Tengelmann:Mitarbeiter können hoffen

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Die Tengelmann-Märkte im Landkreis gehören zu den umsatzstärksten in der Region. In 20 Filialen sind rund 400 Angestellte beschäftigt. Die Stimmung ist trotz der Unsicherheit noch gut

Von Christian Deussing, Starnberg

Etwa 400 Mitarbeiter in 20 Tengelmann-Filialen im Landkreis Starnberg hoffen, dass sie ihren Job behalten können - auch wenn ihre Supermarktkette zerschlagen werden sollte. "Wir geben nicht auf", sagt eine langjährige Verkäuferin in der Filiale an der Leutstettener Straße in Starnberg. Der Markt mit seinen 90 Mitarbeitern gehört zu den umsatzstärksten in der Region und schreibt schwarze Zahlen wie auch bayernweit die anderen Tengelmann-Geschäfte. Das berichtet Manfred Schick, Betriebsratsvorsitzender des Unternehmens in der Region Süd. Er wünscht sich inzwischen eine Fusion mit Edeka, wonach per Ministererlaubnis die Tarifverträge und Arbeitsplätze für mindestens fünf Jahre gesichert wären. "Denn die Beschäftigten müssen im Mittelpunkt stehen", betont Schick. Eine Hoffnung wäre für ihn auch eine Schlichtung unter Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) zwischen den Lebensmittelkonzernen.

Sollte aber auch diese Variante im Kampf um Kaisers' Tengelmann scheitern und der Kaufvertrag mit Edeka aufgelöst werden, würden die Filialen zum Verkauf angeboten. Weil aber die Supermärkte von Tengelmann hier offensichtlich keine Verluste machen, dürften sie für die Käufer attraktive Häppchen sein. Einerseits würden somit die Filialen zwar nicht schließen, andererseits müssten die Mitarbeiter dann unter neuer Flagge und wohl ohne Tarifbindung arbeiten - also unter anderen Konditionen und womöglich schlechter bezahlt, wie die Betriebsräte befürchten. Es gehe darum, die Filialen zu erhalten, am besten nun durch eine Übernahme von Edeka, sagte Bayerns Verdi-Sprecher Hans Sterr am Montag der SZ.

Die Tengelmann-Filialleiter und auch die meisten ihrer Mitarbeiter befinden sich schon seit zwei Jahren in einer Hängepartie und wissen nicht, wie lange sie noch ihren Job behalten. In Krailling ist zu vernehmen, die Stimmung sei unter den Mitarbeitern nach wie vor gut. Es gebe viele Stammkunden, manche würden auch nachfragen, ob das Geschäft schließen müsse oder wie es überhaupt weiter gehe. Konkreter durften sich die Supermarktchefs im Fünfseeland nicht äußern und verwiesen hierbei stets an die Tengelmann-Zentrale in Mülheim an der Ruhr.

Diese wiederum teilte auf Anfrage mit, dass bei einer Zerschlagung zunächst der Kaufvertrag mit Edeka aufgelöst werden müsse. Erst danach würden sämtliche Tengelmann-Märkte angeboten. Es beginne im Gebiet Nordrhein, danach folgten der Raum Berlin sowie München und Oberbayern, erklärte eine Sprecherin der Firmenzentrale. Sie ließ jedoch durchblicken, dass es noch ein "kleines Zeitfenster" für den Verkauf nur an Edeka gebe, womit die Tarife und die Arbeitsplätze im Folge der Vereinbarung zunächst gesichert wären.

Noch im vorigen Jahr hatten der Konzern-Betriebsrat und die Gewerkschaft Verdi vor Tengelmann in der Leutstettener Straße eine bayernweite "Herzbrezen"-Sympathieaktion gestartet, um Kunden auf Lohndumping, Tarifflucht und drohenden Jobverlust aufmerksam zu machen. Der Gegner war damals Edeka allein.

© SZ vom 18.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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