Theater:A matte G'schicht

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Die Münchner Iberl-Bühne überzeugt mit ihrem Stück "Die drei Quartel Bier-Rebellion" nur schauspielerisch in einer Freilichtaufführung in Traubing

Von Sylvia Böhm-Haimerl, Traubing

Nichts bringt einen Bayern so in Rage wie der Bierpreis und betrügerisches Einschenken. Da kann es schon zu einer Revolte kommen, wie etwa bei der "Ersten Bierrevolution" 1844 in München oder anno 1910 in Dorfen. Iberl-Bühnenchef Georg Maier hat den Bierkrieg zum Anlass genommen, um ein Stück über das zu schreiben, was der Bayer als größtes Kapitalverbrechen bezeichnet. Anlässlich des Jubiläums zu ihrem 50-jährigen Bestehen führte die Iberl-Bühne München das Stück "Die drei Quartel Bier-Rebellion" am Samstag als Freilichttheater im Biergarten des Buttlerhofs in Traubing auf. Der Name Iberl-Bühne zog viele Besucher an. Obwohl fast alle Plätze besetzt waren, gab es am Ende jedoch nur höflichen Applaus. Dies lag sicherlich zum Teil an den herbstlichen Temperaturen, die die Besucher frierend zusammenrücken ließen. Doch auch die relativ langatmigen Dialoge im zweiten Akt hielten das Publikum nicht gerade bei Laune. Was dem Stück jedoch an Struktur fehlte, machten die flüssig und professionell agierenden Schauspieler wieder wett.

Ausdrucksstark und spielfreudig: die Schauspieler Georg Maier als Feuerwehrkommandant Zündler (zweiter von links), der Schankkellner (Xaver Huber, li.), Schwester Amourosa (Raphaela Maier) und Brandschutzinspektor Rudi Greiffer (gespielt von Florian Freytag). (Foto: Arlet Ulfers)

"Auch, wenn bei dem Gschichterl nichts rauskommt, eine Geschichte ist es allerweil", heißt es in dem Stück, und sie ist schnell erzählt: Im "Drei'quartel-Bräu" wurde der Bierpreis erhöht. Zudem wurden in den Maßkrügen die Innenwände verdickt und die Böden angehoben. Als der Braubursch zu einem Gast sagt, "wann dir der neue Bierpreis ned schmeckt, nacha muaßt hoid a Wasser saufa", kippt die Stimmung. Die Provokation bringt das Fass zum Überlaufen, der Braubursch wird verprügelt und es kommt zum Tumult. Im Zuge der Rebellion brennt auch das Sudhaus im benachbarten Klosterbräu ab. Weil es im Schadensbericht des Feuerwehrkommandanten (Georg Maier) Unstimmigkeiten gibt, soll der Brandinspektor der Versicherung (Florian Freytag) untersuchen, wie das ominöse Feuer ausbrechen konnte. Hat der Drei'quartels-Wirt (Harald Edelmann) den Brand gelegt, um das klösterliche Brauhaus als seinen stärksten Konkurrenten auszuschalten? Oder hat die klösterliche Braumeisterin Schwester Amourosa (Raphaela Maier) das Feuer selbst gelegt, um mit der Versicherungssumme die barmherzigen Einrichtungen des Klosters zu sanieren? Stimmt der anonyme Hinweis, dass die Feuerwehrleute vom Löschen abgehalten wurden, damit das Sudhaus garantiert nicht mehr zu retten ist? Welche Rolle spielt dabei Kommandant Zündler, der eine neue "benzinmotorische" Feuerwehr-Spritze braucht. Und warum weigert sich der Schankkellner (Xaver Huber) so beharrlich, ihm ein Bier zu bringen? Fragen über Fragen tauchen auf, die der Brandinspektor im Nebenzimmer der Dorfwirtschaft klären muss. Schnell wird klar, dass hier jeder sein eigenes Süppchen kocht.

Der Mond sah zu: Das Stück der Iberl-Bühne wurde als Freilichtaufführung gezeigt. (Foto: Arlet Ulfers)

Die Geschichte könnte eigentlich spannend sein. Doch die Handlung bleibt gleichförmig. Und wenn auf der Bühne Schilder hochgehalten werden, die altbairische Begriffe erklären, wie Gschwollne (Wollwürste), Gurgelmarterer (rasser Schnaps) oder Schnepser (der abgestandene Rest im Maßkrug), mag dies sicher hilfreich sein für die Nicht-Bayern im Publikum. Einheimische indes kommentierten es mit "ein bisschen fad is es". Was dem Stück jedoch an Dichte fehlte, machten die Darsteller wieder wett. Von Anfang an bezogen sie das Publikum ein. Georg Maier reagierte schlagfertig auf Handy-Klingeln. Er mischte sich für einen persönlichen Plausch unter die Besucher oder um zu erklären, wie eine Maß richtig eingeschenkt gehört, damit sie kein "Betrugs-drei-quartel-Lackerl" ist. Als sich zum Finale doch noch die sehnlichst erwartete Aktion in Form einer Rauferei abzeichnete, waren die Besucher wieder zufrieden und spendeten Sonderapplaus.

© SZ vom 16.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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