Trotz einiger Fortschritte:Energiewende im Schneckentempo

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Die Kreisstadt Starnberg hat bereits einiges getan, um Stromverbrauch und Wärmebedarf zu senken. Doch trotzdem muss noch viel geschehen, um die gesteckten Ziele bis 2035 zu erreichen

Von Peter Haacke, Starnberg

Die Energiewende ist ein hehres Ziel, dem sich der Landkreis Starnberg, aber auch viele Kommunen im Jahr 2005 verschrieben haben. Bis 2035, so die Vorgabe, will man seinen Energiebedarf autark sichern. Auch die Kreisstadt ist gefordert, Strom, Öl und Gas zu sparen. Doch im ersten Zwischenbericht, den die Leiterin des Stagenda-Arbeitskreises "Energie", Karin Wurzbacher, mit Unterstützung des städtischen Fachmanns für Umweltschutz und Energie, Thomas Bachmann, am Donnerstag im Ausschuss für Umwelt, Energie und Mobilität präsentierten, zeigte sich: Trotz einiger Fortschritte bleibt in den nächsten Jahren noch viel Raum für weitere Verbesserungen. Deutlich machte Wurzbacher dabei aber auch, dass die Energiewende bei Beibehaltung des momentanen Tempos wohl kaum zu schaffen sein wird.

Der Arbeitskreis Energie hatte seinen ersten Bericht Ende 2015 vorgelegt. Wurzbacher präsentierte die zentralen Erkenntnisse ihres Zwischenberichts aus 2013, der die Ergebnisse der CO²-Bilanz für die Jahre 1999/2005 mit einbezog, um einen Trend erkennbar zu machen.

Die erfreuliche Nachricht: Starnbergs Bürger sind 2013 innerhalb des Stadtgebiets weniger unterwegs gewesen, die Summe der gefahrenen Tageskilometer sinkt. Gleichwohl verursacht der Komplex Mobilität mit 23 Prozent die meisten Emissionen vor Heizen (17 Prozent). Unberücksichtigt blieben in der Untersuchung die Faktoren "Konsum" und "Ernährung", die den größten Anteil ausmachen. Ein gutes Zeugnis stellte Wurzbacher der Stadt aus, die schon seit geraumer Zeit zertifizierten Öko-Strom bezieht und dem "Klimapakt" angehört: "Die Stadt ist ihrer Vorreiterrolle gerecht geworden." Als Beleg führte sie die städtischen Liegenschaften an, bei denen sowohl Stromverbrauch als auch Wärmebedarf leicht gesenkt werden konnte. Die Solarthermie jedoch "ist ein echtes Stiefkind hier", sagte sie, und auch Kraft-Wärme-Kopplung sei bislang eher noch die Ausnahme.

In ihren Schlussfolgerungen wurde Wurzbacher sehr deutlich: Ohne Reduzierung von Strom und Heizwärmebedarf und den forcierten Ausbau erneuerbarer Energien kann das Energiewendeziel nicht erreicht werden. Dabei müssen alle Optionen geprüft werden. Denn klar ist auch: Je mehr Energie eingespart wird, umso geringer ist der Bedarf an erneuerbaren Energieträgern. Als konkrete Strategien empfahl Wurzbacher die verstärkte Nutzung von Blockheizkraftwerken und Solarthermie, eine Erhöhung der Sanierungsrate von Altbauten, eine Niedertemperatur-Wärmeversorgung und die Sensibilisierung von Bürgern und Gewerbetreibenden für das Thema durch Kampagnen. Der nächste Bericht kommt 2017.

Eine weitere Möglichkeit zum Stromsparen ergibt sich durch den Einsatz von LED-Lampen, die den Straßenraum erhellen. Bürgermeisterin John räumte diesem Projekt, für das demnächst ein Konzept vorgelegt werden soll, große Bedeutung ein. "Wir haben erkannt, dass das eine große Aufgabe ist", sagte sie. Unklar ist bislang jedoch, wie hoch die Kosten für eine flächendeckende Umrüstung mit "harmonischem Erscheinungsbild" sind und wer das Geld bezahlen wird. Auf Nachfrage von Franz Sengl (Grüne), wann sich das Projekt denn amortisieren werde, antwortete Umwelt-Fachmann Bachmann knapp: "Das wird sich nie amortisieren."

© SZ vom 30.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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