Theater:Versöhnung und Verhöhnung

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Das Bosco zeigt in den kommenden Monaten vielgelobte Inszenierungen des Metropol- und des Erlanger Theaters. Auf dem Kabarettprogramm stehen Gastspiele von Arnulf Rating, Matthias Deutschmann und Sigi Zimmerschied

Von Armin Greune, Gauting

Das Theaterforum bleibt sich treu. Terrorismus, religiöse Toleranz und Flucht: Auch in den kommenden Monaten werden die brisanten Fragen der Gegenwart auf der Bühne des Bosco künstlerisch aufgearbeitet. Denn "Kultur muss im besten Sinne immer politisch sein," findet Werner Gruban, stellvertretender Vorsitzender des Theaterforums. Der Publikumszuspruch gibt ihm Recht: Schon vor Beginn der neuen Spielzeit ist die Hälfte der sechs Schauspielabende bis zum Jahresende praktisch ausverkauft.

Zum Auftakt der Saison gibt es zwei Auswärtsspiele: Mit Ferdinand von Schirachs "Terror" hat sich das Gautinger Bosco für das aktuelle Theaterprogramm schlichtweg "das Stück der Saison" (Egbert Troll in der SZ) ausgesucht. Jochen Schölch hat am Münchner Metropoltheater das zweistündige Justizdrama inszeniert, an dessen Ende das Publikum über die Schuldfrage abstimmt: Ein Bundeswehrpilot ist des 164-fachen Mordes angeklagt, weil er ein von Terroristen entführtes Verkehrsflugzeug abschoss, das in einem voll besetzten Fußballstadion zum Absturz gebracht werden sollte. Aus rechtlichen Gründen darf das Stück nicht in Gauting gezeigt werden. Deshalb hat das Bosco für die Vorstellungen am Freitag und Samstag, 9. und 10. September, jeweils vier Busse organisiert, die das Publikum nach München und wieder heim bringen. Beide Aufführungen sind freilich schon länger ausgebucht - doch einzelne Karten werden immer wieder kurz vorher zurückgegeben: Es kann sich also durchaus lohnen, sich auf die Warteliste setzen zu lassen (Telefonnummer 089/4523 8580).

Als erstes Ensemble für ein Gastspiel in Gauting tritt am 2 .Oktober der Abschlussjahrgang Theaterpädagogik am Institut für Jugendarbeit München mit einer Uraufführung an: "Zimmer 310" ist laut Veranstalter "ein Schauspiel über die großen und kleinen Dramen des Lebens", die sich in einem Hotelzimmer zutragen. Karten können telefonisch im Institut für Jugendarbeit unter Telefon 089/8932 3316 reserviert werden.

"Die letzte Karawanserei" dreht sich um Schicksale von Flüchtlingen

Zwei Wochen später kommt das Theater Erlangen ins Bosco, das am 15. und 16. Oktober Lessings "Nathan der Weise" aufführt. Der Klassiker, der für Humanität und eine Versöhnung der Religionen Islam, Christentum und Judentum steht, ist gerade heute aktueller denn je und wird gerade an vielen deutschen Bühnen gespielt und dabei unterschiedlich interpretiert. Die Erlanger Intendantin Katja Ott orientiert sich in ihrer dreistündigen Inszenierung eng am Originaltext, sie nimmt das dramatische Gedicht in fünf Aufzügen ernst und verzichtet auch nicht auf Lessings optimistischen Schluss.

Am Dienstag, 8. November, macht dann das viel gelobte Ensemble des Metropoltheaters seinen Gegenbesuch beim Bosco. Wieder widmet es sich einem brandaktuellen Thema: In "Die letzte Karawanserei" werden exemplarisch Einzelschicksale von Flüchtlingen in den Fokus gerückt. Regisseur Jochen Schölch bringt das Stück nach der Vorlage von Ariane Mnouchkine auf die Bühne: Die legendäre Gründerin und Leiterin des alternativen Kollektivs Théâtre du Soleil hat dazu mit ihrem Team schon vor 15 Jahren 400 Asylsuchende interviewt. Mit berechtigtem Stolz verweist das Gautinger Kulturhaus darauf, dass "Die letzte Karawanserai" als deutsche Erstaufführung gezeigt wird. Auch hier empfiehlt sich die Warteliste, um noch Restkarten dafür zu ergattern.

Natürlich setzt das Theaterforum auch in der nächsten Spielzeit auf die publikumsträchtige Phalanx von Kabarettisten: Gleich drei Abos mit je sechs Auftritten bis zum Juni kommenden Jahres werden angeboten. Als erster tritt am Dienstag, 27. Oktober, Arnulf Rating in den Ring: In seinem Programm "Akut" greift sich der 64-Jährige eine Stapel aktueller Tageszeitungen und analysiert blitzgescheit Höhen und Tiefen des Medienrummels. Außerdem werden in den kommenden Monaten der Mann mit dem Cello, Matthias Deutschmann, ("Wie sagen wir's dem Volk?", Sonntag, 20. November), André Hartmann (Benefizveranstaltung zugunsten des SZ-Adventskalenders, Dienstag, 29. November) und Lisa Catena ("Gruezi Deutschland", Donnerstag, 15. Dezember) erwartet. Für Sigi Zimmerschieds "Hochwassermonolog" am 16. November und das Gastspiel von Sarah Hakenberg unter dem Motto "Nur Mut" am 8. Dezember sind vorerst keine Karten mehr erhältlich - aber auch hier könnte man wieder die Chance über die Warteliste nutzen, rät das Bosco.

© SZ vom 06.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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