Starnberger Heimatbühne:Auf den Fummel kommt es an

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So allein, schöne Frau? Mei sind Ihre Augen blau! Gerold Müller als falsche Tante aus Brasilien, Bernhard Gawinski als einer ihrer Verehrer. (Foto: Heimatbühne Starnberg)

Die Heimatbühne Starnberg zeigt den Klassiker "Charleys Tante" in leicht entschlackter Fassung

Von Gerhard Summer, Starnberg

Heinz Rühmann tippelte im smaragdgrünen Kleid daher, ein Ungetüm von Stola um den Hals. Peter Alexander trat im korallenroten Fummel auf und sang aus Leibeskräften. Und Gerold Müller? Er hat sich für ein "Charleys Tante"-Outfit im Sinne Rühmanns entschieden: grün das Kleid, blond das Haar, hoch die Absätze. Müller musste üben, bis er mit den Schuhen laufen konnte, inzwischen gehe er damit "besser als unsere Mädels", sagt Regisseur Markus Kreisl. Das ist auch gut so, denn ansonsten würde der temperamentvolle Müller wohl irgendwann auf dem Hintern landen. Immerhin dauert das Stück in der Fassung der Heimatbühne Starnberg zweieinhalb Stunden.

"Charleys Tante"? Ist das nicht dieses englische Verwirrspiel mit Lord Fancourt Babberly, der seiner Freunde wegen in Frauenkleider schlüpft, weil die beiden eine Anstandsdame für ihr Tête-à-tête brauchen und die dafür ausersehene Tante aus Brasilien nicht rechtzeitig eintrifft? Zumindest zwei Filmfassungen müssten den älteren Fernsehzuschauern geläufig sein: Regisseur Hans Quest holte die Farce 1956 ins Berlin der Wirtschaftswunderjahre und ließ Rühmann den "Amazonas-Mambo" fisteln. In den Sechzigern gab's dann die eher singspielhafte, noch harmlosere Version mit Peter Alexander. Auch heute noch spielen Bühnen in aller Welt die Verwechslungskomödie von Brandon Thomas rauf und runter, die schon 123 Jahre auf der Perücke hat. Für Starnberg dürfte die Fassung der Heimatbühne trotzdem eine Premiere sein: In der Kreisstadt "ist das Stück noch nie gespielt worden, glaube ich", sagt Erika Engel vom Vereinsvorstand.

Die Theatermacher zeigen das Stück in einer Bearbeitung aus dem Jahr 2007, sie haben den Ort der Handlung von Berlin nach München verlegt. Der erste Akt spielt in der Studentenbude von Charley und Fritz, der zweite auf einer Dachterrasse mit Hollywood-Schaukel, Holzkohlengrill, Gartenstühlen und großem München-Panorama im Hintergrund. Die Farce ist ein wenig entschlackt worden: Der Butler, der in vielen Versionen seinen Auftritt hat, flog komplett raus. Auch ist es in diesem Fall kein Diplomat, Handelsattaché oder Lord, der in die Rolle der Tante schlüpft, sondern ein Nachbar der jungen Burschen.

Neben Gerold Müller treten an: Anita Baumann als echte Tante aus Brasilien, Jakob Baumgartner als ihr Neffe Charley, die Schwestern Lena und Julia Fersch als die jungen Mädels Lotte Berger und Karin Ackermann. Komödiant Bernhard Gawinski gibt den Vater Gottfried Ackermann. Und Herbert Kraus ist Bernhard von Hohberg, der Vater des Studenten Fritz, den Regisseur Kreisl spielt.

Im Juni hat die Arbeit an der Inszenierung begonnen, 50 Proben dürften zusammen gekommen sein. Zwei Routiniers, Max Wörsching und Wolfgang Siebler, unterstützten Kreisl bei der ersten Regiearbeit, das sei bei der Heimatbühne immer Teamwork, so Engel. Der Aufwand ist groß: 70 bis 80 Leute werden an den sieben Theaterabenden im Einsatz sein, weil sich die Akteure auch um Bewirtung, Garderobe, Technik kümmern. Die Wahl fiel auf "Charleys Tante", weil die auf Volkstheater abonnierte Bühne Abwechslung in den Spielplan bringen wollte. Diese Komödie sei zwar "sehr lustig, aber kein Schenkelklopfer", sagt Engel.

Premiere ist an diesem Donnerstag, weitere Aufführungen am 25. und 26. September, 1.,2. und 3. Oktober jeweils 20 Uhr. Am 27. September ist um 17 Uhr Beginn. Karten: 08151/772136 oder 90600.

© SZ vom 24.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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