Theater:Teuflische Späße

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Winni Englisch verkörpert den Ratzinger, einen Schrifsteller in einer Schaffenskrise, der auch noch mit seiner Haushaltshilfe Ursch zu kämpfen hat, die von Dani Fuchs gespielt wird. (Foto: Arlet Ulfers)

Spielleiter Franz von Hunoltstein baut in seine Version von "Luzifer und Larifari" Spitzen gegen Feldafinger Prominenz und Lieder zur Auflockerung ein

Von Patrizia Steipe, Feldafing

Der Teufel und seine Großmutter, der Kasperl, ein ausgebrannter Schriftsteller, ein derber Küchentrampel, dazu ein wenig "Münchner im Himmel", "Brandner Kaspar" und ein paar Seitenhiebe auf Feldafinger Prominente wie den verstorbenen Lothar Günther Buchheim: Es war eine erfolgversprechende Mischung, mit der die Theatergruppe Feldafing Premiere gefeiert hat. "Luzifer und Larifari" heißt das Stück von Gerhard Löw, das Spielleiter Franz von Hunoltstein ausgesucht hat. Den Originaltext hat er um einen Prolog, Tanz- und Gesangseinlagen und einige Spitzen erweitert.

Zum ersten Mal kam bei der Aufführung im Keller des Betreuten Wohnens die neue Lichtanlage in Einsatz, die wahlweise die Bühne mit rotem Licht in die Hölle und mit weißem Licht in den Himmel verwandelte. Die meisten Szenen spielten im Wohnzimmer des Schriftstellers Ratzinger. Winni Englisch verkörpert dieses Häuflein Elend, den verkrachten Autor in der Schaffenskrise, dessen verzweifelter Gesichtsausdruck so echt wirkte, dass man ihm am liebsten ein paar aufmunternde Worte hätte zurufen mögen. Durch das Schreiben von Kasperltheaterstücken hofft Ratzinger, aus seinem Tief herauszukommen. Nicht einmal die Witze von Volksschauspieler Hirschl (Franz von Hunoltstein), der sich zu Höherem berufen fühlt, helfen; und dessen Handpuppenspiel verdrießt nicht nur den Schriftsteller, sondern auch den Teufel und seine Großmutter, die sich völlig verkannt fühlen. Während der Larifari ein paar "Spaßettln" in der Hölle machen möchte, wollen die Höllenfürsten den Schriftsteller heimsuchen. Zu dumm, dass die beiden für ihren Besuch die Rolle von Ratten eingennehmen, denn die Ursch (Dani Fuchs) macht kurzen Prozess und zerdrückt beide mit dem Schrubber. Ratten in der Küche? Das gefalle ihm gar nicht, so der Hausherr, dreht sich zum Publikum und ruft im unverkennbaren Tonfall des Feldafinger Kunstsammlers Buchheim dem Publikum zu: "Wir haben schon genug Gullyratten hier im Dorf". Ein gelungener Gag, genauso wie der Einfall, den gwamperten Engeln (Michi Jirsa und Wolfi Christl), die durch Ferngläser vom Himmel aus das Treiben in Feldafing beobachten, Chanel-Täschchen um den Hals zu hängen. Die gebe es, seit Karl Lagerfeld droben angekommen sei. Zu Hause beim Ratzinger erscheinen die Leibhaftigen in ihrer Teufelsgestalt, um Verwirrung und Zwietracht zu stiften. Dass sie die gleichen Kostüme wie die Kasperlfiguren anhaben, ist der Verdienst von Maximiliane Gerber. Sie schneidert seit mehr als 40 Jahren die Kleider für die Auftritte.

In rot-schwarze Gewänder hat sie auch die Tänzer gehüllt. Leonie von Hunoltstein, Eleni Hofmann und Moritz Nusser bekamen viel Applaus für ihren temperamentvollen Teufelstanz mit Luftgitarrensolo auf dem Dreizack. Das Stück wohltuend aufgelockert haben auch die beiden Lieder, die Michael Oesterhelt komponiert hat. Mit eingängiger Melodie und mitreißenden Refrains wie "willkommen in der Unterwelt, wir hoffen es geht euch beschissen", haben sie das Zeug zu Ohrwürmern.

Die Paraderolle des Höllenfürsten Luzifer hat Michl Keltsch. Er spielte diese Rolle facettenreich und mit ganzem Körpereinsatz. Das reichte vom überlegenem Gehabe à la Mephisto bis zum hinterlistigem Grinsen als Seelenkäufer sowie vor Selbstmitleid zerfließendem Jammerlappen wie der Boandlkramer im Brandner Kaspar. Kein Wunder, dass die gar nicht so fürchterlich wirkende Teufelsgroßmutter (Carmen Schimmelpenninck) schier am Verzweifeln ist mit diesem Enkel, der auch gar nicht verstand, warum sie die greislige Ursch in eine verführerische Schönheit verwandelt hat. Deren Optik verfehlt nicht ihre Wirkung, und Hausherr Ratzinger ist auf einem Schlag von seiner Depression geheilt und nun ein "eingebildeter Fortpflanzungsprotz".

Die Theatergruppe Feldafing tritt noch am 10., 11., 12., 13. und 14. April im Theatersaal des "Betreuten Wohnens" an der Bahnhofstraße 2 auf. Karten können unter 08157/8089 bestellt werden.

© SZ vom 08.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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