Theater:Meister im Nichtstun

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So frech zwinkert er ins Publikum, der Sultan, den der Starnberger Schauspieler Stefan Wilkening am Samstag im Bosco präsentiert. (Foto: Werner Gruban)

Der Starnberger Schauspieler Stefan Wilkening bringt am Samstag im Gautinger Bosco die szenische Lesung mit Musik "Sultan und Kotzbrocken" auf die Bühne. Ein Stück für Kinder und Junggebliebene

Interview von Sabine Bader, Gauting

Der Starnberger Schauspieler Stefan Wilkening steht neben seinen Engagements für Film und Fernsehen und als Rundfunksprecher derzeit in Augsburg in der "Csardasfürstin" auf der Bühne. Am kommenden Samstag ist er wieder einmal in seiner Wahlheimat, dem Landkreis Starnberg, zu sehen, und zwar im Gautinger Bosco mit der szenischen Lesung "Sultan und Kotzbrocken". Es ist nicht das erste Stück dieser Art, das die Kinder im Fünfseenland von ihm kennen. Zuvor gab es schon "Rennschwein Rudi Rüssel", "Biene Maja", "Urmel aus dem Eis", "Till Eulenspiegel" und andere. Die SZ sprach mit ihm über das neue Stück und den Reiz, die gerade dieses Genre für ihn ausübt.

SZ: Herr Wilkening, welcher Sultan beehrt uns da am Samstag?

Stefan Wilkening: Es ist der Sultan aus dem Buch "Sultan und Kotzbrocken" von Claudia Schreiber. Er ist "großer Meister mit Schwarzem Gürtel im Überhauptnichtstun". Schon als er noch klein war, musste er sich im Nichtstun üben, damit er, wenn er mal groß ist, seine einzige Arbeit - eben das Nichtstun - perfekt beherrscht. Doch das langweilt ihn auf Dauer recht . . .

Gut, jetzt kennen wir den faulen Pascha. Doch was noch spannender ist, wer ist der Kotzbrocken in seinem Schlepptau?

Mit seinem tollpatschigen Diener Kotzbrocken erlebt der Sultan Abenteuer, auf die er allein nie gekommen wäre. Tatsächlich ist Kotzbrocken der Einzige, der den faulen, unwissenden Sultan aus seiner Lethargie herausholt und die entscheidende Würze und Abwechslung in den sultaneischen Alltag bringt.

Wie sind Sie eigentlich auf die Idee gekommen, Stücke für Kinder auf die Bühne zu bringen? Was ist das Reizvolle daran?

Das hat sich einfach so ergeben. Parallel zu meiner Zeit am Residenztheater war ich mit meinen ersten Live-Programmen vom Münchner Kulturkontor auf Tournee. Produktionen wie "Rudi Rüssel", "Pinocchio" und "Das Gespenst von Canterville" sind so in Zusammenarbeit mit dem Percussionisten und Komponisten Stefan Blum entstanden. Später haben wir auch am Residenztheater erzählte Konzerte für Kinder produziert, zum Beispiel "Catweazle", "Münchhausen" oder die "Reise zum Mittelpunkt der Erde". Nach meinem Weggang vom Residenztheater begann eine schöne Zusammenarbeit mit Ole Schultheiß und Hans-Georg Krause. Es folgten die Kinderprogramme "Biene Maja", das "Urmel aus dem Eis" und jetzt die Idee mit "Sultan und Kotzbrocken".

Viele Schauspieler scheuen Kinderstücke, weil Kinder ehrlich zeigen, ob man ihren Geschmack trifft oder nicht.

Mag sein, aber das ist gerade das Reizvolle für mich. Ich bin ja selbst noch ein Kindskopf. Ich hab meine Kindheit damals in die Tasche gesteckt und kann sie jederzeit wieder herausholen.

Dann wären Sie also nicht beleidigt, wenn man Sie einen Spaßmacher vom Dienst nennen würde?

Nein. Ich bin so was wie ein Gemischtwarenhändler der darstellenden Kunst - im positiven Sinne. Ich möchte Freude bereiten, aber zuallererst die Menschen in ihrer Seele erreichen. Wer meine Programme kennt, weiß, dass mir das nicht nur durch Komik, sondern auch durch sentimentale und ernste Momente gelingt. Aber ich gebe zu, dass ich es auch liebe, wenn ich die Leute zum Lachen bringe.

Sie spielen zum wiederholten Mal mit der Akkordeonistin Maria Reiter. Würden sie sich als eingespieltes Team bezeichnen?

Ja, durchaus. Wir ergänzen uns ideal. Sie auf der musikalischen, ich auf der literarischen Ebene - sowohl in den Erwachsenen-, als auch in den Kinder-Programmen. Die Zusammenarbeit mit Maria Reiter empfinde ich als eine große Bereicherung. Sie nimmt das Publikum mit auf unsere gemeinsame Reise.

Was macht Max Bauer in Ihrem Kreis?

Max Bauer ist ein klassischer Geräuschemacher. Durch ihn sehen die Kinder, was man im Hörspiel nur hört. Und wie er das erzeugt. Seine Werkzeuge sind Säckchen voll Kies, Kokosnussschalen und andere lustige Sachen. Das ist sehr spannend.

Gauting, Bosco, "Sultan und Kotzbrocken" für Kinder und größere Sultane, Samstag, 7. Mai, 16 Uhr. Eintritt: acht Euro .

© SZ vom 04.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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