Streit um ´Andechser Hof`:Stiftung Kupfermuseum fühlt sich übergangen

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Madlon von Kern, Vorstand der Stiftung Kupfermuseum, hätte die Schätze ihres Vaters gern in Tutzing gesehen. (Foto: Franz X. Fuchs)

Die Kunst-Stiftung aus Fischen hätte die ehemalige Gastronomie in Tutzing gern gekauft und restauriert. Doch weder die Gemeinde noch das Kloster hätten Interesse gezeigt.

Von Manuela Warkocz, Tutzing

Gerade ist in Tutzing ein spruchreifes Konzept für den Andechser Hof mit Abriss und Neubau vorgestellt worden - da meldet sich plötzlich zum ersten Mal öffentlich ein weiterer Interessent für die Immobilie, der sich übergangen und verschmäht sieht. Die "Stiftung Kupfermuseum Kuhnke" hat sich nach eigener Aussage schon 2013 beim Kloster Andechs als Käufer für den Andechser Hof beworben, wie Vorstand Madlon von Kern der SZ mitteilt. Doch habe weder das Kloster noch die Gemeinde Tutzing Interesse gezeigt, an die Stiftung zu verkaufen oder eine Kooperation einzugehen.

Kunsthändler Siegfried Kuhnke hat das Kupfermuseum 2006 im Pähler Ortsteil Fischen am Ammersee eröffnet. Er ließ für seine private Sammlung von 1000 künstlerischen und historischen Kupferarbeiten einen denkmalgeschützten Gutshof renovieren. Inzwischen ist die Sammlung auf 2000 Exponate angewachsen. Dazu kommt, dass die Stifter-Familie mit der Lage ihres Museums unzufrieden ist. "Die öffentliche Anbindung ist schlecht, zehn Kilometer weit weg von Herrsching. Der Bus fährt selten", sagt Madlon von Kern, Tochter von Siegfried Kuhnke, auf Nachfrage. Tutzing mit direkter S-Bahnanbindung kam dem Mäzen immer ideal vor.

Weil Kuhnkes den letzten Pächter des Andechser Hofes, die Familie Köllner, persönlich kannte, erfuhren sie 2013 direkt von der Kündigung des Pachtverhältnisses. "Wir stellten eine denkmalgeschützte Renovierung in Aussicht, die museale Gestaltung von Ausstellungsräumen mit mehr als 2000 Werken originaler Kupferkunst - historisches Gebrauchsgerät aus Schloss- und Klosterküchen vom 17. bis 19. Jahrhundert - und eine angemessene Museums-Gastronomie", umreißt Kunsthistorikerin von Kern den Vorschlag von 2013. Zu diesem Zeitpunkt sei der Verkauf anscheinend noch nicht aktuell gewesen, "so dass man uns mit ein paar ablehnende Zeilen abwies und nie wieder auf uns zukam." Im Sommer 2018 habe man dann aus der Presse erfahren, dass das Anwesen an das Ehepaar Schuster verkauft wurde. Es sei aber noch von einem Vorkaufsrecht der Gemeinde die Rede gewesen. Daraufhin habe sich die Stiftung am 3. August als Käufer und Partner bei der Gemeinde beworben - mit dem Kupfermuseum als Tourismusattraktion und dem Angebot, mehrere Millionen Euro in das Objekt zu stecken. Das vierseitige Schreiben sei aber nie beantwortet, die Bewerbung "einfach ignoriert" worden, beklagt von Kern. Dabei wäre es ihrer Familie nicht darum gegangen, dass finanziell viel rauskommt, sagt sie in Anspielung auf den Plan, der neben Gastronomie auch Wohnungen und Praxen vorsieht. Unklar ist, warum sich das Kupfermuseum erst im August 2018 gemeldet hat, obwohl schon im Juli 2017 bekannt war, dass langjährige Verhandlungen mit einem anderen Investor gescheitert waren - und Kloster Andechs und Gemeinde eine neue Lösung suchten. "Na ja, man hat halt auch seinen Stolz", erklärt von Kern vage.

Bürgermeisterin Marlene Greinwald erinnert sich, dass die Stiftung Kupfermuseum erst nachgefragt habe, als der Verkauf an Schusters schon gelaufen war. Eigentümer sei bekanntermaßen das Kloster, nicht die Gemeinde gewesen. Greinwalds Kommentar zum Vorstoß: "Das Ganze ist rum ums Eck".

© SZ vom 29.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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