Starnberger See:Schleppaktion mit dem Heck voraus

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Der Dampfer "Bernried" bleibt mit defekter Batterie in Leoni liegen, die "Seeshaupt" muss ihn rückwärts in den Hafen ziehen

Von Christiane Bracht, Starnberg

Wer am Sonntag gegen Mittag auf den Starnberger See blickte, konnte ein ganz besonderes Spektakel sehen: Die große MS Seeshaupt schleppte die wesentlich kleinere MS Bernried ab - und zwar mit dem Heck voraus. Fast eine Dreiviertelstunde brauchten die beiden Schiffe bis sie den rettenden Hafen in Starnberg erreichten. Die Polizei gab ihnen Geleit zum Schutz einer Regatta, die an dem Tag gerade auf dem Starnberger See ausgetragen wurde.

Grund für das seltene Manöver war eine Panne an der Bernried. Sie war fahrplanmäßig zur nördlichen Rundfahrt aufgebrochen, so wie tags zuvor auch. Bei ihrem ersten Halt in Possenhofen war noch alles in Ordnung, doch kurz vor Leoni merkte der Kapitän plötzlich, dass die Batterie des Schiffs viel zu schwach war, und dass das Ladegerät es nicht schaffen würde, den Dampfer auf seinem Kurs zu halten. Deshalb setzte der Mann per Funk einen Hilferuf ab. Die etwa 100 Passagiere an Bord der Bernried mussten am Steg in Leoni etwas warten, bis Hilfe nahte. Die MS Seeshaupt, die zur selben Zeit auf großer Rundfahrt um den Starnberger See war, kam aber relativ schnell, da sie gar nicht weit entfernt vom Pannenschiff kreuzte. Die beiden Mannschaften vertäuten die Schiffe am Bug. "Normalerweise schleppt man Schiffe parallel ab, damit man bremsen und steuern kann", erklärt Kapitän Franz Eisele auf Anfrage der SZ. Doch das war am Sonntag nicht möglich. Die Seeshaupt ist nämlich sehr viel größer und höher als die Bernried - entscheidend ist vor allem die sogenannte Podex- oder Scheuerkante, also die Kante mit der am Steg angelegt wird. Die der Seeshaupt liegt bei 1,40 Meter und die der Bernried nur bei 1,10 Meter. Durch die 30 Zentimeter Höhenunterschied hätte die Gefahr bestanden, dass die Schiffe, wie eine Schere zusammengehen und das größere sich über das kleinere schiebt und so die Scheiben kaputt macht. Deshalb habe man entschieden, rückwärts zu manövrieren mit der Bernried im Schlepptau, erklärt Eisele. Darum habe man auch nur langsam fahren können. Niemand kam zu schaden, die MS Seeshaupt ist lediglich ein wenig später zu ihrer nächsten Rundfahrt gestartet.

Hätte man die Probleme mit der Batterie nicht vorher erkennen können? "Es ist wie beim Auto: Man sieht es nicht sofort, es passiert einfach", sagt Eisele, der ein sehr erfahrener Kapitän ist. Auch später im Hafen ließ sich die Batterie offenbar nicht schnell wieder laden. "Sie war sofort wieder leer", berichtet der Chef der Bayerischen Seenschifffahrt, Michael Grießer. Da man eine Schiffsbatterie nicht einfach so kaufen kann, musste eine neue bestellt werden. So schnell wie möglich soll diese nun ausgetauscht werden, damit das Schiff noch an diesem Dienstag wieder in See stechen kann.

© SZ vom 03.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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