SZ-Adventskalender:Ein Hauch von Normalität

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Schwere Zeiten hat eine afghanische Familie aus Seefeld hinter sich. Die Kinder wünschen sich Kleidung, Schuhe und Bücher

Von Patrizia Steipe, Seefeld

Immer wenn die Mitschüler von ihren Ferienerlebnissen am Meer erzählten, haben die mittlerweile 17-jährige Afsaneh und ihr 14-jähriger Bruder Amin (alle Namen von der Redaktion geändert) mit großen Augen und voller Sehnsucht zugehört. Die beiden afghanischen Jugendlichen leben zusammen mit ihren Eltern und dem kleinen Bruder in einer Gemeinschaftsunterkunft in Seefeld. Ferien waren für die Kinder ein Fremdwort - bis letztes Jahr: Dann sind die beiden auch ans Meer gefahren dank der Vermittlung des Asyl-Helferkreises Seefeld, der sich auch um die Finanzierung gekümmert hatte. Eine Woche lang fuhren Schwester und Bruder mit der evangelischen Kirchengemeinde Herrsching zu einer Kinder- und Jugendfreizeit nach Schleswig-Holstein auf die Nordsee-Insel Amrum.

Die Ferienlager werden jedes Jahr angeboten. Sie sind offen für alle Kinder zwischen neun und 16 Jahren. Welcher Nationalität oder Glaubensrichtung sie angehören, spielt keine Rolle. Beide Kinder sind nach dieser Woche, in der sie sorgenfrei die Natur und die Gemeinschaft genießen konnten, mit frischem Lebensmut und Selbstbewusstsein zurückgekehrt. Der manchmal in sich gekehrte Amin schaffte es sogar sich stolz vor seine Klasse zu stellen und auf deutsch über die Wattwanderung, die gemeinsamen Spiele und die Lieder am Lagerfeuer zu berichten.

In diesem Jahr möchte nun auch der neunjährige Ali einmal Ferien haben und mit anderen Kindern in ein Zeltlager nach Thalmassing in die Oberpfalz fahren. Vielleicht kann er dort sogar mit an- deren Buben Fußball spielen, denn das ist seine große Leidenschaft. Mit Spenden aus dem SZ-Adventskalender könnte die Teilnahmegebühr, die sich die Familie nicht leisten kann, gezahlt werden. Außerdem braucht Ali für das Camp feste Schuhe, Regenkleidung und einen Schlafsack.

Gemeinsam mit anderen Kindern könnte der kleine Ali unbeschwerte Tage verbringen, denn die Familie hat eine belastende Odyssee hinter sich. Die Erinnerungen daran bestimmen heute noch die Gedanken der Geflüchteten. Als ehemaliger Mitarbeiter der ausländischen Streitkräfte flüchtete der Vater mit seiner Familie aus Angst vor Repressalien der Taliban aus Afghanistan. Viele Monate lang verbrachten die fünf in Griechenland im Lager Moria.

Im Mai 2020 ist die Familie nach Seefeld gekommen. Endlich kehrte wieder ein Hauch von Normalität in ihr Leben ein. Die Eltern besuchen einen Alphabetisierungskurs und bemühen sich sehr, Deutsch zu lernen. Doch oft sind die Sorgen so groß, dass sie an nichts anderes mehr denken können. Denn die Familie ist noch nicht anerkannt. Das Verfahren steckt fest, deswegen gibt es auch keine Arbeitsgenehmigung. Tochter Afsaneh ist eine fleißige Schülerin, die in Afghanistan zur Schule gehen durfte. Unterstützt vom Helferkreis ist es ihr gelungen, aus der Integrationsklasse in die Regelklasse der Mittelschule zu wechseln. Das Mädchen übersetzt mittlerweile für die ganze Familie, daneben hilft sie im Haushalt. Ihr nächstes Ziel ist der Quali und dann eine Ausbildung. Sehr gerne würde das Mädchen auch einmal eigene schöne Bücher besitzen und neue Schulmaterialien, aber dafür fehlt das Geld.

Ihrem Bruder Amin fällt das Lernen dagegen nicht so leicht. Deswegen wird er in der Integrationsklasse besonders gefördert. Aber neben dem Lernen würde es dem Jungen auch gut tun, rauszukommen und sich beim Sport auszupowern. Auch wenn die Mitgliedschaft im Verein gesponsert werden könnte, fehlt das Geld für Sportschuhe und -kleidung. Mit Spenden aus dem SZ-Adventskalender könnten sich die Wünsche von Afsaneh, Amin und Ali erfüllen.

© SZ vom 14.12.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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