Theater:Das Kreuz mit der Bekanntschaft

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Das Leben von Ursel (Barbara Gäch, links) und Walter Krug ( Uli Wischnewski), wird von ihrer Urlaubsbekanntschaft kräftig auf den Kopf gestellt. (Foto: Franz Fuchs)

Die Bauernbühne Wörthsee setzt "Schaut`s doch mal vorbei" von Ulla Kling souverän um

Sommer, Sonne Urlaub. Man lernt nette Leute kennen und tauscht Telefonnummern aus. "Schauts doch mal vorbei, wenn Ihr in der Nähe seid", sagt man leichthin. Natürlich glaubt man nicht, dass die Urlaubsbekanntschaften tatsächlich kommen. Doch weit gefehlt. In der Komödie "Schauts doch mal vorbei" von Ulla Kling erlebt die Familie Krug eine böse Überraschung. Die rasante Geschichte hat die Bauernbühne Wörthsee unter der bewährten Leitung von Barbara Gäch bei der Premiere am Samstag mit Bravour gemeistert. Die Zuschauer im ausverkauften Augustiner am Wörthsee amüsierten sich prächtig und gaben viel Zwischenapplaus.

Normalerweise ist die Wörthseer Bühne für klassisches Bauerntheater bekannt. Doch dieses Mal hat Bühnenleiterin Gäch eine Ausnahme gemacht und ein aktuelles Stück umgesetzt. Sie hat die Komödie vor Jahren in Inning gesehen und war begeistert. Die Geschichte spreche ihr aus der Seele, weil sie so realistisch sei, sagt sie. In der Region gebe es kaum jemanden, der nicht über derartige Erfahrungen verfüge. Und wie im richtigen Leben fragt die ehemalige Urlausbekanntschaft nicht einfach an, ob sie kommen dürfe. Nein, die Familie Schnepf steht quasi schon vor der Haustüre ("wir wollten mal spontan vorbeischauen, weil wir gerade in der Nähe sind"). Mit Kind und Kegel, nebst Haustier und einer Unmenge von Koffern, brechen Anneliese, Rudolf und Tochter Gabriela (Karolina Ginner, Christian Prester und Franziska Janker) ins Leben von Walter und Ursel Krug (Barbara Gäch und Uli Wischnewski) ein. Innerhalb kürzester Zeit stellen sie das Leben der Familie Krug auf den Kopf und erwarten, dass sie bedient wie im Hotel bedient werden. Die Krugs suchen krampfhaft nach einer Lösung. Ob billigster Aldi- Wein, Küchenstreik oder ein uncharmanter Wink mit dem Zaunpfahl, ja sogar die Drohung, dass Handwerker ins Haus kommen: Alle Tricks der Krugs ("wir machen's denen so gemütlich, dass sie garantiert nach zwei Tagen wieder verschwinden") versagen. Am Ende ist auf Sohn Tobi (Ludwig Bayer) Verlass. Er hat eine zündende Idee, wie er seine Familie von dem Martyrium erlösen kann.

Barbara Gäch und Uli Wischnewski sind bereits seit der Gründung der Bauernbühne vor 39 Jahren aktiv. Und durch diese langjährige Erfahrung meistern sie die Hauptrollen perfekt. Gäch glänzt nicht nur in der Hauptrolle der Gastgeberin, die hin- und hergerissen ist zwischen Höflichkeit und Verärgerung. Er gelingt ihr auch gleichzeitig die Regie zu übernehmen. Wunderbar agiert auch Ludwig Bayer als Sohn, der immer einen flapsigen Spruch auf Lager hat. Die resolute Anneliese Schnepf, die stets weiß, wie sie andere überrumpelt und sich dadurch Vorteile sichert, ist Karolina Ginner auf den Leib geschrieben. Und Christian Prester spielt den ruhigen Ehemann, der sich in sein Schicksal fügt, souverän. Auch Franziska Janker mimt die Tochter, die sich zur Femme fatale wandelt, glaubwürdig. Routiniert agieren auch Susanne Pröbster als neugierige Nachbarin, Florian Grabmaier als Hubi und Theaterneuling Stefan Woloski als Max Dobler.

Gäch ist rundum zufrieden, dass die Bauernbühne im Augustiner eine neue Heimat gefunden hat. Der große Saal ist zwar so ausgebucht, dass die Spieler zum Proben in den Schulungsraum der Feuerwehr ausweichen müssen. Doch für die 30 Aktiven ist es eine gute Alternative zum Alten Wirt in Etterschlag, den sie nach 38 Jahren verlassen mussten.

Weitere Aufführungen bis zum 9. April, jeden Samstag, um 20 Uhr und am Sonntag, jeweils um 19 Uhr, im Augustiner am Wörthsee. Vorbestellungen unter Telefon 0176 66534656.

© SZ vom 27.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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