Tischtennis:Ein Platz im "Bayernhimmel"

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Der TSV Starnberg - hier mit Michael Hagmüller (vorn) - spielt am Samstag in der Brunnangerhalle gegen den TSV Deggendorf um den Bayernliga-Aufstieg. (Foto: oh)

Die Herren des TSV Starnberg kämpfen am Samstag in der Brunnangerhalle gegen den TSV Deggendorf um den ersehnten Aufstieg in Bayerns höchste Spielklasse. Zuvor schwingen Asylbewerber den Schläger

Von Peter Haacke, Starnberg

Die Bayernliga ist für Sportler in etwa das, was für Wiesnbesucher vermutlich ein Sitzplatz im Bierzelt darstellt: Der Himmel der Bayern. In die überschaubare Sportszene der Kreisstadt Starnberg, die landesweit nach dem Abgesang von Volley-, Basket- und Fußball bestenfalls noch in den Disziplinen Segeln, Golf und Tennis glänzt, kommt jetzt aber neuer Schwung: Die Tischtennis-Herren des TSV 1880 Starnberg spielen am Samstag, 23. April (Spielbeginn: 18 Uhr) in der Brunnangerhalle gegen den TSV Deggendorf. Die Tabellen-Vize aus Landesliga Süd-West und Süd-Ost kämpfen in der Relegation um den Aufstieg, der Sieger steigt in Bayerns höchste Spielklasse auf - die Bayernliga Süd.

Für Pera Mohanamoorthy, Abteilungsleiter, Spielertrainer und Teammanager der Starnberger, war es ein langer Weg zu diesem "Endspiel". Als er vor acht Jahren zum TSV 1880 wechselte, dümpelte die erste Mannschaft in der 1. Kreisliga vor sich hin. Dabei war der TSV Starnberg wenige Jahre zuvor schon einmal bis in die Bayernliga vorgestoßen. Das ehrgeizige Projekt, Tischtennis auf gehobenem Niveau in der Kreisstadt zu etablieren, scheiterte jedoch grandios: Der Sponsor, der jahrelang Geld für auswärtige Spieler in die Abteilung gepumpt hatte, sprang ab. Das längst nicht mehr existente Team wurde in der Saison 2002/03 in der Bayernliga "geparkt", dann fünf Klassen tiefer in den Spielbetrieb einsortiert. "Keine Sponsoren, keine Spieler, kein Publikumsinteresse", schrieb die SZ, die den lautlosen Sturz in die sportlichen Niederungen seinerzeit kommentierte. Viele Aktive verließen den Verein, die Abteilung geriet an die Grenzen ihrer Existenzfähigkeit - eine schmerzhafte Erfahrung, die sich so nicht wiederholen soll. Zwar weiß auch Mohanamoorthy, dass ohne gewisses Budget kein Leistungssport möglich ist. Doch anders als vor 14 Jahren gewährleistet ein Pool aus Sponsoren, der Verein und die Stadt Starnberg eine solide Planung.

Der Ehrgeiz der Starnberger ist groß: Nach drei Jahren in der Landesliga soll es am Samstag endlich klappen mit dem ersehnten Aufstieg in die Bayernliga. Ins "Finale dahoam" - der Tabellenachte der Bayernliga DJK SB Landshut II zieht sein Team zurück - gehen die Starnberger als Favoriten. Das Selbstbewusstsein ist groß, das Team will zusammen bleiben. Die Gastgeber spielen in Top-Besetzung mit Michael Hagmüller, Andreas Spiegel, Kai Kappe, Tobias Quick, Michael Köhler und Pera Mohanamoorthy. Auf dem Papier haben die Starnberger 300 Ranglistenpunkte mehr als die Deggendorfer, die mit drei Tschechen antreten. Die Zuschauer dürfen sich somit auf ein Tischtennis-Highlight und auf eine Aufstiegsparty freuen - möglicherweise sogar gemeinsam mit dem zweiten TSV-Team, das bereits an diesem Freitagabend gegen die FT Jahn Landsberg - ebenfalls in der Relegation - um den Aufstieg in die 2. Bezirksliga spielt.

Die Brunnangerhalle steht am Samstag ohnehin ganz im Zeichen von Tischtennis: Bereits von 11 Uhr an findet bereits zum zweiten Mal ein "interkulturelles Tischtennis-Turnier" statt, bei dem vor allem Asylsuchende und Flüchtlinge, aber auch interessierte Bürger mitspielen sollen. Organisiert haben das Turnier, bei dem es nicht um Leistung, sondern vielmehr die spielerische Freude auf Ping-Pong-Niveau geht, der TSV Starnberg, der SV Söcking und das Starnberger Sozialwerk. Sportreferent Winfried Wobbe: "Wichtig ist das gegenseitige Kennenlernen. Wie kann das besser geschehen, als bei einem sportlichen Wettkampf?" Wobbe würde sich daher freuen, wenn auch Mitglieder des Stadtrats teilnähmen. Besondere sportliche Fähigkeiten sind nicht erforderlich, Tischtennisschläger können gestellt werden.

Als Rahmenprogramm steht unter anderem ein Tischkicker zur Verfügung, zudem gibt es eine Vorführung der brasilianischen Kampfsportart Capoeira. Auch für Getränke und Speisen ist gesorgt - für Flüchtlinge von der Kreissparkasse gesponsert. Auf Startgeld verzichten die Veranstalter. Stattdessen freuen sie sich über eine Spende für die Asylhilfe in Starnberg (auf ein Konto beim Caritasverband Starnberg). Für Fragen und Anmeldungen steht Peter Lietzenmaier per E-Mail unter peter@lietzenmaier.de oder Telefon 08151/8218 zur Verfügung.

Übrigens, auch Kurzfristige Anmeldungen vor Ort sind möglich, soweit diese den Turnierablauf nicht wesentlich behindern. Und im Anschluss ans interkulturelle Turnier geht es um einen Platz im "Bayernhimmel".

© SZ vom 22.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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