Flüchtlinge:Auszug aus dem Tutzinger Zeltdorf

Lesezeit: 2 min

128 Flüchtlinge werden am Montag nach Krailling und Seefeld verlegt

Von Manuela Warkocz, Tutzing

Die 128 Flüchtlinge aus der Tutzinger Zeltanlage an der Seestraße sollen am kommenden Montag ausziehen. Sie werden in Container nach Krailling und Seefeld gebracht. Das teilte Bürgermeister Rudolf Krug am Mittwoch im Bauausschuss mit. Gemeinsam mit dem Landratsamt habe die Gemeinde Listen erarbeitet, wer mit wem zusammen untergebracht werden sollte. Zwei Bewohner, die in Penzberg und Tutzing arbeiten, werden bis auf weiteres in anderen Tutzinger Unterkünften einquartiert. Die Zelte aber werden nach Auskunft des Landratsamtes bis auf Weiteres stehen bleiben. Wie es mit ihnen weitergeht müsse erst mit der Regierung von Oberbayern und der Gemeinde geklärt werden, heißt es. Genehmigt ist die Notunterkunft auf dem alten Volksfestplatz bis diesen August mit Option zu verlängern.

Krug befürwortet die vorzeitige Auflösung prinzipiell. Einen zweiten Winter hätte er den Menschen in den Zelten ungern zugemutet. Allerdings hätte der Rathauschef einen Umzug im August für die Betroffenen bevorzugt, wenn Schul- und Kindergartenjahr abgeschlossen gewesen wären. Auch der Ökumenische Helferkreis setzte alles daran, den Buben und Mädchen bis zu den Sommerferien den Besuch ihrer bisherigen Einrichtung zu ermöglichen. Koordinatorin Roswitha Goslich hatte sogar angeboten, dass der Helferkreis die Fahrtkosten übernimmt. Das Staatliche Schulamt bestehe aber darauf, dass das etwa ein Dutzend schulpflichtiger Kinder sofort am Dienstag in die Schulen am jeweiligen neuen Wohnort gehe, so Goslich.

Für die 385 Ehrenamtlichen des Ökumenischen Helferkreises in Tutzing bedeutet die Ankündigung, dass sie am Wochenende Abschied nehmen müssen. Viele haben sich intensiv eingesetzt - als Paten, in der Kleiderkammer, in Sprachkursen, in der Vermittlung von Praktika - dass die Neuankömmlinge sich in der Seegemeinde willkommen fühlen konnten. Mit Supervisor Dieter Gießer hat der Kreis das "Loslassen" thematisiert. Derzeit helfen viele Freiwillige beim Aussortieren in den Zelten und beim Kofferpacken. Jeder Bewohner darf am Montag maximal zwei Koffer mitnehmen. Alles Restliche bringen Helfer im Lauf der Woche nach. Den Umzug organisiert die Organisation "Better Place" mit Bussen. Die Asylsuchenden selbst seien "gut auf den Wechsel eingestellt", sagt die Tutzinger Koordinatorin. Sie freuten sich überwiegend, dass sich ihre Wohnsituation verbessere. Auf die Flüchtlinge warten am westlichen Ortsrand von Krailling Container. Sie sind teilweise schon bewohnt. Andere ziehen in die Container-Anlage am Ulrich-Haid-Weg in Seefeld, in der Platz für 144 Menschen ist. "Einige aus Tutzing waren schon vor Ort, haben Fotos gemacht", wie Goslich berichtet. Mit den jeweiligen Helferkreisen sei man im Austausch. Die Koordinatoren würden zum monatlichen Treffen des Tutzinger Helferkreises diesen Freitag erwartet.

Auch wenn Wehmut auf beiden Seiten spürbar sei, so freue man sich schon auf die nächsten Begegnungen: bei der Vernissage am 14. Juli im Tutzinger Rathaus mit Bildern von Flüchtlingskindern, eine Aktion von Sigrid Wever, und beim Sommerfest am 24. Juli. Das sei ursprünglich als Abschiedsfest gedacht gewesen. "Jetzt wird es ein Wiedersehensfest", zeigt sich Roswitha Goslich zuversichtlich. Mit dem Wegzug der Zeltbewohner wird sich in Tutzing die Zahl der Asylbewerber von 260, darunter 24 unbegleitete Minderjährige, in Tutzing halbieren.

© SZ vom 24.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: