Umwelt:Rettungsaktion für Kastanienallee

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Als Zeitzeugen kaum zu übersehen: Einige der alten Kastanienbäume am Ortsrand von Stockdorf könnten bis zu 125 Jahre alt werden. (Foto: Nila Thiel)

Der Umweltausschuss der Gemeinde Gauting begeistert sich für die Idee, den bereits leicht vorgeschädigten Bestand entlang einer Straße von Stockdorf nach Grubmühl mittels einer Baumpatenschaft zu pflegen

Von Michael Berzl, Stockdorf

Stattliche Rosskastanien stehen am Ortrand von Stockdorf. Entlang einer Straße bei Grubmühl bilden die etwa 70 Jahre alten Bäume eine kleine Allee. Allerdings klaffen darin schon Lücken: Einige Exemplare weisen Schäden auf, eine Baumkrone ist schon mit Seilen gesichert. Nun hat sich ein Sachverständiger das Ensemble angeschaut, um ein Pflege- und Entwicklungskonzept zu erarbeiten, das sich über mehr als 20 Jahre erstrecken soll. Die Kosten dafür sollen über Förderpatenschaften finanziert werden. Magdalene Bahr, die im Rathaus für den Naturschutz zuständig ist, hofft jedenfalls, genügend Gönner zu finden. Der Umweltausschuss hat diese Idee begrüßt und zugestimmt.

Dass etwas geschehen muss, ist für Diplom-Ingenieur Andreas Detter von der Firma Tree-Consult mit Sitz in Gauting eindeutig. In seiner Bestandsanalyse hat er festgestellt, dass etwa die Hälfte der zwei Dutzend Bäume an der etwa 150 Meter langen Straße bereits schwer geschädigt sind. Da gibt es zum Beispiel Aushöhlungen im Stamm, Pilze wachsen. Viele Blätter haben jetzt im Juli schon braune Stellen. Seit Jahren wütet dort die Miniermotte; zwischenzeitlich hieß es schon, die ganze Allee müsse deswegen gefällt werden. Alle Bäume einfach umzusägen, wäre wahrscheinlich tatsächlich die wirtschaftlich günstigere Lösung, räumte Detter ein, machte aber gleichzeitig deutlich: "Schneidet den alten Krüppel doch einfach weg, heißt es oft. Ich kann diesen Satz nicht mehr hören".

Der Fachmann setzt vielmehr auf Erhalt und Förderung des Wachstums. An einigen Stellen seien Nachpflanzungen nötige, mehrere junge Bäume wurden auch schon eingesetzt. Insbesondere vier sehr große Bäume will Detter so lange wie möglich erhalten; sie könnten bis zu 125 Jahre alt werden. Als "großgewachsene Zeitzeugen,die kaum zu übersehen sind", bezeichnet auch die Naturschutzbeauftragte Bahr diese Bäume. Sie schlägt vor, eine Urkunde zur Baumpatenschaft mit einem eigenen Logo zu entwickelt. Für den Erhalt könnten sich auch Firmen stark machen, hofft sie.

Gleich in der Nähe gibt es schon ein Vorbild für privat finanzierte Baumpflanzungen. Entlang der Straße nach Gauting stehen seit fünf Jahren 25 Stieleichen, die eine Lücke zwischen der Abzweigung zum Grubmühl und einem kleinen Wäldchen am Rand des Grubmühler Feldes schließen. Jeder Baum hat etwa 800 Euro gekostet; 20 davon hat der Verein "Freunde des Würmtals" unter Federführung des ehemaligen Stockdorfer Gemeinderats Gerhard Nafziger gespendet. Auf Plaketten sind die Namen der Spender genannt; so hat zum Beispiel eine Oma für ihren Enkel einen Baum gestiftet. Bei der Kastanienallee ist aber diese Arte von individuellem Sponsoring nicht möglich; da es um das gesamte Ensemble geht. Einem Spender wäre wohl nun nur schwer zu vermitteln, warum ausgerechnet sein Baum gefällt werden muss. Sachverständiger Detter nannte als Beispiel für Patenschaften die Eichenallee bei Seefeld. Dort wirbt ein Agenda-Arbeitskreis um Paten für Neupflanzungen.

© SZ vom 06.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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