Utting:Finanzbuchhalter zwischen Frauenschenkeln

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Akte, rätselhafte Fotomontagen und Bilder aus dem Oman: Was die Besucher der Uttinger Ateliertage erwartet.

Patrizia Steipe

UttingFotografien oder Aquarelle, Ölbilder oder Webstücke, Bleistiftskizzen oder Holzobjekte - die Qual der Wahl haben die Besucher der 4. Uttinger Ateliertage. An zwei Wochenenden öffnen neun Künstler aus Utting und Holzhausen ihre Werkstätten. Einen ersten Überblick gibt es in der Uttinger Galerie Peter de Bloeme, Im Gries 9. Ein bis zwei ihrer Bilder haben die Künstler für die Werkschau beigesteuert. Hier können sich Kunstinteressierte von Dienstag an über die verschiedenen Stilrichtungen und Materialien erkundigen und sich ihre persönliche Wegroute für die offenen Ateliers am Wochenende zusammenstellen.

Ateliertage der Uttinger Künstler Utting Ateliertage der Uttinger Künstler, hier bei Martin Burger an der Jahnstraße. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Ein Abstecher in die Galerie unARTig, Bahnhofstraße 13, zu Harry Sternberg lohnt sich. Der Fotograf stellt die Ergebnisse seiner Reise in das Sultanat Oman aus. "Oman heißt Horizonte erspüren, Gegensätze erfahren und Farben entdecken", sagt Sternberg. Eine unglaubliche Buntheit zeichnet seine Aufnahmen von Steinen und Wüsten aus. Licht und Schatten, filigrane Zeichnungen, Kontraste zwischen scharfkantigen und weichgeschliffenen Steinformationen sehen aus, als ob ein mächtiger Künstler seine Hand angelegt hätte. Steinoberflächen wirken wie Landschaftsbilder aus dem All, bei anderen meint man Fußspuren oder steinzeitliche Wandmalereien zu erkennen. Doch Steine und Sand sind reine Kulturgebilde, so eindrucksvoll und schön, wie es nur die Natur zuwege bringt.

Ein paar Straßen weiter befindet sich das Atelier von Martin Burger (Jahnstraße 8b). Burger verwendet Zeitungspapier als Zeichengrund. Darauf skizziert er mit schwarzer Kreide menschliche Umrisse. Besonders eindrucksvoll sind die Aktskizzen, bei denen sich weibliche Körper, die mit wenigen Kreidestrichen angedeutet werden, über die Anzeigenseiten der alten Tageszeitung räkeln. Mit einer oder zwei Acrylfarben deckte Burger den Großteil der Texte ab, aus freigehaltenen Flächen erscheinen einzelne Worte wie "Finanzbuchhalter/in" oder "Goetheinstitut" zwischen den Frauenschenkeln.

Angelika Böhm-Silberhorn, Dießener Straße 25 und 27, stellt harmonische Landschaften in Öl aus. Die Landschaften von Lore Meyer (Seestraße 26) sind in Aquarell gemalt. Die fließenden Pinselstriche der Malerin und teilweise ineinanderlaufende Farben stehen im Kontrast zu den akzentuierten Umrissen von Bäumen und Wegen. Abstrakt sind die Gemälde von Christiane Noll (Schlesierstraße 6), auf denen Farben zu explodieren scheinen. Barbara Burger-Tanck zeigt an der Jahnstraße 8b Webarbeiten in Gobelintechnik aus. Dazu hat sie schachbrettartige Stoffpartien in unterschiedlichen Farben gewebt. Ein Bleistift reicht Peter Dietz (Im Gries 28) für seine Akte, die sich aus einem Wirrwarr an Strichen herauskristallisieren. Dagegen wirken die Objekte aus Holz, Metall und anderen Materialien von Angelika Hoegerl (Fritz-Erler-Straße 19, Holzhausen), dank reduzierter Formen klar strukturiert. Ein wenig Zeit sollten sich die Besucher für die rätselhaften Fotomontagen von Marianne Rahneberg (Am Weitlesberg 1, Holzhausen) nehmen.

Die Künstler öffnen ihre Ateliers am Samstag, 30. Juni, und Sonntag, 1. Juli, von 12 bis 18 Uhr. Infos unter www.uttinger-ateliertage.de

© SZ vom 25.06.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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