Unterstützung gefragt:Feuerwehr braucht Frauen

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Helfer auch in Krailling und Starnberg personell geschwächt

Von Otto Fritscher, Starnberg

Wie ist es tagsüber um die Einsatzfähigkeit der Feuerwehren im Landkreis bestellt? Diese Frage drängt sich auf, nachdem aus Feldafing bekannt geworden war, dass dort so wenige Feuerwehrler einer Alarmierung Folge leisten können, dass ein schnelles Ausrücken manchmal nicht möglich ist und Hilfe aus den Nachbarorten angefordert werden muss. "Viele Menschen arbeiten heutzutage einfach nicht am Wohnort", erklärt Kreisbrandrat Peter Bauch, der einen Überblick über die 44 Freiwilligen Feuerwehren im Landkreis hat. "Eigentlich" sollte am Ort tagsüber eine Löschgruppe vorgehalten werden können, also neun Mann.

Das ist aber oft nicht möglich. Bauch verweist auf seine Heimatgemeinde Krailling, wo sechs Mann als tagsüber verfügbar gemeldet sind. "Wenn der Schmied und sein Sohn aber auswärts auf Montage sind, dann wird's eng", erklärt Bauch. Dann werden die Nachbarwehren aus Stockdorf und Planegg gleich mit alarmiert. "So wird das auch in Starnberg gehandhabt, wo die Feuerwehren Percha, Söcking und Leutstetten in einer Alarmkette sind." Bei "etwa fünf Wehren im Landkreis" ist die sogenannte Tagesverfügbarkeit laut Bauch kritisch. Es gibt aber auch Gegenbeispiele. So ist die Freiwillige Feuerwehr Gilching in der Lage, tagsüber mit einem kompletten Löschzug auszurücken - also mit 16 bis 20 Mann und drei bis vier Fahrzeugen. "Da arbeiten einfach viele Feuerwehrler am Ort", erklärt Bauch.

Wie können die Feuerwehren neue Aktive gewinnen? Bauch seufzt und sagt dann: "Wenn ich das wüsste." Potenzial sieht er vor allem bei den Frauen. "Die können das genauso gut wie Männer." Aber sie blieben lieber tagsüber zuhause oder trauten sich einfach nicht. "Jedenfalls würde ich mir viel mehr Frauen bei den Feuerwehren wünschen, so wie in Auing."

Mit dem Ehrenamt ist das aber so eine Sache. "Manche Bürger meinen tatsächlich, wir hätten eine Berufsfeuerwehr", sagt Feldafings Bürgermeister Bernhard Sontheim. Und darauf könnte es in Zukunft irgendwann tatsächlich hinauslaufen, teilweise zumindest. Ein Teil der aktiven Feuerwehrler sind jetzt schon Angestellte bei den Gemeinden, in Herrsching gibt es vier solcher Gerätewarte. Die Gemeinde Feldafing will künftig nur noch Bauhofmitarbeiter einstellen, die bereit sind, bei der Feuerwehr mitzumachen.

Wenn die allgemeine Tendenz anhält, sich mehr um den eigenen Vorteil als das Gemeinwohl zu kümmern, dann sieht das Feuerwehrgesetz eine letzte Möglichkeit vor: die Aufstellung einer sogenannten Pflichtfeuerwehr. Zu dieser könnten Bürger im Alter zwischen 18 und 65 Jahren herangezogen werden. So einen Fall gab es im Landkreis Starnberg aber noch nicht, und Kreisbrandrat Peter Bauch ist auch in Bayern kein Ort bekannt, in dem eine Pflichtfeuerwehr eingeführt worden wäre.

Nichtsdestotrotz besteht etwa in Feldafing - "hier ist die Lage von allen Feuerwehren im Landkreis wohl am dramatischsten", so Bauch - Handlungsbedarf. Denn sich sozusagen von vornherein und regelmäßig darauf zu verlassen, dass die Feuerwehren aus den Nachbarorten Pöcking und Tutzing schon rechtzeitig anrücken und aushelfen werden - das ist nach Gesetzeslage nicht erlaubt. Fünf Mal waren die Pöckinger jüngst in einer Woche nach Feldafing ausgerückt.

© SZ vom 23.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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