Theater:Dunkle Illusionen

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"Liebe & Paare" heißt das neue Programm des Starnberger Schwarzlichttheaters Laterna Obscura. Seit sechs Jahren steht das Ensemble aus neun Schauspielerinnen unter der Leitung von Renate Heid

Von Sabina Zollner, Starnberg

Es ist komplett dunkel im Raum. Dann betritt eine Frau die Bühne. Ihre Silhouette ist nur durch weiße Farbflecken erkennbar. Sie trägt ein helles Gewand mit weiten Ärmeln und einen Kopfschmuck. Trotz der Dunkelheit ist klar: Es ist die unverwechselbare Kleopatra. Sie tanzt über die Bühne und schwingt zum Rhythmus der Musik. Plötzlich schwebt eine weiße Schlange durch den Raum, es kommt zu einem Gefecht zwischen den beiden, die Schlange berührt Kleopatra und diese bricht auf der Bühne zusammen. Diese Szene ist Teil des Schwarzlichttheaters "Liebe & Paare" des Laterna-Obscura-Ensembles aus Starnberg. Das Besondere an dieser Form des pantomimischen Theaters ist der verdunkelte Raum mit einer Bühne, die ausschließlich mit ultraviolettem Licht beleuchtet wird. Dadurch sind nur weiße und neonfarbene Kleidung und Gegenstände erkennbar. Schwarze Farben dagegen bleiben unsichtbar. So lassen sich Illusionen erzeugen: Dinge schweben durch den Raum, tauchen plötzlich auf und verschwinden wieder. Handlung und Emotionen werden ausschließlich per Gestik und Musik vermittelt.

Seinen Ursprung hat das Schwarzlichttheater in China. Der Legende nach heuerte der chinesische Kaiser Wang Pang nach dem Tod seines Sohnes Liang einen Zauberer an, sich in einem schwarzen Raum in schwarzer Kleidung als seinen Sohn auszugeben. Die Illusion war anscheinend so perfekt, dass der Kaiser glaubte, er spräche tatsächlich mit seinem Sohn. In Europa gewann das Schwarzlichttheater vor allem in den 1960er Jahren in Tschechien an Popularität. Bis heute gilt das 1961 gegründete "Schwarze Theater" aus Prag weltweit als Vorreiter dieses Theatergenres.

Um Kleopatra und Cäsar und einige andere berühmte Liebespaare geht es im neuen Stück des Starnberger Schwarzlichttheaters Laterna Obscura. (Foto: Nila Thiel)

Seit mehr als 20 Jahren führt das Laterna Obscura Stücke im Schwarzlicht auf, seit sechs Jahren unter der Leitung von Renate Heid. Dieses Jahr dreht sich alles um die Liebe. In einer Zeitreise erzählt das Ensemble die Geschichten berühmter Paare. Ob Adam und Eva, Cäsar und Kleopatra, Tarzan und Jane oder Romeo und Julia. Sie alle verbindet die Liebe. Der Wiedererkennungswert ist entscheidend, denn während der Szenen wird nicht gesprochen, sie werden ausschließlich von Musik begleitet. Ab und zu geht dann doch das Licht an: Die einzelnen Auftritte werden durch "Echt-Licht-Szenen" ergänzt.

Das Laterna-Obscura-Ensemble setzt sich aus neun Schauspielerinnen zusammen, die Theater als leidenschaftliches Hobby spielen. "Das Schöne am Schwarzlichttheater ist, dass Kleinigkeiten ein Eigenleben entwickeln", erzählt Regisseurin Renate Heid. Denn in der Dunkelheit zählt das Detail. So fertigt das Ensemble alle Requisiten selbst an. Auch die einzelnen Szenen erarbeitet die Gruppe zusammen, denn für die Schauspielerinnen ist das Theater vor allem ein Gemeinschaftsprojekt. Über zwei Jahre hat die Realisation des Stücks "Liebe & Paare" gedauert - geprobt wurde natürlich auch im Dunkeln.

Die Leitung des Ensembles hat Renate Heid (2. von links). (Foto: Nila Thiel)

Das Theaterstück "Liebe & Paare" wird am Freitag, 22. Februar, und Samstag, 23. Februar, um 20 Uhr, sowie am Sonntag, 24 Februar, um 11 Uhr, in der Schlossberghalle Starnberg aufgeführt. Der Eintritt kostet zehn Euro. Karten sind an der Abendkasse oder telefonisch unter 08151/772136 erhältlich.

© SZ vom 18.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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