Veranstaltungen:Französische Woche in Starnberg abgesagt

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Nach dem Pfälzer Weinfest wird ein weiteres Open-Air-Event gestrichen

Von Manuela Warkocz und Michael Berzl, Starnberg

Das Weinfest war von vornherein wegen der Fußball-WM ausgesetzt; nun kam auch noch die Absage der Französischen Woche, die von 7. bis 13. Mai geplant war. Sie ist seit Jahrzehnten geselliger Treffpunkt tausender Besucher auf dem Kirchplatz und Pflichttermin für Austernliebhaber und Freunde der Partnerstadt Dinard. Auch das italienische Fest, das dieses Jahr zum ersten Mal steigen sollte, wird es nicht geben. Kein politisches Komplott, sondern eher Verkettung unglücklicher Umstände, wie Nachfragen ergaben.

Aus Gesundheitsgründen muss Ralf Mansour-Agather von der "Arbeitsgemeinschaft Französische Woche Starnberg" sein berufliches Engagement stark einschränken. Der Pähler Weinhändler, lange in Starnberg ansässig, hatte als einer von sechs Gastronomen wesentlich die Französische Woche mitgetragen. Die Federführung war zwar auf den Pöckinger Metzger Oliver Lutz übergegangen. Doch weil auch drei andere Gastronomen betriebsbedingt nicht mitmachen können - die Juniorchefin Liesa Cramer vom Backhaus Cramer etwa heiratet und fällt daher als Eventmanagerin aus - "ist die französische Woche diesmal einfach nicht durchführbar", so Mansour-Agather. Mit nur zwei professionellen Gastronomen lasse sich der Ansturm auf dem Kirchplatz nicht bewerkstelligen.

Schon vergangenes Jahr, als man die 40-jährige Städtepartnerschaft mit der bretonischen Stadt Dinard gefeiert hat, hätten sich lange Schlangen gebildet. Mit dem Verein "Freunde von Dinard" habe man in den vergangenen Tagen intensiv nach einer Lösung gesucht, schreibt Mansour-Agather in einer Mitteilung. "Leider konnten so kurzfristig keine neuen Gastronomen mehr akquiriert werden", bedauert er.

Auf Nachfrage sagt der Weinhändler, der mühsam wieder aufpolierte Ruf der Französischen Woche "als Fest für alle Starnberger, Junge, Alte und Familien" solle nicht durch eine "halbgare" Veranstaltung gefährdet werden. Alkoholexzesse, Schlägereien und Scherbenhaufen in der Stadt hatten zeitweise ein eher unrühmliches Renommée begründet. Den Mutmaßungen, die Geschäfte seien zu schlecht gelaufen oder die Zusammenarbeit mit der Stadt zu schwierig, widerspricht der Weinhändler entschieden. Die Geschäfte seien 2016 und 2017 gut gewesen.

Seitdem größere Zelte für die Stände zur Verfügung stünden, können Gäste unabhängig vom Wetter feiern. Die Veranstalter - neben der Arbeitsgemeinschaft noch Stadtmarketing und Sparkasse - seien von der Stadt "super" unterstützt worden. Ein schlechtes Gewissen hat Mansour-Agather wegen der Absage den französischen Freunden gegenüber: "Die haben das natürlich nicht so gut aufgenommen." Dominique Ledez, Vorsitzender des Partnerschaftsvereins in Dinard, hatte 2017 wieder die Starnberger mit 2600 Austern auf dem Kirchplatz verwöhnt. Die Delikatesse war im Nu ausverkauft. Nächstes Jahr soll die Französische Woche "auf jeden Fall wieder laufen", verspricht Mansour-Agather.

Sehr enttäuscht ist Angelika Galata, Vorsitzende der "Freunde von Dinard", von der kurzfristigen Absage. Die Franzosen hätten schon Fahrzeuge und Frischwaren - neben Austern auch die beliebte Fischsuppe und Käse - geordert. Die siebenköpfige Delegation habe sich die Mai-Tage freigehalten. In Starnberg standen Helfer und Firmen bereit, um die Pagoden für das Fest samt Inventar auszubauen. "Ich hoffe, wir kommen finanziell mit einem blauen Auge davon", so die Vereinschefin. Sie habe erst kürzlich zufällig in der Metzgerei Lutz von der bevorstehenden Absage erfahren. Das habe sie getroffen "wie ein Hammerschlag. Hätten wir das im Januar absehen können, hätten wir vielleicht noch Ersatz-Gastronomen gefunden", sagt Galata.

Auch ein italienisches Fest, über das Mansour-Agather und der Buchhändler Wolfgang Bartelmann nachgedacht haben, wird es nicht geben. Die Veranstaltung stand zwar im Terminkalender der Stadt, der Hauptausschuss hatte im März zugestimmt, doch die Planungen wurden nicht weiter verfolgt, vor allem wegen einer Terminkollision mit dem Wochenmarkt auf dem Kirchplatz.

Die Entscheidung von Mansour-Agather, beruflich kürzer zu treten, hat noch weitere Auswirkungen. Auch aus seinem Restaurant "Abacus" im Gautinger Kino wird er sich etwas zurückziehen und künftig nicht mehr bis zu sieben Tage in der Woche in der Küche stehen. Neu eingeführt wird daher auch vom Mai an ein Ruhetag am Dienstag. "Ansonsten ist es mir wichtig, dass der Laden so weiterläuft wie bisher", betont der Mitinhaber, der das "Abacus" zusammen mit Katharina Wrase betreibt. Und das ist nur eine von vielen Aufgaben: So führt er noch einen Weinhandel in Pähl und kümmert sish um den Weinverkauf im Landmanns-Bioladen in Gräfelfing. Und während er gerade erzählt, dass er sich mehr schonen wolle, bereitet er das Catering für den Tango-Marathon an diesem Wochenende in München vor.

© SZ vom 27.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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