Utting:Thomas Manns Ferienhaus soll weg

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Gemeinderat will das Villengelände dörflich bebauen. Entstehen sollen 17 bis 18 Wohnungen auf dem Grundstück.

Von Armin Greune, Utting

Als ein Großteil des Grundstücks in einer Ebay-Kleinanzeige für 8,6 Millionen Euro angeboten wurde, fand der Gemeinderat, es sei höchste Zeit zu handeln: Das Areal oberhalb der Uttinger Bahnhofstraße ist nur mit einem Landhaus aus dem Jahr 1900 bebaut, ringsherum stehen imposante, ortsbildprägende Bäume. Im Juni wurde einstimmig beschlossen, für das Quartier zwischen Bahnhofstraße, Ölgartenweg, Elisabethweg, Stefan-Dietrich- und Kellersgartenstraße einen Bebauungsplan mit Veränderungssperre aufzustellen, um Spekulanten auszubremsen. Nun stellte Christian Schaser vom Planungsverband Äußerer Wirtschaftsraum erste Entwürfe für eine Bebauung der 8700 Quadratmeter großen Fläche um die "Villa Siebein" vor.

Das Grundstück sei von "zentraler Bedeutung für die Entwicklung Uttings", sagte Schaser im Gemeinderat: Außer einer riesigen Buche unterhalb des Hauses befinden sich zwölf weitere erhaltenswerte Bäume, darunter einige markante Kiefern - das erschwere die Planung. Zudem liegen für die vor vier Jahren verkaufte Teilfläche direkt an der Bahnhofstraße bereits die Vorstellungen eines Bauwerbers für zwei Wohnhäuser vor.

Schaser präsentierte drei Alternativen, wie sich auf dem Hang 17 oder 18 Wohneinheiten in Einzel-, Doppel-, Reihen- oder Mehrparteienhäusern unterbringen ließen. In allen ist die Zufahrt auf dem bestehenden Weg zur Villa vorgesehen - und in keinem soll das historische Gebäude, in dem Thomas Mann 1904 die Sommerferien verbrachte, erhalten bleiben: Es wäre "bei der Erschließung ein zu großes Hindernis", befand Schaser.

Zwei Entwürfe sind so angelegt, dass sich alle schützenswerten Bäume vor einer Fällung bewahren ließen. Ein Entwurf sieht vor, dass das bereits veräußerte Grundstück neu aufgeteilt würde. Bürgermeister Josef Lutzenberger hatte bereits beim Bauwerber nachgefragt und erfahren, dass der seine bisherige Planung beibehalten wolle.

Darüber wollten sich die Gemeinderäte nicht hinwegsetzen - wenngleich Patrick Schneider (GAL) beklagte, dass dort im Erdgeschoss Gewerbe hätte angesiedelt werden können, wie es erklärtes Ziel der Gemeinde für die Bahnhofstraße sei. Nicht einverstanden war das Gremium freilich mit dem Wunsch des Bauwerbers, ein Haus von der Fahrbahn zurückzusetzen und davor Querparkplätze anzulegen: dadurch würden öffentlich Stellplätze entlang der Bahnhofstraße verbaut.

Während Karl Sauter (CSU) für ein größeres Mehrfamilienhaus plädierte, um relativ günstigen Wohnraum zu schaffen, betonte Schneider, ihm sei die "Gewinnmaximierung des Eigentümers" egal, die Bebauung sollte aber "ins Bild der Umgebung passen". Wie er forderte auch Renate Standfest (GAL) eine Tiefgarage, um eine "deutlich geringere Versiegelung" zu erreichen. Ralf Stief (CSU) bat, auch die Ansicht von der Bahnhofstraße aus in die Planung einzubeziehen, damit der Blick auf das ansteigende Gelände nicht von einer Häuserwand verstellt werde.

Einig war man sich, dass die beiden schmalen Fußwege durch das Gelände erhalten bleiben müssen. Eine Tiefgarage sollte eingeplant werden; generell wird eine eher lockere, "dörfliche" Bebauung gewünscht. Dennoch nahm Schaser für seine weitere Arbeit am Bebauungsplan auch die Anregung mit, wenn möglich ein Mehrfamilienhaus in der Südostecke des Areals vorzusehen.

© SZ vom 19.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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