Umwelt:Appell an Gemeinden

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Landkreis verzichtet auf Glyphosat und will Zeichen setzen

Von Michael Berzl, Starnberg

Glyphosat ist ein Reizthema, das selbst dann hitzige Debatten auslösen kann, wenn es um einen Beschluss ohne praktische Folgen geht. Zuletzt im Umweltausschuss des Starnberger Kreistags, als ein Antrag der Grünen behandelt wurde, wonach das umstrittene Herbizid auf Flächen, die dem Kreis gehören, nicht eingesetzt werden darf. Der Verzicht ist aber schon lange die Regel, wie in der Sitzung Petra Gansneder ausführlich erläuterte, die im Landratsamt für Naturschutzrecht und Landschaftspflege zuständig ist. CSU-Kreisrätin Eva-Maria Klinger stellte daher spöttisch fest: "Wir haben einen Zustand, dass wir Glyphosat nicht verwenden, und jetzt haben wir einen Beschluss, dass wir es auch weiterhin nicht verwenden". Und Vize-Landrat Georg Scheitz meinte: "Ohne den Beschluss ist der Natur genauso gut geholfen wie mit dem Beschluss." Eine 9:1-Mehrheit billigte dennoch den Vorschlag der Grünen, der auch beinhaltet, dass der Landkreis auch die Gemeinden bittet, auf das Mittel zu verzichten. Landrat Karl Roth (CSU) verspricht sich von dem Beschluss eine "Signalwirkung", er hofft auf die "Wirkung nach außen".

Auf derlei Signale könnte der CSU-Kreisrat und Landwirt Max Stürzer aus Gut Hüll gut verzichten. Angesichts der öffentlichen Debatte über Agrarchemie und konventionelle Methoden der Tierhaltung sieht er sich ohnehin schon Angriffen ausgesetzt und klagte: "Ich habe noch nie so ein Kesseltreiben gegen die Landwirtschaft erlebt." Er verteidigte den Einsatz von Glyphosat, das nach einer Entscheidung der Europäischen Union für weitere fünf Jahre zugelassen ist, als notwendig und sinnvoll.

Dennoch achtet der Landkreis Starnberg schon lange darauf, dass das Spritzmittel in seinem Einflussbereich möglichst keine Verwendung findet. Wie die Landschaftspflegeberaterin Gansneder in der Sitzung des Umweltausschusses erläuterte, wird zum Beispiel auf kreiseigenen Flächen, die von der Unteren Naturschutzbehörde verwaltet werden, generell keine Agrochemie verwendet. Auch Fremdfirmen, die sich um Erholungsgebiete kümmern, setzten keinerlei Pflanzenschutzmittel ein, wie es in den Sitzungsunterlagen heißt. Der Einsatz von Glyphosat sei nicht vorgesehen, ein vertraglicher Verzicht "nicht unbedingt notwendig, aber denkbar". Auch die Straßenmeisterei in Gilching, die für Grünflächen an Kreisstraßen zuständig ist, hatte mitgeteilt, dass sie dabei das Herbizid nicht einsetzt.

© SZ vom 26.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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