Umweltschutz in Starnberg:Naturgärten werden zertifiziert

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Mit einer Urkunde und Plakette werden Gartenbesitzer ausgezeichnet, die auf Pflanzenschutzmittel und chemischen Dünger verzichten sowie eine hohe ökologische Vielfalt vorweisen können. 14 Bewerber haben sich bereits angemeldet.

Von Patrizia Steipe, Andechs

Bunte Wiesenblumen, Gemüsebeete, eine "wilde Ecke" mit Brennnesseln und Totholz, die Regenwassertonne, Komposthaufen und eine Vielzahl an Bäumen, Sträuchern und Pflanzen - wenn Natalie Stahl über Naturgärten spricht, kommt sie ins Schwärmen. Die Vorsitzende des Herrschinger Gartenbauvereins ist eine von neun ausgebildeten Naturgartenzertifizierern im Landkreis. Ab Mai besichtigen sie die Gärten in den Gemeinden, deren Besitzer das Zertifikat "Naturgarten" bekommen möchten. "Bayern blüht - Naturgarten" heißt das Projekt, das der Bayerische Landesverband für Gartenbau und Landespflege und die Bayerische Gartenakademie initiiert hat. Nach einer Pilotphase in Niederbayern soll es jetzt auf ganz Bayern ausgeweitet werden. 14 Gärten im Landkreis haben sich bereits für eine Zertifizierung angemeldet.

Bewusste Gartengestaltung im Einklang mit der Natur lautet die Formel. Zertifizierte Gärtner erhalten für ihr Engagement eine Plakette und eine Urkunde. (Foto: Gartenbauverein Herrsching)

Ein Naturgarten bedeute nicht der Wildnis freien Lauf zu lassen, sondern meint das bewusste Gestalten im Einklang mit der Natur, erklärte Jürgen Ehrhardt, Starnberger Kreisfachberater für Gartenkultur und Landespflege bei der Vorstellung im Andechser Rathaus.

Um zertifiziert zu werden, müssen die Gärten vier Kernkriterien erfüllen: Es dürfen weder chemische Pflanzenschutzmittel noch chemisch-synthetischer Dünger oder torfhaltige Erde verwendet werden und die Zertifizierer erwarten eine "hohe ökologische Vielfalt". Daneben können die Gartenbesitzer weitere Punkte sammeln, wenn sie beispielsweise Blumen, Stauden, Sträucher und Gehölze, Laubbäume, aber auch Wildkräuter oder Wiesenelemente vorweisen können. Auch für die Bewirtschaftung gibt es Punkte. Dabei achten die Gartenzertifizierer auf die richtige Bodenpflege, eine Mischkultur mit Gründüngung und Mulchen, Nützlinge sollen gefördert und umweltfreundliche sowie regionaltypisches Material für die Gartengestaltung verwendet werden. "Regenwassernutzung schätzen wir sehr", ergänzte Stahl. Wer Exoten in seinen Garten gepflanzt hat, brauche diese natürlich nicht herauszureißen, versicherte Uschi Lechner, die die Koordination der Zertifizierer übernommen hat. "Über die Hälfte aller Pflanzen im Garten sollten aber schon heimisch sein". Schließlich sind Naturgärten wertvolle Rückzugsorte für bedrohte Tiere und diese sind am besten an heimische Pflanzen adaptiert. Neben den gepflegten Beeten darf es in einem Naturgarten ruhig scheinbar "unordentlich" ausschauen. Asthaufen oder Totholz wird gerne von Insekten, Amphibien und Vögeln besiedelt. Und ein Wiesenstück, das nur ein bis zweimal im Jahr gemäht wird, ist dank der vielen Blumen eine Futterquelle für Schmetterlinge, Hummeln, Bienen und Co. Die Größe des Gartens spielt keine Rolle. "Auch kleine Gärten können die Kriterien für einen Naturgarten erfüllen", wusste Stahl.

Sie sind zuständig für die Zertifizierung von Naturgärten: Ursula Lechner, Anna Neppel, Natalie Stahl, Patricia aus den Siepen, Georg Schmidt, Heidi Körner, Ralf Maier, Jana Schmaderer und Jürgen Ehrhardt (von links). (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Wenn ein Garten erfolgreich als Naturgarten zertifiziert wurde, gibt es eine Urkunde und Plakette, die angebracht werden kann. "Damit kann man ein Zeichen setzen, dass man hinter den Werten des Naturgartens steht", sagte Ehrhardt. Er hofft außerdem, dass einige Bürger ihre vorbildlichen Gärten im Rahmen des "Tags der offenen Gartentür" vorstellen wollen.

"Wo Natur im Garten ist, da fühlt sich der Mensch richtig wohl", erklärte Anna Neppel, Vorsitzende des Kreisverbands für Gartenbau und Landespflege. Dem stimmte Lechner zu: "Ich stehe oft mit meinen Enkelkindern im Garten und wir staunen über das Gewurle der vielen Insekten an den Blühpflanzen". Wer seinen Garten zertifizieren lassen möchte oder selbst eine Ausbildung als Gartenzertifizierer machen möchte, meldet sich bei Uschi Lechner unter kvsta.lechner@gmail.com, Telefon: 08143/82 99. Für Mitglieder von Gartenbauvereinen ist die Zertifizierung kostenlos, andere zahlen 60 Euro. "Wir kommen auch zu Vereinen oder Schulen, um das Projekt vorzustellen, versprach Lechner.

© SZ vom 21.02.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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