SZ-Serie: Mit dem Bus in den Landkreis, Folge 3:Auf die Minute pünktlich

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Wer die Linien im Landkreis nutzt, ist zwar beispielsweise von Weßling nach Herrsching eine gute halbe Stunde unterwegs. Aber Verspätungen sind selten

Von Paula Rentzsch, Starnberg

Pünktlich um 10.06 Uhr fährt der Bus mit der Nummer 921 am Weßlinger Bahnhof ein. Um diese Uhrzeit haben die Fahrgäste freie Sitzplatzwahl, sie sind nur zu dritt.

Die Gilchingerin Gabi Seyfried nutzt die Linie Richtung Herrsching bis zu vier mal die Woche. Erst fährt sie bis nach Weßling S-Bahn, dann mit dem Omnibus weiter. "Aber selbst wenn die Bahn direkt von meiner Haustür und bis zum Arbeitsplatz ginge, würde ich lieber Bus fahren", sagt die Verkäuferin und lacht. "Mit dem Busfahrer hat man einfach einen direkten Kontakt." An der Pünktlichkeit der Busse hat sie auch nichts zu bemängeln. Unangenehm sei aber, dass es an einigen Haltestellen keine Unterstellmöglichkeit für Fahrgäste gebe. So sei man gerade im Winter oder bei Regen der Witterung ausgesetzt.

"Auch die Sauberhaltung der Haltestellen ist problematisch", sagt Seyfried. Sie ärgert sich über Leute, die rauchen und ihre Kippen und andere Abfälle einfach auf den Boden werfen. "Das ist nicht schön". Insgesamt ist die Verkäuferin aber sehr zufrieden mit dem Bus. "Ich fahre meistens mit meiner Freundin", sagt Seyfried. Da werde viel gelacht und die ein oder andere Anekdote von der Arbeit erzählt.

Am Obstgarten in Breitbrunn kommt gute Laune im Bus auf. Zwei ältere Pärchen steigen zu und unterhalten sich so, dass letztlich jeder Fahrgast weiß, wie ihr Wochenende war. Einer der Männer, wohl ein Heimwerker, hatte den Lattenrost im Gästezimmer ausgetauscht. Jetzt quietsche das Bett zwar endlich nicht mehr, seine Beine und der Rücken aber dafür umso mehr.

Wenige Minuten später fährt der Bus in seine Zielhaltestelle am Herrschinger Bahnhof ein, auf die Minute pünktlich. Von Weßling bis dorthin braucht er 32 Minuten, die S-Bahn gerade einmal 14. Die meisten Fahrgäste verabschieden sich beim Aussteigen noch beim Busfahrer. Am Herrschinger Bahnhof kann man die Linie 951 in Richtung Kloster Andechs nehmen. Dieser Bus wird viel von Touristen, aber auch von Berufstätigen und Schülern genutzt.

Busfahrer Klaus Krüger bedient diese Strecke gemeinsam mit anderen Fahrern seiner Gruppe. Früher ist der Landsberger Lastwagen gefahren, "Bus fahren macht mir aber mehr Spaß. In Kontakt mit den Fahrgästen zu stehen, das taugt mir", sagt er. Wenn er Passagiere begrüßt und freundlich lächelt, fühlt man sich gleich gut aufgehoben. Neben "Menschen aller Nationen" säßen auch immer wieder Stammgäste bei ihm im Bus. Zwei von ihnen, die fürs Kloster arbeiten, wählen immer die Plätze ganz vorne im Bus.

Von Andechs nach Tutzing führt die Linie 958. Weil auf der Strecke so viele Ausflügler unterwegs seien sollen, ist von Juni bis Oktober ein Fahrradträger im Einsatz. Agathe Vierthaler benutzt den Bus oft, hat von der regen Nutzung aber noch nichts gemerkt. "Ich habe mein Auto abgeben und fahre seitdem nur noch öffentlich", erklärt die Rentnerin. "Man muss es mögen und Zeit haben. Dann passt alles", sagt sie und lacht. Sie komme mit Bus und Bahn sehr gut zurecht. An diesem Tag fährt sie von Herrsching ins heimatliche Machtlfing. Dafür nimmt sie erst die Linie 951 und dann die 958. Praktischerweise fährt der 958er nur wenige Minuten nach der Ankunft des 951 am Kloster los. Auf dem Weg von Andechs nach Tutzing unterhält sie sich mit einem anderen Fahrgast, die beiden scheinen sich zu kennen. So ist das eben im Bus auf dem Land.

(Foto: oh)

Vor einer Brücke kurz vor Garatshausen muss der Bus stehen bleiben. Ein Lastwagenfahrer hatte die Höhe seines Gefährts wohl unterschätzt. Als er bereits mit dem vorderen Teil durchgefahren ist, steigt er aus und überprüft den Abstand zur Unterseite der Brücke.

Der Verkehr staut sich schnell, Busfahrer und Fahrgäste müssen sich einige Minuten gedulden. Interessiert und wohl auch frustriert recken die Mitfahrer ihre Hälse und versuchen zu erkennen, was da los ist. Trotz der Verzögerung kommt der Bus der Linie 958 schließlich mit nur zwei Minuten Verspätung am Bahnhof in Tutzing an.

Eigentlich sollte die S-Bahn wenige Minuten später in Richtung München abfahren. Eigentlich. Tatsächlich aber kommt der Zug erst mit mehr als 20 Minuten Verspätung aus dem Bahnhof. Und die Fahrt nimt ein abruptes Ende: Wegen Schäden an der Bahn endet der Zug vorzeitig in Pasing.

Die Lokalausgaben der Süddeutschen Zeitung suchen im Oktober gemeinsam mit dem MVV den Busfahrer oder die Busfahrerin des Jahres. Teilnahmecoupons liegen in allen Regionalbussen aus. Ihren Favoriten oder ihre Favoritin können Fahrgäste aber auch per Mail vorschlagen: busfahrer-aktion@mvv-muenchen.de.

© SZ vom 07.10.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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