Tutzing:Haushaltswaren Himmel in Tutzing schließt

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Norbert und Nicole Himmel wollen aufhören. Zum Jahresende werden sie ihr Haushaltswarengeschäft in Tutzing schließen (Foto: Nila Thiel)

Der Druck des Internethandels sei zu groß geworden: Nach 70 Jahren schließt das Ehepaar Himmel seinen Haushaltswarenladen in Tutzing.

Von Sabine Bader, Tutzing

Eine Ära geht zu Ende: Nach 70 Jahren in der Einzelhandelsbranche schließt das Haushaltswarengeschäft Himmel. Vor fünf Jahren waren die Himmels von der Maximiliansstraße in Starnberg nach Tutzing gezogen. "Die Räume in Starnberg waren uns einfach zu groß und damit auch zu teuer", sagt Norbert Himmel. Der 57-Jährige betreibt den Laden gemeinsam mit seiner Frau Nicole, 54.

Auch in Tutzing haben die Himmels ihr Geschäft in Bestlage - direkt an der Hauptstraße. So ziemlich jeder, der entlangfährt, kommt daran vorbei. "Anfangs lief es sehr gut in Tutzing", erzählt Himmel. "Die ersten drei Jahre waren top," sagt er rückblickend. Man habe in diesen drei Jahren sogar weit über den Planzahlen gelegen. Im vierten Jahr ging es runter, und jetzt sei es "arg rückläufig", beschreibt er die Situation. Geschlossen werden soll das Geschäft zum Jahresende. Auch der 26-jährige Sohn Dominik gehe bereits seine eigenen Wege.

Weder mit der Lage des Ladens noch mit dessen Optik kann der Rückgang des Umsatzes zusammenhängen. Das Geschäft wirkt einladend und verleitet zum Stöbern. Das tun etliche Kunden auch, lassen sich beispielsweise den gesuchten Grill ausführlich vom Verkäufer oder Chef erklären, gehen dann nach Hause, werfen den Computer an und kaufen den neuen Grill im Internet. Himmel will an dieser Stelle keine generelle Kundenschelte betreiben. "Wir haben sehr gute und treue Kunden." Er sieht darin vielmehr ein grundsätzliches Problem der Einzelhandelsbranche.

"Das Internet verändert die Welt", sagt Himmel. Heute müsse man sich schon ganz genau überlegen, ob und in welcher Branche man ein Geschäft aufmache. "Den Wettkampf gegen Amazon kann man nicht gewinnen", da ist sich Himmel sicher. Die Zukunft, so glaubt er, liegt im Kundendienst. Seine Kritik gilt eher Lieferanten. "Von ihnen fühle ich mich missbraucht." Denn sie täten so, ,,als wäre das hier ein Showroom, um ein Produkt erlebbar zu machen und bieten dann dasselbe Produkt im Internet an". Aber Händler müssten schließlich auch von etwas leben. "Alles, was man hier sieht, habe ich gekauft und bezahlt", sagt Himmel und blickt sich im Laden um.

Das Haushaltswarengeschäfte Himmel gibt es wie gesagt seit 70 Jahren. Es ist ein echtes Starnberger Traditionsunternehmen. Angefangen hat alles ganz klein. Ihren ersten Laden machten die Brüder Engelbert und Erich Himmel im Jahr 1948 in einer Garage in der Starnberger Max-Emanuel-Straße auf nur zwölf Quadratmetern auf. Dann ging es in die Söckinger Straße. Dort kam Engelberts Frau Elise, Norbert Himmels Mutter, hinzu. Und danach zog das Geschäft in die Maximilianstraße um. Vor 30 Jahren übernahm Norbert Himmel dann das Unternehmen seiner Eltern.

"Was einen guten Kaufmann auszeichnet: Er erkennt, wann es Zeit ist, neue Wege zu beschreiten", sagt der 57-Jährige heute. "Wir denken in alle Richtungen." Und eine könnte für Norbert Himmel in der Musikwelt liegen. "Mein Traum wäre es, wieder rückzugehen in die Musikbranche", sagt er. Ich würde gerne wieder als Keyboarder oder Komponist arbeiten oder mich einer Profiband anschließen." Derzeit ist Himmel dabei, ein Musikvideo zu produzieren, das in zirka vier Monaten auf den Markt kommen soll. Klar ist für ihn in jedem Fall: Ganz aufhören zu arbeiten, kommt nicht in Frage. Ein Angebot von einer Firma in München habe er auch bereits.

Die Himmels verabschieden sich auch nicht im Groll aus der Einzelhandelsbranche. Im Gegenteil. "Wir hatten viel Glück", resümiert der 57-Jährige. Das Ziel der beiden ist jetzt, das ganze Unternehmen zum Jubiläum zu einem schönen Abschluss zu bringen. "Wir wollen es nochmals krachen lassen." Geplant ist, laut Himmel, auch ein großer Räumungsverkauf. Fest steht für ihn auch: "Noch einmal einen Himmel mit Haushaltswaren wird es in dieser Form nicht geben."

© SZ vom 25.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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