Starnberger Brunnangerhalle:Neuer Boden, neue Sorgen

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Jetzt können die "Gummibärchen" (v. links: Magdalena und Victoria) auch wieder Seilspringen in der Starnberger Brunnangerhalle. (Foto: Nila Thiel)

Der TSV kann das 26 Jahre alte Sportzentrum nach monatelanger Sanierung wieder nutzen. Dafür geht die Schwimmabteilung wegen des anstehenden Umbaus im Wasserpark unter. 50 Leute kündigten

Von Peter Haacke, Starnberg

Als eine der schönsten Nebensachen der Welt gilt der Sport in seinen vielfältigen Ausprägungen, der aber auch zu einer teuren Angelegenheit werden kann. Der TSV 1880 Starnberg, mit derzeit rund 2860 Mitgliedern in 14 Sparten einer der größten Sportvereine im Landkreis, und die Stadt können davon ein Lied singen: Rund 130 000 Euro hat allein die Erneuerung des verschlissenen Schwingbodens gekostet. Hinzu kamen noch ein paar Extraposten wie eine Hörschleifenanlage oder neue Aufnahmen für Volleyball-Pfosten, die das Gesamtpaket auf 160 000 Euro wachsen ließen. Seit den Pfingstferien war die Brunnangerhalle eine Baustelle, doch pünktlich zum Beginn der Sommerferien ist die Sporthalle nach monatelanger Sanierung endlich wieder nutzbar. Die zweite gute Nachricht: Der Wettkampfbetrieb für die Hallensportarten kann, wie geplant, im September beginnen. Eine von vielen TSV-Mitgliedern befürchtete Belegung der Sportstätte mit Flüchtlingen und Asylbewerbern ist im Notfallplan nicht vorgesehen, sagte Bürgermeisterin Eva John.

Den TSV-Präsidenten Heinrich Frey und Michael Jungwirth stand am Montag anlässlich des Abschlusses der Arbeiten die Erleichterung ins Gesicht geschrieben. Reibungslos sei die Sanierung über die Bühne gegangen, in der Halle tobten sich bereits 80 Kinder beim "Summerchallenge"-Ferienprogramm aus. Der augenfälligste Unterschied: Grau meliert statt taubenblau ist nun der Hallenbelag, der überdies einiges andere mehr als Training und Wettkampf aushalten muss. Denn die Brunnangerhalle ist auch beliebter und gern gebuchter Veranstaltungsort für verschiedenste gesellige Anlässe wie Schüler-Abschlussbälle, das Tanzfest für Menschen mit und ohne Behinderung oder die Siegerehrung beim Landkreislauf.

Die Sanierung der 1989 fertiggestellten Sporthalle ist damit zwar nicht komplett abgeschlossen, stellt aber das Kernstück für den laufenden Sportbetrieb dar. Nach 25 Jahren war der Verschleiß unübersehbar geworden; teilweise hatte sich der Belag durch Mängel in der Unterkonstruktion abgesenkt oder war im Lauf der Jahre schlicht verschlissen. "Der neue Boden fühlt sich gut an", befand die Bürgermeisterin, die sich - im Gegensatz zu den TSV-Präsidenten - ebenso wie Stadtbaumeister Stephan Weinl, Architekt Stefan Höck oder TSV-Geschäftsführer Benedikt Pohlus vor dem Erkundungsgang für das Pressefoto brav ihrer Schuhe entledigt hatte.

Den TSV Starnberg drückt der Schuh - "abgesehen davon, dass wir kein Geld haben" (Frey) - aber auch an anderer Stelle: Die Schwimmabteilung ist aufgrund der anstehenden Sanierung des Wasserparks in den nächsten zwei Jahren faktisch nicht mehr existent. Ausweichquartiere in der Umgebung ließen sich nicht finden, etwa 50 der insgesamt 150 TSV-Schwimmer haben ihre Mitgliedschaft bereits außerordentlich gekündigt. Die Kinderbetreuung wurde zu Jahresbeginn aus Kostengründen eingestellt, und die Dirt-Biker sind seit dem Abrutschen des Hangs heimatlos. Stattdessen sieht der Verein, der vor allem den Breitensport fördert, eine Chance in der Erweiterung des Programms - etwa durch den brasilianischen Kampftanz Capoeira und andere kursbasierte Angebote. Überdenken will man auch die Belegung der Räume in dem verschachtelten Gebäudekomplex. Das TSV-Büro könnte verlegt werden, das Fitnessstudio soll im September renoviert werden. Danach will der TSV Starnberg eine Werbekampagne starten, um neue Mitglieder zu gewinnen.

Mittlerweile zeichnet sich auch ab, dass die Gaststätte "Ab sofort", die Pächter Sandor Nemeth nach insgesamt 16 Jahren aufgegeben hat, auf ausdrücklichen Wunsch der Stadt Starnberg als Eigentümer weiter betrieben werden soll. Die Suche nach einem Nachfolger läuft auf vollen Touren; im Idealfall im November 2015 könnte die allseits beliebte Kneipe wieder eröffnen. Zum Abschluss der Pressekonferenz bedankte sich TSV-Präsident Frey bei der Stadt Starnberg, er "hofft weiterhin auf eine gute Partnerschaft". Eva John erwiderte den Wunsch, lobte die problemlose Zusammenarbeit zwischen Stadt und Verein - und fügte hinzu: "Oder, Herr Frey?"

© SZ vom 04.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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