Starnberger Verkehr:Bürgerliste kämpft weiter für "Jann-Trasse"

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BLS-Chef Jann bezweifelt Ergebnisse des Verkehrsentwicklungsplans zur Wirksamkeit von Tunnel und Umfahrungen

Von Peter Haacke, Starnberg

Das Ingenieurbüro SHP in Hannover hat dieser Tage Post aus Starnberg bekommen, die den Verkehrsplanern aus Niedersachsen wenig gefallen dürfte: Bürgerliste-Chef Walter Jann hat gemeinsam mit Klaus Rieskamp in einem elfseitigen Exposé eine Stellungnahme angefertigt zu den ersten vorliegenden Zahlen des Verkehrsentwicklungsplans (VEP).

In der Matrix der Prognose für 2030 zum künftigen Verkehrsaufkommen in der Kreisstadt war die "Jann-Trasse" - also die ortsferne Umfahrung, die das Autobahndreieck über Leutstetten mit der Waldkreuzung zwischen Starnberg und Gilching verbindet - Anfang Februar als unwirksamste der insgesamt vier Varianten bewertet worden. Eine Umfahrung sei umso wirksamer, hatten die Experten lapidar erklärt, je näher sie an einer Stadt verläuft. Doch Jann übt heftige Kritik am Verfahren: "Die BLS ist zur Auffassung gelangt", schreibt er, "dass die ersten Ergebnisse des Büros SHP nicht als Grundlage zur Entwicklung eines Verkehrsentwicklungsplans geeignet sind".

Die wesentlichen Kritikpunkte beziehen sich auf die Interpretation der Zahlen, das Bewertungsschema, die Auswahl der Testpunkte sowie eine fehlende Berücksichtigung der außergewöhnlich rasanten Bevölkerungs- und Verkehrszunahme im Großraum München. Insbesondere die "Verkehrsverschiebungen durch Tunnel oder ortsnahe Umfahrungen innerhalb der Stadt bringen Starnberg keine Entlastung", heißt es, und sollten daher "eindeutig negativ statt positiv bewertet werden". Zudem stünden Straßen und Trassenknotenpunkte von Tunnel und ortsnahen Varianten im Hinblick auf eine Wohnraum-Nachverdichtung "generell einer Stadtentwicklung Starnbergs bis 2100 im Wege". Verbesserung der Infrastruktur - also Änderungen der Verkehrsführung in der Stadt - seien ebenfalls unberücksichtigt. Eine Zunahme des Verkehrsaufkommens um lediglich fünf Prozent widerspreche einer Prognose des Bundesverkehrsministeriums, das für 2010 bis 2030 mit einer Zunahme von 13 Prozent (Pkw) und 38 Prozent (Gütertransport) ausgeht. Die BLS zieht daraus den Schluss: Eine Bewertung, die Fehler von SHP korrigiert, "ergibt eine eindeutige Forderung nach einer ortsfernen Umfahrung".

Bezweifelt werden vor allem die Zahlen zum Verkehrsaufkommen. "Die Prognosemodelle zeigen Fehler in der Größenordnung von mehr als 60 Prozent", erklärt die BLS. Es sei zu prüfen, ob der Weg über Starnberg als einzige Anbindung an die Autobahn A 95 südlich von München genügend berücksichtigt wurde. Möglicherweise sei auch das Verkehrsaufkommen zwischen A96 und A95 unterschätzt worden. Im Hinblick auf die Bewertung der Tunnelkapazität seien die Zahlen unplausibel, laut BLS ist der Entlastungstunnel von SHP mit unglaubwürdig hoher Verkehrsbelastung angesetzt worden. Percha und Heimathausen dagegen würden durch Tunnel sowie ortsnahe Umfahrungen erheblich mehrbelastet. Unberücksichtigt geblieben sei auch der Anschluss des Gewerbegebiets Schorn an die A 95.

Die BLS, die sich im Wahlkampf als einzige Gruppierung der Allianz konkret auf eine ortsferne Umfahrung festgelegt hat, übergab Bürgermeisterin Eva John das Papier mit Kritik und Anregungen am Dienstag. John will das Exposé kommentarlos mit der Bitte um Stellungnahme an SHP weiterleiten. Der "Projektausschuss Verkehr" wird sich am Montag, 29. Februar, erneut mit dem Verkehrsentwicklungsplan befassen.

© SZ vom 20.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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