaben. Als Kompromiss setzte man im Herbst 2018 daher zunächst auf ein Provisorium aus Bitumen, das auf Beschluss des Stadtrates aber 2020 teilweise zurückgebaut wurde. Provisorien halten aber nicht ewig, so dass nun ein Ende dieses Experiments vorhersehbar ist.

Auf Antrag von Eva Pfister wurde die zur Entscheidung stehende Angelegenheit in den Juli vertagt, zumal der Behindertenbeirat noch keine Stellungnahme abgegeben hat und die Starnberger Polizei sich in ihren bislang vorliegenden Aussagen zur aktuellen Situation laut Bürgermeister Patrick Janik (CSU, UWG, SPD, BLS) widerspricht. Janik favorisiert jedenfalls eine komplette Wiederherstellung des Provisoriums in seiner jetzigen Dimension; mehr dürfte bei der Kassenlage derzeit wohl auch nicht drin sein.

© SZ vom 29.06.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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